2013 07 subculture

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SOUNDCHECK

MAYA JANE COLES / COMFORT

Lieblings Cover

KANYE WEST / YEEZUS

ROBERT BABICZ / THE OWL AND THE BUTTERFLY

YASHA / WELTRAUMTOURIST

V.A. / MINMAX

KANYE WEST / YEEZUS

Universal / Rap / www.kanyewest.com Man muss sich das vielleicht so vorstellen. Kanye West schnürt sich gerade seine Air Yeezys und sieht beim Rausgehen aus der Luxussuite irgendeines Edelhotels in irgendeiner Stadt der Welt, wahrscheinlich Paris, dass das Lichtchen am Mikrofon im improvisierten Studio vor der Glasfassade mit Blick auf die dunkle hell glitzernde Stadt noch leuchtet. Dann läuft Kanye West da halt hin, dreht den Beat, auf den er letzte Nacht auf dem Flug hierher noch dreißig Spuren draufgepackt hat, Richtung Volume 100 und kritzelt auf einen Zettel einzelne Worte. Wolf, Mond, König, Grab, Schlampe. Er steppt ans Mikro: „I'm aware I'm a wolf / soon as the moon hit / I'm aware I'm a king / back at the tomb, bitch.“ Eine neue Line, alles klar, läuft. Kanye West steigert sich rein, regt sich auf. Fühlt sich wie ein Gott. Nächster Songtitel parat: „I Am A God“, und überhaupt: Sex. Ficken. Und die Dreckspaparazzi. All das ist aber unwichtig: Rassismus ist das größte Thema. Kanye West hat zu allem etwas zu sagen, auf „Yeezus“ brüllt er es hinaus. Zeitsprung: Andere Stadt, anderes Hotelzimmer, die Deadline steht vor der Tür, der nächste Transatlantikflug hebt gleich ab. Zum Glück ist Rick Rubin da. Der bügelt die wütenden elektroiden Beats glatt, und Kanye schreibt bis zum letzten Moment noch Songs und rappt ein. Er muss weiter: Seine schwangere Frau Kim Kardashian braucht Aufmerksamkeit. Nochmaliger Zeitsprung: Kanye West ist Vater einer gesunden Tochter. Und hat gerade das wütendste Album seiner Karriere veröffentlicht. Gut möglich, dass es auch das Wichtigste ist. Die Zeit wird es zeigen. Und die braucht man auch, um „Yeezus“ nahe zu kommen. DaWe

YASHA / WELTRAUMTOURIST

Four Music / R&B / www.yasha.tv Auf Marterias „Verstrahlt“ war es, als diese Stimme sich zum ersten Mal ins Gehör gefressen hat. Irgendwo zwischen Weltraumfahrt und Heiserkeit pendelte sich Yasha ein, der zuletzt gemeinsam mit dem Greenberliner und Miss Platnum auf „Lila Wolken“ auf Platz 1 abhob. Mit „Weltraumtourist“ erscheint nun Ende Juli das Debütalbum des Crooners, der eine interessante Biografie vorzuweisen hat und sich nach Berliner Partynächten plötzlich als Kleinarbeiter in Philadelphia wiederfand, die lokale Rap-Szene und die dortige Gewalt aus nächster Nähe kennenlernte, bevor er ArmaniAnzüge auf New Yorks 5th Avenue verkaufte und schließlich nach sieben Jahren in den USA zurückkehrte und fester Bestandteil im Marteria-Camp wurde. Produziert vom Erfolgstrio The Krauts (Mitglied Monk ist Yashas Bruder) atmet das Album den Vibe von „Zum Glück in die Zukunft“ — die Songwriterqualitäten von Marteria (neben Olli Banjo auch mit einem Feature dabei) sind klar herauszuhören — und rauscht in elf Stücken durch unterschiedliche Sphären und Emotionen, immer getragen von einer Ach, läuft schon alles irgendwie-Haltung: „Wir plündern mein Konto / Für eine Nacht reich / Für eine Nacht reicht’s.“ Wunderbares Album zum Beispiel für die Fahrt zum Strand — oder zum Baggersee. Eigentlich für jede Abfahrt. DaWe


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