style in progress 1/2019 – Deutsche Ausgabe

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SO LÄUFT’S

B e s s e r m ac h e n – Ta k t u n g

Ihr habt mit Les Deux eine erstaunliche Erfolgs­story hingelegt. Was war der Zündfunke, ausgerechnet ein Modeunternehmen zu starten? Kristoffer Haapanen: Alles begann mit einer Idee. Eine Idee, eine Nische in der Modebranche zu schaffen, ba­ sierend auf dem dualistischen Ansatz einer Kombination zweier völlig unterschiedlicher Stile. Die Ambitionen und Träume waren groß und ohne weitere Überlegung wurde Les Deux geboren. Die erste Kollektion war einfach ein weißes T-Shirt, von dem 500 Stück in einer zufälligen Größenverteilung produziert wurden. Am Anfang gab es keinen großen Masterplan. Nur Neugierde und Begeiste­ rung. Ihr hattet beide keinerlei Erfahrung in oder mit der Mode? Nein, weder Andreas noch ich hatten vorher etwas mit Mode zu tun. Wir hatten also viel zu lernen. War das vielleicht sogar ein Vorteil? Davon bin ich überzeugt. Denn so haben wir von Anfang an unseren eigenen Weg eingeschlagen und alle vermeintli­ chen Regeln des Fashionbusiness grundsätzlich hinterfragt. Manche sind sinnvoll, manche nicht. Mit welchen habt ihr gebrochen? Mit dem Regime der Saisonen. Am Beginn gab es keine Vororder, sondern ausschließlich straight to market. Wenn wir etwas aktuell großartig finden, dann soll der Konsu­ ment es auch sofort kaufen können, nicht erst in einem halben Jahr. Der Konsument ist für uns der Schlüssel. Auch wenn wir verstanden haben, dass der Handel aktuell Saisons und Vororder noch braucht, machen wir das doch auf unsere Weise. Wir bieten einen hohen Anteil unserer Kollektion immer sofort, weil wir überzeugt sind, dass das gerade der Fachhandel in der Omnichannel-Realität von heute braucht. Wofür steht Les Deux eigentlich? Der Name klingt nicht nur gut, er steht vielmehr für unse­ re Philosophie. Les Deux ist die Geschichte einer interkul­ turellen Beziehung zwischen einem politischen Flüchtling und einem Preppy Boy aus den Vororten. Zwei Persön­ lichkeiten, die sich gegenseitig inspirieren und die Vielfalt lieben. Die Authentizität dieser Beziehung ist der Kern von Les Deux. Diese Idee führen wir immer weiter. Das Thema unserer aktuellen Kollektion ist Germany 1990. Niemand braucht eine neue Modemarke. Es geht darum, Menschen mit einer Idee zu erreichen. Nur so können wir eine wirk­ liche Community aufbauen und unsere Kunden auch emo­ tional erreichen. Wir werden niemals von dem abweichen, was wir tun, aber warum wir es tun, ist ein größerer Zweck. Wir sind in der Phase des Aufbaus eines Unternehmens, in dem die Menschen an erster Stelle stehen und in dem wir uns trotz der Unterschiede zusammenfinden. Und es gab noch einen Grund, warum wir einen französischen Namen gewählt haben. Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit sind tatsächlich wertvolle Leitmotive. Kann man solche Botschaften mit Mode transportieren? Wir sind keine politische Marke. Aber Mode ist immer ein Spiegel der Gesellschaft und Ausdruck einer Idee. Es beginnt damit, dass wir ein Miteinander als etwas Positives

Kristoffer Haapanen (oben) und Andreas von der Heide (unten) stehen hinter der Marke Les Deux, die mit gängigen Regeln bricht.

und insbesondere in der Wirtschaft als etwas Unverzicht­ bares erkennen. Wie konnten wir wachsen und erfolgreich sein? Durch Partnerschaft mit unseren Kunden. Wie kön­ nen wir mit Les Deux in neuen Märkten starten? Durch Partnerschaft mit Menschen, die diese Märkte kennen und unsere Werte teilen. Welche Märkte stehen aktuell im Fokus? Mitteleuropa, insbesondere aber Deutschland, und Groß­ britannien. Wir haben 2018 in vier neuen Märkten an­ gefangen. 2019 starten wir in Frankreich und der Schweiz. Wir haben großartige Partner gefunden, die uns helfen werden, in diesen Märkten erfolgreich zu wachsen. Wir brauchen Menschen, die zu uns passen und die in ihren Märkten Experten sind. So wie wir Experten für Les Deux sind. Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie das Thema Germany 1990 in Mode umgesetzt werden kann. Das war ein spannender Prozess. Wir wollen eine sehr positive Botschaft vermitteln. Es geht nicht um den Kalten Krieg oder den Ost-West-Konflikt vor dem Fall der Mauer, sondern um den Aufbruch danach. Die deutsche Wieder­ vereinigung hatte enormen Einfluss auf Europa. Und wir sehen diesen Einfluss, bei allen Reibungen, die so eine gewaltige Veränderung mit sich bringt, als ein Geschenk. Unser Blick ist der eines jungen Mannes, der am 3. Okto­ ber 1990 geboren ist. In ein Europa, das seine Nachkriegs­ geschichte überwunden hat. Du sprichst viel vom „wir“… Weil wir nur im Team erfolgreich sein können. style in progress

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