!ticket Juni 2017

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Fotos: Arenaria, Oper N Air, Peter Palme

Enttäuschung Freiheitsstreben und Selbstüberschätzung Im „Gefangenenchor“ oder auch „Freiheitschor“ sehnen sich die gefangen genommenen und nach Babylon entführten Hebräer nach Rückkehr in ihre Heimat. Verdi komponierte „Nabucco“ 1841, die Uraufführung fand am 9. März 1842 im Teatro alla Scala in Mailand statt. Da passte der Chor perfekt für die Italiener, die sich nach einem eigenen, unabhängigen Staat sehnten. Weder fremde Mächte noch die Kirche sollten über den Staat bestimmen. Auch in anderen Verdi-Opern – zum Beispiel in „Macbeth“ in der „Hymne der Vertriebenen“, wenn die schottischen Flüchtlinge ihr Leid über das verlorene Vaterland anstimmen – kommen solche Hymnen mit der Sehnsucht nach Freiheit sowie Unabhängigkeit zum Ausdruck. Eine weitere wichtige Rolle spielt in der Oper allerdings auch der Titelheld Nabucco, der sich selbst zum Gott machen will, doch er verfällt dem Wahnsinn. Erst als er sich zum Gott der Hebräer bekennt, wird er geheilt. Die Hebräer werden freigelassen und die Babylonier bekennen sich zu Jehova. Wer übrigens bei „Nabucco“ an ein Erdgas-Pipeline-Projekt denkt, liegt damit auch nicht falsch. Denn die NabuccoPipeline wurde tatsächlich nach der Oper benannt. Als sich das Konsortium aller Beteiligten das erste Mal traf, war das Abendprogramm ein Besuch der Wiener Staatsoper. Auf dem Programm stand Verdis „Nabucco“. Das Projekt ist mittlerweile eingestellt – vielleicht war der

Namensgeber Nabucco doch nicht so sinnvoll gewählt … Vaterliebe Auf die Quintessenz gebracht, könnte man den Inhalt von „Rigoletto“ in einem Satz wie folgt sagen: Zwei Männer machen einer Frau das Leben schwer, zum einen der Vater, der seine heiß geliebte Tochter vor allen Gefahren schützen will, und zum anderen der Liebhaber, der es mit der Treue nicht so ernst nimmt. Eine Konstellation, die häufig anzutreffen ist – doch ein dermaßen tragisches Ende wie bei Verdi beziehungsweise eigentlich bei Victor Hugos Versdrama „Le Roi s’amuse“ findet man dann doch selten. Rigoletto, der bucklige Hofnarr, unterstützt seinen Herrn, den Herzog von Mantua, bei seinen unzähligen Liebesabenteuern. Als der Herzog aber auch Rigolettos Tochter verführt, will dieser aus Rache den Herzog ermorden lassen … Seit der Uraufführung 1851 wird „Rigoletto“ weltweit gespielt und ist in den nächsten Monaten in unterschiedlichen Inszenierungen auch in Österreich zu sehen. In den ersten zehn Jahren nach der Uraufführung soll das Werk gar in 250 Opernhäusern aufgeführt worden sein. Für jeden Bariton ist die Figur des Rigoletto eine Traumrolle, enthält diese doch unzählige Facetten: Scherz und Spott, Bosheit und Verachtung, Rache und Verzweiflung sowie Tränen und Reue. Aber auch Rigolettos Tochter Gilda durchlebt eine starke Entwicklung: ist

sie zu Beginn noch verliebtes Mädchen, wird sie im zweiten Akt zur Geliebten und danach zu einer enttäuschten, verletzten Frau.

Nabucco auf der Kasematten Direkt unter dem höchsten Punkt der steirischen Landeshauptstadt, dem Plateau des Schlossbergs, befindet sich der urigste sommerliche Freiluft-Veranstaltungsort von Graz, die Kasematten-Bühne.

Rigoletto in Reinsberg Auch das historischromantische Ambiente der Burgarena Reinsberg bietet einen idealen Schauplatz für eine mitreißende Inszenierung der fesselnden Dramatik und betörenden Melodien Verdis.

termine „Nabucco“ erleben wir am 26. und 27. Juli auf der Kasemattenbühne am Schlossberg Graz, „Rigoletto“ in der Wiener Staatsoper zwischen 6. und 17. Juni, im Steinbruch von St. Margarethen zwischen 12. Juli und 19. August, in der Burgarena Reinsberg zwischen 18. und 19. August sowie im Musiktheater Linz zwischen 4. November und 20. März. Achtung: Es handelt sich dabei um unterschiedliche Inszenierungen!

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