KOMPASS Stadtmagazin Ausgabe 07-08 | 16

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stILFOOd Text: Sandy Alami

Vegan, paleo, glutenfrei, laktosefrei, halal, koscher – die Ernährungsformen werden immer spezieller und ausgefallener. Ob aus gesundheitlichen, ethischen oder religiösen Gründen, noch nie haben wir so einen Kult um unser Essen betrieben.

Unser Essverhalten hat bisher noch nie so viele unterschiedliche Formen hervorgebracht wie heutzutage. Ein Ernährungstrend jagt den nächsten. Kohlehydrate werden verteufelt, Fleischesser werden belächelt und das fleischfreie Schnitzel erlebt einen Medienhype, der seinesgleichen sucht. Als Verbraucher wird man mit Informationen überhäuft, was man tun und lassen soll, was unserem Körper guttut. Die Informationen, die in den Medien gestreut werden, verunsichern eher, als dass sie aufklären.

Unverträglichkeiten und Allergien – tatsächlicher Anstieg oder nur ein Vorwand?

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nverträglichkeiten oder Allergien werden als die Verursacher der speziellen Ernährungsgewohnheiten angesehen. Die Verträglichkeit von Fetten und Eiweißen wird in der Ernährungsmedizin schon seit langem untersucht. Auch früher gab es Unverträglichkeiten, jedoch nicht so extrem wie heute. Vor allem bei Lebensmittelintoleranzen trat die Kuhmilchunverträglichkeit häufig auf. In Bezug auf das Geschlecht sind Allergien bei Frauen häufiger anzutreffen. Weiterhin ist die Verbreitung von Allergien in Städten größer als auf dem Land. Die Abkehr von natürlichen Lebensmitteln und der Mix aus unnatürlichen Bestandteilen in unserer Nahrung sind Gründe für die vermehrte Unverträglichkeit von Lebensmitteln. Technologisch aufgeputschte Nahrungsmittel, denen chemische Stoffe zugesetzt werden, vertragen wir nicht. Es werden immer mehr spezielle Produkte, wie zum Beispiel mit der Bezeichnung „frei von“, verkauft, obwohl die Forscher keinen Anstieg von Lebensmittelintoleranzen verzeichnen. Die Produkte sind frei von Zucker, frei von Fett, frei von Gluten, frei von Lactose. Allergiker sind begeistert vom Angebot, Produkte ohne das Weizenklebereiweiß Gluten oder das Milchenzym Lactose unkomplizierter zu erhalten. Aber aus Vorsicht greifen auch Nicht-Allergiker auf teure Speziallebensmittel zurück. Beispielsweise werden glutenfreie Produkte von 40 Prozent der Bevölkerung gekauft, obwohl nur ein Prozent aus gesundheitlichen Gründen darauf angewiesen ist. Der Profiteur bei diesem Trend ist einzig und allein die Nahrungsmittelindustrie, die mit ihren Werbestrategien verspricht, dass durch den Verzehr dieser Produkte die Gesundheit und das Wohlbefinden gestärkt werden. Die Bezeichnungen verwirren den Verbraucher eher. Wird beispielsweise ein süßes Dessert als „fettfrei“ angepriesen, so versteckt sich immer noch jede Menge Zucker darin, der das Dessert keinesfalls zum kalorienarmen Genuss macht. Von unten nach oben Ernährungspyramide nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung DGE (nach 1992, aktuell bis 2005) Foto: www.fgoe.org

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