Innenansichten

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Die sexuelle Revolution im Spiegel der Jugendzeitschrift BRAVO (1969–1985)

des auseinander gesetzt.5 Vor allem dem Kunsthistoriker Erwin Panofsky verdanken wir das „ikonographisch-ikonologische Modell“, welches es ermöglicht, Bilder zu interpretieren.6 Wenn von Bildwissenschaft die Rede ist, dann kommen sofort die Schlagwörter pictorial turn sowie iconic turn auf. Der erste Begriff ist von W.J.T. Mitchell (1992) geprägt. Der zweite entstand zwei Jahre später und wurde von Gottfried Boehm formuliert. Beide haben eine Wende vom Wort zum Bild festgestellt und, dass unsere Alltagskultur aufgrund unter anderem des world wide web immer mehr von Bildern beherrscht würde. Ziel ist es, den Bildern genauso wie den Texten wissenschaftliche Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.7 Für meine Bildanalyse orientierte ich mich an Peter Holzwarth und an dem von Alfred Holzbrecher und Sandra Tell vorgestellten „kommunikationspsychologischen Modell von Friedemann Schulz von Thun (1981)“8. Um für mich einen geeigneten Analyseapparat zu erstellen, nahm ich von jedem der hier erwähnten Personen eine Komponente aus deren vorgestellten Arbeitsschritten heraus und stellte mir meine eigene Methode zusammen. Bei der Ersteindrucksanalyse geht es darum, mit einer subjektiven Sichtweise an das Bild heranzugehen und eventuelles Kontextwissen so gut wie möglich auszublenden. Laut Peter Holzwarth sollen „spontane Assoziationen, Gedanken und Gefühle“9, die die/der BetrachterIn zum jeweiligen Bild entwickelt, niedergeschrieben werden. Auf der Sachebene wird das Foto unter technischen Gesichtspunkten betrachtet. Es wird dabei auf die Bildgattung, den Verwendungskontext, Bild- und Textplatzierung, Entstehungsort sowie -zeit geachtet. Beim Bild selbst liegt das Augenmerk auf Körperhaltung, Geschlecht, Gesichtsausdruck, Erotik, Kleidung, Nacktheit und Haltung.10 Bei der Beziehungsebene ist es wichtig darauf zu achten, wie die Personen zueinander positioniert sind. Es geht dabei um die „Beziehungsqualität der abgebildeten Personen [...] (Gestus, Körperhaltung/Habitus etc.) [...] sowie die Beziehungsqualität zwischen dem Fotografen und den abgebildeten Personen.“11 Aus diesen Arbeitsschritten erschließt sich mir, was das Bild bzw. Foto vermitteln möchte.

Textanalyse Für die Textanalyse, die im Zusammenhang mit der Bildanalyse zu sehen ist, wurden die Themen näher beleuchtet und nach dem Gegenstand der Artikel gefragt. Es wurde der Versuch unternommen, Argumente bzw. Aussagen herauszufiltern, die gehäuft vorkommen. Es soll festgestellt werden: „Welche Merkmale stehen im Mittelpunkt, welche Worte, Argumente, Ab5 Vgl. W.J.T. Mitchell, Vier Grundbegriffe der Bildwissenschaft, in: Klaus Sachs-Hombach (Hg.), Bildtheorien. Anthropologische und kulturelle Grundlagen des Visualistic Turn, Frankfurt am Main 2009, 319. 6 Vgl. Felix Thürlemann, Ikonographie, Ikonologie, Ikonik. Max Imdahl liest Erwin Panofsky. in: Klaus SachsHombach (Hg.), Bildtheorien. Anthropologische und kulturelle Grundlagen des Visualistic Turn, Frankfurt am Main 2009, 214. 7 Vgl. http://edoc.bbaw.de/volltexte/2011/1774/pdf/03_Bachmann_Medick.pdf, 2011 November 23. 8 Ebd. 9 Peter Holzwarth, Fotografie als visueller Zugang zu Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen mit Migrationhintergrund, in: Winfried Marotzki/ Horst Niesyto (Hg.), Bildinterpretation und Bildverstehen. Methodische Ansätze aus sozialwissenschaftlicher, kunst- und medienpädagogischer Perspektive, Wiesbaden 2006, 180. 10 Alfred Holzbrecher, Sandra Tell, Jugendfotos verstehen. Bildhermeneutik in der medienpädagogischen Arbeit, in: Winfried Marotzki/Horst Niesyto (Hg.), Bildinterpretation und Bildverstehen. Methodische Ansätze aus sozialwissenschaftlicher, kunst- und medienpädagogischer Perspektive, Wiesbaden 2006, 107. 11 Ebd., 111.

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