Treffpunkt.Bau 11/2019

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KURZ GESAG T .

Meinung im NKT TREFFPU

Belt-Querung – die Vision bleibt Von Rainer Oschütz Neues wagen, Visionen entwickeln, Chancen nutzen sowie Herausforderungen meistern – all das scheint gegenwärtig in Deutschland abhandengekommen zu sein. Es entwickelt sich eine Gesellschaft, die protestiert gegen neue Stromleitungen, AKW, Kohlekraftwerke und Windräder. Auch Dieselkraftstoff und Flüge sind verpönt. Beim Mobilfunk konkurrieren wir mit den Schlusslichtern in Europa. Die Automobilindustrie befindet sich in einer selbstverschuldeten Krise. Und kaum ein Infrastruktur-Projekt gelingt in dem Zeit- und Kostenrahmen, der einst versprochen wurde. Dazu gehört auch der Fehmarn-Belt-Tunnel – das zweitgrößte europäische Infrastrukturprojekt. Damit scheint der Traum von einer gewaltigen nordeuropäischen Wirtschaftsregion Hamburg-Malmö-Kopenhagen mit bis zu neun Millionen Menschen in weite Ferne gerückt zu sein. Eine schlechte Nachricht kam dieser Tage vom Bundesrechnungshof: Die Schienen- und Straßenanbindung der geplanten Fehmarn-Belt-Querung zwischen Deutschland und Dänemark wird noch einmal teurer. Vor vier Jahren hatte der Bundesrechnungshof bereits mit Kosten von 2,2 Milliarden Euro gerechnet – ursprünglich sollten es 817 Millionen Euro sein. Nun geht der Bundesrechnungshof von 3,5 Milliarden Euro aus. Das wäre mehr als vier Mal so viel. Die Deutsche Bahn wies jedoch die Summe zurück: „Die im Bericht des Bundesrechnungshofs aufgestellten Kosten sind schlicht falsch und entbehren jeder Grundlage“, heißt es. „Die Kosten der Schienenanbindung zur Fehmarn-Belt-Querung liegen aufgrund der derzeitigen Planung bei 1,7 Milliarden Euro. Zusätzlich sehen die Planungen einen Risikopuffer von 1,1 Milliarden Euro für etwaige Baukostensteigerung und noch nicht bekannte Risiken vor.“ Fest steht, dass Dänemark mit den Vorbereitungen für den Tunnelbau neben dem Fährhafen von Rødby bereits begonnen hat. Auf deutscher Seite kann man frühestens 2021 mit den Arbeiten starten. Doch es wird höchste Zeit, die Vorbereitungen für die Hinterland-Anbindung zu forcieren. Dass bisher kaum etwas passiert ist, hat wohl auch etwas damit zu tun, wie in Deutschland politische gewollte Großvorhaben durchgesetzt werden. Vielleicht wird der Bau des Fehmarnbelt-Tunnels ja beispielgebend, wie Großprojekte im geplanten Zeitraum und den vorgegebenen Kosten errichtet werden können. Die Vision jedenfalls, die bleibt bestehen …

INFOGRAFIK

Erste Bremsspuren Die Baukonjunktur in Deutschland hat im September 2019 erstmals seit einem halben Jahr etwas an Fahrt verloren. Auftragsreichweite und Kapazitätsauslastung im Bauhauptgewerbe blieben zwar gegenüber dem Vormonat noch unverändert, bei der Beurteilung der Geschäftslage und der Bautätigkeit sowie bei den entsprechenden Erwartungen der Betriebe für die nächsten Monate zeigten sich allerdings leichte Eintrübungen. Dies ist jedoch üblich, wenn Herbst und Winter bevorstehen. Grafik/Text: imu-Infografik Quelle: ifo Institut

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