Stadtstreicher März 2018

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43 vom 01.06.-04.11.2018

Das Herz von Chemnitz - 220 JAHRE INDUSTRIEKULTUR

Das erlebt er auch bei einem eigenen kleinen Projekt, das er gemeinsam mit Studierenden zum Jubiläum beiträgt: „Küssen in Chemnitz“. Ausgangspunkt ist ein Fachbuch übers Küssen, erschienen im Jahr 1727 in Chemnitz: „Das ist wenig erotisch“, hat Fasbender bei der Lektüre zwar festgestellt. Doch die Entdeckung führte zur Frage nach dem Verlagswesen in der Stadt im 18. und 19. Jahrhundert: „Das ist jetzt Thema unserer Forschung.“ Zugleich kümmern sich die Studierenden um die Außenwirkung: Sie planen eine Präsentation in einer der innenstädtischen Galerien, sie reden mit Brautmodengeschäften, drehten einen Film in der Eisenbahn: „Damit werden Menschen in die Vorbereitungen des Jubiläums einbezogen, die vorher für sich vielleicht gar keinen Bezug dazu gesehen haben – das finde ich sehr erfreulich.“ Denn so schaffe man es vielleicht, die Narrative in der Stadt etwas aufzubrechen: Dass Chemnitz vor allem eine Industriestadt sei, dass man vor allem Zulieferer und Werkbank für andere sächsische Großstädte sei, dass man ja eigentlich bereit sei zum Abheben, aber Mehltau auf den Flügeln das verhindert. Ob das gelingt? „Da ist gerade sehr viel Kraft dahinter“, glaubt Fasbender: „Wenn wir es jetzt nicht hinbekommen, uns selbst neue Geschichten zu erzählen, dann schaffen wir es auf lange Zeit nicht.“

Di-Fr 9-17, Sa/So 10-17 Uhr, Industriemuseum, Chemnitz, Info: www.saechsisches-industriemuseum.de

09.06.18

Luftfahrt-Spektakel AM IKARUS Als 1896 der Chemnitzer Verein für Luftschifffahrt gegründet wurde, war er der erste in ganz Deutschland. Auch in den Jahren zwischen 1909 und 1912, als die ersten Flugmaschinen konstruiert wurden, waren Chemnitzer Luftfahrtpioniere wie Georg Baumgarten aus Grüna dabei. Beim Stadtteilfest am ehemaligen Flughafen, der 1926 eingeweiht wurde, geht es neben der historischen Spurensuche und dem Austausch unter Nachbarn und Fans im Ballon hoch hinauf. 14:00 Ikarus-Boulevard, Chemnitz

10.05.18

GROSSES BLEICHEN 1357 Das Bleichprivileg von 1357 war ein besonderes Vorrecht, das identitätsstiftend den Aufstieg der Stadt Chemnitz ermöglichte. Zum Bleichen an historischer Stätte sind alle Neugierigen und Wissbegierige eingeladen, Tücher, z.B. aus Leinen, mitzubringen, um sie auf der Wiese des Uferparks mit dem Wasser der Chemnitz wie vor über 600 Jahren zu bleichen. Vorträge der AG Geschichte geben Einblicke in die Rechte der Stadt und Entwicklung im Mittelalter. Max Liebermann - Die Rasenbleiche

11:00 Uferpark, Chemnitz

Fotos: Industriemuseum, Wikimedia, Nicola/Wikipedia

Ziel sollte vor allem sein, die Potenziale der Stadt zu heben, über die immer wieder gesprochen wird: die kurzen Wege zwischen den Akteuren, die ungenutzten Räume, die unerzählten Geschichten. „Leider gab es für solche Kooperationen keine Formatvorlagen und keine Organisationsstruktur“, erklärt Fasbender. Erst als die Wirtschaftsförderung CWE mit der Planung des Stadtjubiläums beauftragt wurde, lebte die Idee neu auf. Jetzt entstand die Netzwerk-Arbeit, die sich Fasbender von Anfang an gewünscht hatte: „Unterschiedliche Akteure lernen sich kennen und arbeiten an Projekten zusammen – da entsteht ein echtes Netz für die ‚Kultur von unten‘“, freut sich der Professor.

Etlichen Widrigkeiten zum Trotz ermöglichen Arbeiter, Ingenieure, Techniker und Unternehmer der Stadt Chemnitz seit rund 220 Jahren die Entwicklung zur führenden sächsischen Industriestadt. Die Sonderausstellung „Das Herz von Chemnitz" präsentiert nicht nur die großen Forschungsleistungen, wirtschaftlichen und technischen Entwicklungen sowie Innovationen am Puls der Zeit, sondern auch die kreativen Köpfe mit ihren Hoffnungen, Ideen und Produkten.


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