Tectum Leseprobe Mynarek Papst Franziskus Kritische Biografie

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Hubertus Mynarek: Papst Franziskus

Schweigen, keinerlei Jubelstimmung auch rund um das Generalat der Jesuiten in Rom. Es „standen da keineswegs die Tore offen und war auch kein Korkenknallen zu hören, sondern die Fassade wirkte abweisender denn je“.102 Also, diesem überall wegen seiner Bescheidenheit und Liebenswürdigkeit gerühmten Papst kann man unmöglich eines absprechen: einen enormen Ehrgeiz und den kalt durchgesetzten Geltungsanspruch, der Richtige und Wichtigste in der jetzigen Misere der Kirche für diese zu sein.

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Wie megasympathisch und herzergreifend liebevoll dieser Kirchenmann auch den Menschenmassen vorkommen mag, da ist keineswegs alles an ihm so spontan, natürlich und nicht im Voraus berechnet, wie es scheint, sondern da stecken System, Strategie, Intention und Mission dahinter!

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Wenn doch die Masse der Gläubigen nur wüsste, was ihr blüht, nachdem sie den Papst als charismatischen Heilsbringer voll akzeptiert hat! Sie muss nämlich dann doch, sozusagen in einem zweiten Schritt, seine Heilslehre übernehmen – und die ist gar nicht liebenswert, sondern unmenschlich und grausam. Zwar: „Ostern errettet uns aus dem Chaos“, so der Papst. Aber zu welchem Preis: Indem „das Fleisch des Lammes geschlachtet wurde“! Das Lamm ist nach Bergoglio Jesus Christus. Und der musste (welch „wunderbares“ Gottesbild!) sterben, weil sein göttlicher Vater es so wollte. Da kommt wieder die verquere theologische Dialektik zum Vorschein: „Der Tod Jesu ist (zwar) das Werk der Menschen, aber dem Ratschlag Gottes entsprechend ist dieses Werk der Menschen >Werk< Gottes“. Gott ist das eigentliche „Subjekt der Auslieferung“ Jesu an die bösen Menschen, indem er „seinen eigenen Sohn nicht verschonte, sondern ihn für uns hingab“.103

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