Top Magazin Stuttgart Sommer 2018

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des Erholens Im Normalfall ist es so, dass sich unser Organismus nach einer körperlichen oder geistigen Anstrengung fast von selbst erholt. Dafür müssen wir ihm nur ausreichend Gelegenheit geben. Aber was heißt eigentlich „nur“, und wie viel ist überhaupt „ausreichend“? top magazin verrät Ihnen, wie Sie sich richtig erholen und welche Dinge Sie beachten müssen, damit sich Ihr Köper quasi von selbst wieder regeneriert.

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eider gilt Stress heutzutage als angesagt! Denn wer viel arbeitet gilt somit als ein wichtiger Leistungsträger in unserer Gesellschaft und wird deshalb bei Familie, Freunden und Kollegen höher angesehen. Wie bei so vielen anderen Dingen, gibt es auch beim Stress unterschiedliche Arten. Laut Dr. Hans Seyle, der als „Vater der Stressforschung“ gilt, unterscheidet die Medizin zwischen dem positiven Eustress und dem negativen Distress. Letzterer ist es, der heutzutage überwiegt und viele von uns krank macht. Dagegen hilft meist nur, ein paar Gänge herunterzuschalten und sich ausreichend zu erholen. Doch der Weg zur Erholung sieht für jeden Menschen sehr unterschiedlich aus. So ist Erholung für den einen Sport oder Bewegung an der frischen Luft, für den anderen ist Ruhe, Lesen oder einfach Nichtstun das beste Mittel, um wieder zu Kräften zu kommen. Wieder andere dagegen finden ihren erholsamen Ausgleich in einem kreativen Hobby. Aber egal, wie unterschiedlich die Wege der Erholung sind, das Ziel ist immer dasselbe: Nämlich die Rückgewinnung unserer verbrauchten Kräfte. Denn ohne ausreichende Erholung können wir unsere verbrauchten Kräfte nicht wieder mobilisieren, und unsere volle Leistung nicht ausschöpfen, wenn es drauf ankommt – sowohl im Privatleben, als auch im Beruf. Und nicht nur das: Langfristig kann mangelnde Erholung sogar eine ernste Gefahr für die Gesundheit werden. Vor allem, seit

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wir durch die elektronischen Medien quasi immer und überall erreichbar sind, und nie zu 100 Prozent abschalten können, haben die psychischen Erkrankungen deutlich zugenommen. Jegliche Art von Arbeit beansprucht sowohl körperliche als auch psychische Ressourcen und führt bei einer längeren Ausführung zur Erschöpfung. Besteht ausreichend Zeit, die leeren Speicher zu füllen, wird der Ausgangszustand wieder hergestellt und es kann von vorne losgehen. Höhere Arbeitsanforderungen, längere Arbeitszeiten sowie Kommunikationsdruck und eine Freizeit voller Termine und Verpflichtungen wirken nachteilig auf die Erholungszeiten. Wer sich unerholt in einen neuen Arbeitstag stürzt, bewältigt diesen nur mit doppeltem Energieaufwand. Wer diesen Kreislauf über längere Zeit nicht durchbricht, erlebt eine Beeinträchtigung von Gesundheit und Wohlbefinden. Diese beiden Attribute sind wichtige Voraussetzungen für unsere Leistungsfähigkeit. Laut aktuellen Studien im Bereich der Stressforschung sind erholte Menschen zufriedener mit ihrem Leben. Sie erfüllen ihre Aufgaben besser, zeigen mehr Eigeninitiative und Kreativität und nehmen Herausforderungen als weniger anstrengend wahr. Diese Effekte zeigen sich sowohl kurz- als auch langfristig. Denn wer morgens erholt ist, zeigt tagsüber eine bessere Leistung.

Fotos: fotolia

Die Kunst

Stressfaktor Urlaub Doch wie gelingt es einem, sich richtig zu erholen? Stress abzubauen, in dem man im Urlaub oder in der Freizeit einfach nur faul rumliegt, klappt meistens nicht. Laut des Zentrums für Gesundheit der Deutschen Sporthochschule Köln hat man nach einem erholsamen, aber aktiven Urlaub bis zu zehn Wochen lang nachweisbar weniger Stresshormone im Körper und ist somit stressresistenter. Ebenso wird das Immunsystem gestärkt und ist widerstandsfähiger gegen Bakterien und Viren im Alltag. Doch was ist eigentlich ein erholsamer Urlaub? Aktiv, aber unspektakulär sollte die freie Zeit verbracht werden. Verbringt man seine Ferien beispielsweise in der Nähe der Heimat, dann hat man gute Chancen, sich zu entspannen, weil lange Flugreisen und die Umstellung auf eine andere Klimazone entfallen. Auch muss sich der Körper bei einem heimischen Urlaub nicht auf fremdes Essen einstellen. Denn wenn es bei einer Fernreise zu Darmproblemen und Durchfallerkrankungen kommt, erfährt der Körper dadurch beträchtlichen Stress, was wiederum den herbeigesehnten Erholungseffekt verhindert. Doch wie lange braucht der Köper eigentlich bis er sich richtig erholt hat? Man ging bisher davon aus, dass der Mensch drei Wochen dafür benötigt: Eine Woche für den Stressabbau und weitere 14 Tage für die Regeneration. Doch ob dem wirklich so ist, darüber sind sich Urlaubsforscher bis heute noch nicht zu 100 Prozent einig. Mindestens 15 Minuten Erholung jeden Tag Erholung sollte sich möglichst nicht nur auf einen oder mehrere Urlaube im Jahr beschränken. Vielmehr ist es sinnvoll, dass ausreichende Entspannung oder Entschleunigung jeden Tag stattfindet. Dafür sollte man sich mindestens 15 Minuten Zeit nehmen, diese sollten dann allerdings effektiv genutzt werden. Wichtig ist hierbei, dass wir uns darüber im Klaren sind, was uns eigentlich tagtäglich stresst, welche Dinge an unseren Kräften zehren und nach welcher Art Entspannung wir uns sehnen. Suchen wir Entspannung nach einem turbulenten Arbeitstag auf der Couch und lassen uns vom Fernseher berieseln, empfindet das der Körper zwar ebenfalls als Entlastung und Entspannung, doch der große Unterschied liegt im Ausmaß und der Geschwindigkeit mit der die ausgeschütteten Stresshormone abgebaut werden. Zwar fährt der Körper auch auf der Couch Atmung, Blutdruck und Herzschlag runter, doch die Musku-


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