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Reptilien-Forscher ist sein eigentlicher Traumberuf Zum Ausbildungsberuf des Konditors ist Drexler per Zufall gekommen. Das war so: An der Natur und insbesondere an Reptilien, an prähistorischen, possierlichen Tierchen, war er von klein auf interessiert. Und so kam es, dass er ein Praktikum in der Zoohandlung in Röhrnbach machte. Das hat ihm auch gefallen, allerdings fehlen in dem Bereich entsprechende Jobmöglichkeiten. Mit dem Beruf des Reptilien-Forschers, des Herpetologen (Lehre und Kunde von den Tierklassen der Amphibien bzw. Lurche und Reptilien), könne man damit in Heimatnähe nicht viel anfangen, und als Verkäufer im Zoofachgeschäft oder als Zoologe im Tierpark wollte Niklas dann auf Dauer auch nicht arbeiten. Neben der Zoohandlung befand sich damals auch die Confiserie Schreiner – und da die Backkunst eben das zweite Hobby von Niklas ist, kümmerte er sich gleich dort um einen Ausbildungsplatz. Mit einem Notendurchschnitt von 1,2 (Mittlere Reife) hat er die Realschule Hauzenberg verlassen, und hat nicht das gemacht, was andere von ihm erwarteten, sondern genau das, mit dem er glaubte, glücklich zu werden: eben eine Konditor-Ausbildung. Und Glück und Erfolg haben dann auch tatsächlich zugeschlagen.

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Schöne Torten kommen von entspannten Leuten „Eigentlich ging es mir auch darum, das Klischee aus der Welt zu schaffen, dass der Mann nicht in die Küche, nicht an den Herd gehört“, erzählt Niklas auf der Terrasse der Mietwohnung von seiner Mama, die Altenpflegerin im Caritas-Seniorenheim St. Josef in Hauzenberg ist. Er wohnt zusammen mit Bruder Manuel bei ihr, einem gelernten Garten- und Landschaftsbauer, der bei Willi Anetzberger beschäftigt ist. „Der Manuel ist der Grobmotoriker, der Niklas ist der Feinmotoriker“, sagt Alexandra voller Stolz über die unterschiedlichen Talente ihrer beiden Söhne. Sie hat es früh bemerkt, dass dem Niklas das Künstlerische, das Filigrane und das Feine besonders liegt. Er habe schon in der Schule eine außergewöhnliche Gabe fürs Zeichnen gehabt. Eine Gabe, die er heute auch beim Tortenbacken einsetzen kann.

Die Karriere nahm mit dem Nachmachen von Mamas Mamor- und Erdbeerkuchen seinen Ursprung. Schnell war ihm das zu langweilig und er tastete sich an coolere süßsahnige Prachtwerke und an spannende Geschmackskombinationen wie etwa Erdbeere-Holunder oder Salz-Karamell-Popcorn heran. „Schöne Torten kommen von entspannten Leuten“, ist der 20Jährige überzeugt, der bewusst und auch gerne mal gegen den Strom schwimmt. Die Kopfarbeit sei da nicht das Entscheidende. Man müsse mit Liebe backen und in seiner eigenen Welt sein. „Zu viel Konzentration tut der Torte nicht gut. Am besten ist es, wenn man das Hirn ausschaltet“, erklärt Niklas, der auch schon ein Mini-Backbuch mit veganen Cupcakes zusammengestellt hat. Wohl auch deswegen, weil er drei Jahre lang als Vegetarier, und ein Jahr davon als Veganer gelebt hat. Auch sei es so, dass einem ein am Anfang gemachter Feh-

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