Handel im Wandel Abseits der regulierten Börsen mit ihren hübschen Kurstafeln und akkurat gekleideten Händlern hat sich über Jahre hinweg eine Schattenwelt des Kapitalmarkts etabliert. Hier scheut man Transparenz und Öffentlichkeit, man bleibt lieber unter sich. Doch die Tage des geheimen Treibens scheinen gezählt.
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Time is money
ir schreiben das Jahr 2007. Die Liberalisierung des Börsenmarktes kommt in Form der Markets in Financial Instruments Directive – kurz MiFID. Zu tief hatten die etablierten Börsen in die Taschen der Investoren gegriffen. Mehr Wettbewerb unter den Finanzplätzen verfolgt das Ziel, die Gebührenordnungen auf Diät zu setzen. Mit Einführung der MiFID existieren neben den etablierten Börsen nun drei Gruppen von Handelsplätzen. Sie alle konkurrieren um die Gelder der Anleger.
Zu ähnlicher Zeit feiert eine zweite Bewegung ihren geheimen Siegeszug: der Hochfrequenz handel. Den Aufstieg der bis dato meist unbekannten Institute in den Vereinigten Staaten beschreibt Michael Lewis in seinem 2014 erschienenen Buch „Flash Boys“. Sie heißen Citadel, Virtu oder Teza. Die Idee: Händler nutzen computergestützte Algorithmen, um in Millionstelsekunden Wertpapiere zu kaufen und zu verkaufen.
Da wären erstens die systematischen Internalisierer. Plattformen, an denen für gewöhnlich ausschließlich Banken die Aktienaufträge ihrer Kunden handeln. Ferner gibt es die Over-theCounter-Plattformen, welche bisher nur den Banken vorbehalten waren und mit der Liberalisierung nun auch Dritten zugänglich sind. Zu guter Letzt ermöglicht die MiFID die Schaffung der Multilateral Trading Facilities. Auf Deutsch: privatrechtlich organisierte Börsen. Sie nennen sich BATS oder Chi-X und sind mehrheitlich Ableger von bereits in den Vereinigten Staaten agierenden Handelsplätzen. Zwischen den drei Formen
Programmierer gehören über Nacht zu den gefragtesten Menschen an der Wall Street. Der Faktor Geschwindigkeit erhält eine ganz neue Dimension. Selbst die Länge des Hochgeschwindigkeits-Glasfaserkabels wird als begrenzender Faktor identifiziert. Damit ist die Jagd eröffnet, welches der Institute seine Server näher an den Zentralrechnern der Börse platziert. Parallel investieren sie Millionenbeträge in den Ausbau von Hochleistungsnetzen beziehungsweise die Möglichkeit, die schnellsten Datenverbindungen zwischen den verschiedenen Börsen vorrangig nutzen zu können.
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bestehen erhebliche Unterschiede in Sachen Transparenz und Regulierung. Entsprechend werden die ersten beiden Formen auch noch unter einem anderen Namen bekannt: Dark Pools.
Three Minutes Jubiläumsausgabe 2014