Mein Gott, die Zeiten, die Zeiten von Monika Detering

Page 11

eigentlich vor Freude über das Wiedersehen Friederike geben wollte, verschwieg sie auch. Es gehört dem Jungen. »Nun, wir können die Angelegenheit gern bei der Polizei klä­ ren.« Das Wort »Polizei« reizte Anna eher zum Lachen als zum Wei­ nen. Ihr Gesicht glühte vor Verlegenheit. Ein Page rief: »Frau Puff, bitte zur Rezeption, Sie werden dort erwartet.« Sie stand auf, schob den Stuhl an den Tisch mit dem weißen Damastlaken, nickte Friederike und von Anlauf zu. Wer auch immer was von ihr wollte, dieser Mensch kam im passenden Augenblick. Alfred Poggel wartete in der Lobby. Die Polizei war also schon im Haus. Er lachte, stutzte, sah sie an und kannte seine Vermieterin inzwischen so gut, dass er wusste, sie steckte in Schwierigkeiten. »Fröhliche Weihnachten!«, wünschte er und überreichte ihr ein Päckchen. »Und – was sagen Sie nun – Ihre Küche ist wieder wie neu!« Anna wischte sich Tränen ab. »Alles in Ordnung?«, fragte er. »Nein.« Sie deutete an, dass sie in Schwierigkeiten war. Dass er sich bitte die beiden im Speisesaal mit seinem Ermittlerblick anschauen solle. Er ging mit Anna zurück. Friederike und von Anlauf blickten fragend. »Guten Abend«, begann er, »Kriminalinspektor Poggel.« Von Anlauf sprang von seinem Stuhl auf, murmelte »Entschuldi­ gung« und rannte fast aus dem Speisesaal. Friederike reagierte geistesgegenwärtig. »Wollen Sie Frau Puff festnehmen? Das wird auch Zeit!« »Und Sie sind?« Friederike hüstelte und hielt die Hand vor das Gesicht. »Ich schaue mal eben nach meinem Bekannten.« Sie nahm ihre Kroko­ handtasche. »Was doch so ein Wort wie Polizei ausmacht«, stellte Alfred ver­ gnügt fest. Dieser Anlauf – ich glaube, ich kenne dieses Gesicht … Muss mal morgen in die Fahndungslisten schauen … »Und wir zwei, 11


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.