Zukunftsforscher Matthias Horx im Interview
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»Prognostiker sind keine Päpste«
Klaus Vyhnalek
Matthias Horx vom Zukunftinstitut über die Grenzen der Zukunftsforschung, Leonard Cohen und seine besten und schlechtesten Prognosen. Herr Horx, warum können Sie die Zukunft besser voraussagen als ich? matthias horx: Wahrscheinlich kann ich das gar nicht. Vor allem dort nicht, wo es um Ihre persönliche Zukunft geht, denn die ist ja auch stark von Ihrem Verhalten abhängig. Was ich vielleicht besser kann ist, die
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verschiedenen Groß-Modelle, Szenarien und Behauptungen der Zukunftsforschung abzugleichen und daraus Wahrscheinlichkeits-Gewinne zu ziehen. Es geht darum, eine Übersicht über die Millionen von Prognosen zu behalten und dabei zu verstehen, was man voraussagen kann und was dem Zufall unterliegt, was wahrscheinlicher ist und was einfach nur Hype. Es geht dabei meistens nicht um Prognosen, sondern um System-Beschreibungen. Man nutzt die Zukunft als Spiegel, um die Gegenwart besser zu verstehen. Wir nennen
das die »Rekursion des Kommenden«: Die Zukunft wirft sozusagen ein Licht oder einen Schatten zurück. Welche Methoden kommen in der Zukunftsforschung zum Einsatz? Vieles ist zunächst einmal »educated guessing«: Man versucht, Muster in der Gesellschaft zu erkennen und sie nach vorne zu projizieren. Dazu braucht man viel Erfahrung und letztendlich journalistische Methoden. Dann gibt es die System-Methoden mit Hil-
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