Theater Magdeburg - Spielzeit 2014/2015

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Fragen zur Spielzeit an Schauspieldirektorin Cornelia Crombholz Liebe Cornelia, herzlich willkommen am Theater Magdeburg. In den letzten Jahrzehnten hast du erfolgreich in ganz Deutschland und im Ausland Regie geführt. In der letzten Spielzeit warst du Schauspieldirektorin am Volks­theater Rostock. Was bedeutet jetzt der Wechsel nach Magdeburg? Erst einmal freue ich mich sehr auf Magdeburg, auf die Kollegen hier und auf unser Publikum. Für mich ist es ja auch eine Art Heimkehr, ich bin gebürtige Anhaltinerin und da ist es schon etwas Besonderes, nach den »Lehr- und Wanderjahren« wieder hierher zu kommen. Ich habe in den vergangenen Jahren sehr viel in Süddeutschland und Österreich gearbeitet, habe es im letzten Jahr dann sehr genossen, im hanseatischen Raum am Meer zu arbeiten und nun haben mich die Wasseradern des Binnenlandes wieder zurück in die Heimat gespült – mein Gott, das klingt ja schon fast nach einem geschlossenen Kreislauf des Lebens! Aber im Ernst, für mich sind die Wurzeln ungeheuer wichtig, aber eben auch, sich immer wieder auf die Suche zu machen, nach Neuem, nach Anderem, um Erfahrungen zu sammeln und die Welt zu entdecken, im Leben wie im Theater. Vor einer neuen Spielzeit steht ja immer eine relativ intensive Vorbereitungszeit an und mir war es wichtig, mich auch in Magdeburg auf Spurensuche zu begeben. Das heißt, die Stadt in ihrer Historie und in der gegenwärtigen Situation zu erkunden, genauso wie die Menschen, die hier leben. Das ist ja eine Stadt mit einer stolzen, über tausendjährigen Geschichte voller Kultur und Politik, eine Stadt der Arbeit. Aber auch eine geschundene – eine Stadt, deren altes Gesicht im zweiten Weltkrieg fast bis zur Unkenntlichkeit zerstört wurde, die sich aber wieder hoch gerappelt hat. Eine Stadt der Veränderung also, im Schlechten wie im Guten. Auch Theater ist Veränderung, »Schreiben im Sand«, vergänglich und doch eine uralte Kultur. Nach meiner Überzeugung macht man Theater für Menschen und ihre Lebenszusammenhänge. Deshalb möchte ich mich, was die Auswahl der Projekte und Stücke betrifft, auch ganz eng an Magdeburg und seinen Bewohnern orientieren. Natürlich stellt sich bei einem großen künstlerischen Wechsel immer die Frage, was das Publikum erwartet … Prinzipiell ist das Theater, welches ich inhaltlich und ästhetisch verfolge, eher bacchantischer Natur, mehr rauschendes, sinnliches Fest als intellektueller Diskurs. Natürlich bin ich nicht der Meinung, dass das Denken ausgeschaltet werden soll, aber ich glaube daran, dass die emotionale Erfahrung, das sinnliche Ereignis in uns mehr und Tiefgreifenderes auslöst, als einzig der intellektuelle Denkanstoß. Besonders in Zeiten wie diesen soll Theater auch träumen lassen, Türen in neue Welten aufstoßen, Glück erzeugen, es ermöglichen Abenteuer zu durchleben, natürlich auch Traurigkeit und Trauer auslösen, Wut gebären. Theater darf meiner Meinung vor allem eines nicht: kalt lassen!

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