Storytelling unter Strom Der Energieriese E.on will sich in der Energiewende neu positionieren. Dafür verpackt er Themen rund um die Steckdose in emotionale Geschichten
E
s ist 2001 und Arnold Schwarzenegger schüttelt, was er hat: Rasierapparat, Kaffeemaschine, Mixer, sogar einen Kühlschrank bringt er in Wallung. Diesen ziemlich abgefahrenen TV-Spot beendet der schauspielernde Bodybuilder mit einem nachhallenden „Mix it, Baby!“. Sonderlich erfolgreich ist der beworbene Mix-Power-Stromtarif zwar nicht. Aber E.on, dem frisch gezeugten Kind der beiden Großkonzerne Veba und Viag, verhilft Arnie zu Aufmerksamkeit. Auch andere Promis wie Veronica Ferres („Mein E.on steht mir gut“) und das Trikotsponsoring bei Borussia
Dortmund tragen dazu bei, dass der Energie-Neuling in der Bekanntheitstabelle steil nach oben strömt. Heute gehört er mit einem Umsatz von 61 Milliarden Euro und 78.000 Mitarbeiterinnen zu den größten und zugleich bekanntesten Anbietern in Europa. Doch es liegen zwei Dekaden wechselhafter Episoden hinter dem Unternehmen: Konzernumbau, Energiewende, Integration von Innogy. Und das 16-Milliarden-Euro-Minus im Jahr 2016, nach der Abspaltung der Kohle und Gas verarbeitenden Kraftwerkstochter Uniper. Abgesehen von wenigen noch laufenden Atommeilern betreibt der
164 · turi2 edition #15 · Bewegung
Konzern inzwischen keine konventionellen Kraftwerke mehr. „Energie war ein Teil des Problems“, sagt E.on-Markenchef Axel Löber und meint damit den Klimawandel. „Es ist höchste Zeit, dass Energie ein Teil der Lösung wird.“ So vollzieht Eon die Kehrtwende: weg vom Stromproduzenten, hin zum Transporteur und Lösungsanbieter, zum Beispiel für Städte und die Industrie. Energie wird zunehmend dezentral erzeugt, etwa mit Photovoltaik und Windkraft. Schon jetzt fließt Strom aus rund 800.000 erneuerbaren Energiequellen durch deutsche E.on-Netze – der „muss intelligent verteilt werden“, sagt Löber.