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≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈ Die Welt in Weiss ��������������� Ein Junge, der am Schmerz gefallen findet und als Erwachsener seinen einzigen traurigen Lebenssinn im Erdulden desselben sieht. Ein anderer, der für seine Großmutter einen Zug der Verkrüppelten und Verletzten inszeniert, weil diese Krankheiten hasst und sie als kindisches Getue bei ihrem Enkel abtut. Eine Frau, die Tage und Nächte im Freien stehend scheinbar aus einem Telefonbuch liest, bis sie krank wird. Ein bedächtiger Schreiner, der dringend einen Arzt braucht und allein deshalb keinen bekommt, weil man den tatsächlich sich vor Ort befindenden vor lauter Höflichkeit und Ehrfurcht nicht stören mag. Joachim Zelter reiht in seinem Erzählband »Die Welt in Weiß« Krankengeschichten wie Perlen auf einen Faden auf, eine absurder als die andere, und dennoch mit einer Ahnung, dass nicht alles ganz so abstrus ist, wie der Leser gerne meinen möchte. Zelters neuster Streich, der seinem jüngsten Werk »Der Ministerpräsident« erstaunlich schnell folgte, und so flüchtig wie seine Geschichten selbst wirkt, ist für Hypochonder und Liebhaber beißenden bis zynischen Humors ein schneller Zeitvertreib. (eva) Klöpfer & Meyer, 124 S., 16 €

≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈ Mauje≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈ Mauje, so nennt sich Mark-Jens, der Protagonist im gleichnamigen Buch, denn was er ist, reicht nicht aus, muss optimiert werden. Er erzählt gut, jedem etwas anderes, erfindet die Zuneigung seines Vaters, zeigt sich schillernd, unterhaltsam. Maujes Fähigkeit die Bedürfnisse von Anderen zu erkennen, ermöglicht ihm Geschichten zu erfinden gegen Bezahlung. Eine Geschichte verheimlicht die Affäre für den Geschäftsmann, eine andere beschönigt die Laufbahn eines ambiti-

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