turi2 edition #8, Das große Buch vom Erfolg: Was Menschen, Medien und Marken stark macht.

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K wie Korrespondentin: Edith Kimani

» Ich war 19, hatte einen Job und dachte: Was mache ich damit? «

Foto: Jens Twiehaus

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KTN braucht Nachwuchs und sucht ihn dith Kimani steht mit beiden per Fernsehshow. Kimani gewinnt die Beinen im Leben, aber mit jedem öffentliche Suche nach Kenias Superstar eigentlich auf einem anderen Konvor der Kamera ohne nennenswerte TVtinent. Das liegt nicht nur an ihrer HerErfahrung – und ist über Nacht bekannt kunft – die Deutsche-Welle-Journalistin in der 50-Millionen-Einwohner Republik. mit Wohnsitz Berlin stammt aus Kenia. „Ich war 19, hatte plötzlich einen Job und Ständiges Hin und Her ist Teil ihres Jobs. dachte: Was mache ich damit? So hat es Edith Kimani moderiert die News im Stuangefangen“, sagt sie und muss lachen. dio und düst wochenweise quer durch Mehrere Jahre moderiert sie NachAfrika. Sie trifft Popmusiker in ihrer Heirichten in Kenia, ist im Gespräch mit matstadt Nairobi, probiert Brautkleider internationalen Sendern. BBC und CNN in Benin-Stadt und interviewt männliche sind in Nairobi vertreten; auch die ChiProstituierte am Strand von Gambia. nesen mit CCTV. Die Deutsche Welle kann Kimani will es so. Sie will immer sie gewinnen. Seitdem pflegt Kimani wieder zurückgehen und „Geschichten sammeln“, wie sie es nennt, statt nur im Edith Kimani im Video-Portät von auch eine Liebesbeziehung zu Deutschturi2: turi2.de/edition/kimani land, insbesondere zu Berlin und ihrem Studio die Stories der Kollegen anzumoKiez in Schöneberg – obwohl das eine derieren. Das Angebot für Berlin erreicht Weile gedauert hat. sie 2016, als sie gerade mal fünf Monate Sie, die reisende Reporterin, hat anfangs fürchterOstafrika-Korrespondentin der Deutschen Welle ist. liches Heimweh. Kaum vorstellbar für Zuschauer, die Einer Zusage hätte beinahe die Liebe im Weg gestanden – die Liebe zu Land und Leuten. „Ich war damals gerade Kimani aus dem Fernsehen kennen, aufrecht sitzend und gerade in die Kamera schauend: „Welcome to the dabei, mich wirklich in den Kontinent zu verlieben. Ich program.“ Aber ihr Start in Berlin im bitterkalten Januhabe mich selbst als Afrikanerin wiederentdeckt.“ Ein ar sei „ein Monat Weinen ohne Unterbrechung“ geweTotal-Umzug kommt deshalb nicht infrage, stattdessen entsteht eine Doppelrolle als reisende Moderatorin oder sen, erzählt sie – und schrumpft an ihrem Küchentisch wieder zu einem Häufchen Elend zusammen. Sie habe moderierende Reporterin. ihre Mutter angerufen und ins Telefon geheult: „Ich Ihr inniges Verhältnis zur Heimat und zum afrikaweiß nicht einmal, wie Apotheke auf Deutsch heißt – nischen Kontinent ist spürbar. Sie trägt gern afrikaund selbst wenn ich zur Apotheke komme: Wie erkläre nischen Perlenschmuck, an der Wohnungstür hängt ich, dass ich Kopfschmerzen habe?“ der ironische Spruch „No hurry in Africa“ – der gute Die Arbeit in der Redaktion und vor allem das Studio Ratschlag, es gemächlich angehen zu lassen. bringen ein Gefühl von Zuhause zurück – eine seltsaEin großer Vorteil: Kimani sieht Afrika als Korresme Vorstellung, dass Kamera-Ungetüme ein wohliges pondentin mit anderen Augen. Sie kommt von außen und ist trotzdem eine von dort. Während Auswärtige oft Gefühl erzeugen können. Doch Kimani sagt, das Studio sei ihr Büro und der Ort, an dem sie sich am wohlsten zuerst an Krieg, Korruption und Hunger denken, kennt fühle. „Da ist viel Adrenalin im Spiel. Stellen Sie sich Kimani Startup-Unternehmer im Technologie-Mekka vor, Sie befinden sich in einem Boxring und müssen Nairobi. Und sie weiß, wie hungrig die junge Generatihüpfen, auf und ab, und warten auf die Glocke. So fühlt on nach einem besseren Leben ist, nach Chancen und es sich innerlich an. Ich liebe das einfach.“ In diesen Gerechtigkeit. Momenten, wenn das rote Kameralicht angeht, steht sie Die persönliche Chance ihres Lebens bekommt Kimani mit 19 Jahren. Frisch fertig mit der Schule hängt wirklich mit beiden Beinen nur auf dem Studioboden. sie in der Warteschleife für ein Studium in Europa, da bekommt sie den Tipp: Der junge Privatsender Jens Twiehaus

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