KOMPASS Stadtmagazin Ausgabe 06 | 15

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wIe kInder daS VerGeSSen VerLernen Text: Sarah Sassenhagen

KLEINE UND GROS Wer kennt es bei seinen Kindern nicht? Die Butterbrotdose wird in der Schule vergessen, der Turnbeutel in der Sporthalle, in der letzten Sekunde fällt dem Sprößling noch ein, dass er Hausaufgaben für den nächsten Tag hätte erledigen müssen und überhaupt morgen eine große Klassenarbeit ansteht. Warum sind unsere Kinder so vergesslich? Warum treiben sie die Eltern damit manchmal fast in den „Wahnsinn“? Und wie helfen wir ihnen das Vergessen zu verlernen?

pLaStIkdOSen, HauSauFGaBen, GaMMeLIGeS OBSt Jedes Mal nach den großen Ferien hilft Sophies Mutter ihrer 8-jährigen Tochter beim Einräumen ihres Tornisters für das neue Schuljahr. Und ist entsetzt, als ihr eine breiige Banane in die Hände fällt. „Ups, die hab ich wohl vergessen“, grinst ihre kleine Tochter unschuldig entgegen. Ihre Mama seufzt, sie kann ihr nicht lange böse sein. „Pass aber bitte beim nächsten Mal besser auf“, ermahnt sie sie dennoch. Andere Szenarios im Alltag, wie beispielsweise das Vergessen der Aufgaben im Haushalt, das Nichteinhalten von Verabredungen und festen Zeiten oder das Anziehen der neuen Hose im Pferdestall, die trotz Absprache nur für „gute“ Anlässe genommen werden sollteall das sorgt für Frust und schlechte Stimmung zu Hause.

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Kleine WelT t H e M a

Kinder sind vergesslich, sie sind kleine und manchmal auch sehr große Schussel und wir Erwachsene ärgern uns enorm über die kleinen Vergesslichkeiten. Warum ? Weil es für uns selbstverständlich ist, an gewisse Dinge zu denken, vor allem, wenn sie wichtig sind. Eltern sollten sich dabei immer wieder in Erinnerung rufen, dass Ihr Kind diese Wichtigkeit unter Umständen noch gar nicht richtig wahrnimmt und die kleinen „Erinnerungen“ als bloße Schimpferei abtut. Während wir den Wert einer Plastikdose oder eines Turnbeutels samt Turnschuhen kennen und wissen, dass es wichtig ist, sein Eigentum in Sicherheit zu bringen, sind diese Dinge für Ihr Kind einfach nur Mittel zum Zweck. Etwas, was an sich nicht wichtig ist. Man braucht es schließlich nicht ständig, sondern nur zu bestimmten Zeiten. Versetzen wir uns dazu in die Lage eines Kindes: Die Welt um es herum wird erforscht. Immer mehr Aspekte des Lebens werden wichtiger - Freunde, der erste Schwarm, soziale Interaktionen, Erfolge in Schule und Hobby. Die Welt wird größer, spannender und da spielt eine kleine Brotdose oder das Vergessen des Geschirrspülers keine übergeordnete Rolle. Vor allem, wenn die Kinder noch sehr jung und unerfahren sind.


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