Auf leisen Reifen Gibt es einen ironischeren Namen für einen erfolgreichen Auto-PR-Mann? Der gelernte Journalist Oliver Schrott betreibt eine Kommunikationsagentur mit 240 Angestellten und Büros in Köln, New York und Peking – fliegt aber selbstsicher unter dem Radar der Branche
I
m Herbst 2006 fahren 36 E-Klasse-Limos von Paris nach Peking. Es sind Dutzende Journalistinnen an Bord. Die Testfahrt soll öffentlichkeitswirksam zeigen, was die E-Klasse kann. Zuvor hatte eine große Rückrufaktion das Image der Mercedes-Reihe angeknackst und die Verkaufszahlen gedrückt. Am Ende der 28-tägigen Reise stehen 13.600 Kilometer auf den Tachos, mehr als 40.000 Liter Diesel fließen durch die Tanks. Internationale Medien berichten. Was aus heutiger Sicht irrsinnig und verschwenderisch wirkt, feiert die Branche damals als „organisatorische und publizistische Meisterleistung“. Hinter der CO2-intensiven Aktion stehen Oliver Schrott und sein Agenturteam. Schrott, Jahrgang 1962, betont, dass er für seine Kunden schon immer in Bildern denkt: „Heute muss alles instagrammable sein. Wir haben damit schon in den 90ern mit Blick auf das Fernsehen angefangen, als PR noch weitgehend textorientiert war.“ Schrott ist Gründer und Inhaber der Agentur Oliver Schrott Kommunikation, kurz OSK, die es seit 1993 gibt. Mit seiner Firma blickt er auf einige spekta-
kuläre PR-Coups für die Automobil- und Mobilitätsbranche zurück, beschäftigt 240 Mitarbeiterinnen, hat Büros in Köln, New York und Peking. 2020 zählt OSK mit mehr als 20 Millionen Euro Honorarumsatz zu den Top 10 der größten PR-Agenturen Deutschlands. Trotzdem ist das Unternehmen neben Branchen-Elefanten wie Serviceplan oder FischerAppelt vergleichsweise unauffällig unterwegs. Einmal sagt Schrott, dass er die „unbekannteste große Kommunikationsagentur Deutschlands“ leitet. Seine Begründung: „Bevor wir über uns reden, reden wir über unsere Kunden. Dafür bezahlen sie uns ja auch gut.“ Aufgewachsen in Frankfurt am Main entdeckt Schrott früh eine Leidenschaft für „alles, was sich bewegt“: Schiffe, Flugzeuge, Autos und Eisenbahnen. Erst will er Lokführer werden, dann Journalist. Nach dem Abi leistet Schrott Zivildienst beim Roten Kreuz und volontiert bei einem Pressebüro in Düsseldorf. Er ist 24, als er mit Sebastian Turner, Annette Milz und Stefan Kornelius das „medium magazin“ gründet. Kurz darauf wird er Ressortleiter bei der „Auto Zeitung“
80 · turi2 edition #15 · Bewegung