Ein Genie macht Pause

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„Meine Bonität hat damals ausgereicht, um ein Geschäft über 20 bis 30 Millionen Deutsche Mark zu realisieren“, meint Ulrich Backeshoff. Ein Geschäft ganz nach seinem Geschmack. Er hatte damals den Zeitgeist erkannt. Es war eine einmalige Gelegenheit, die nur unter den besonderen Umständen zustande kam. Es funktionierte aber auch nur zeitlich begrenzt. Als die Nachfrage nachließ, wurden die Wertmarken wieder entfernt und die Kästen für 1,- DM nach Kroatien verkauft. Damit hatte Ulrich Backeshoff sogar den Einkaufspreis generiert. Obwohl es ihm durch seinen taktischen Coup gelungen war, einen Abnahmepreis für den Handel von 6,25 DM pro Kiste Pils anzubieten, konnte er mit seinen Brauereien nicht überleben. Die Firmen waren bereits marode, als er sie damals übernommen hatte, und der Abwärtstrend des Marktes ließ sich nicht aufhalten. Der Hauptgrund für die Schließung war jedoch die Unlust, die Ulrich Backeshoff in sich aufkeimen spürte. Was Ulrich Backeshoff besonders schmerzte, war die menschliche Enttäuschung. Wichtige Angestellte hatten ihn betrogen und Warenlieferungen bestätigt, die sie in Wahrheit nicht bekommen hatten. Das führte dazu, dass der Unternehmer mit Leib und Seele den Spass verlor. Für ihn ein hundertprozentiges K.o.-Kriterium. Eine Überzeugung, nach der er mehrmals in seinem Leben handelte – und nicht selten dafür für verrückt erklärt wurde. Aber was heißt eigentlich verrückt sein? Wenn man das Wort genauer be-

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Ulrich Backeshoff


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