KOMPASS Stadtmagazin Ausgabe 3 | 18

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Zweifelhafte Öko-Bilanz W i e u m w e lt f r e u n dl i c h E - A u t o s w i r kl i c h s i n d // Elektroautos

gelten als Wunderwaffe im Kampf um eine gesunde Ökobilanz. Sie sollen den Individualverkehr sauber und leise machen. Aber ob die neuen Strom-Autos dieses Versprechen einlösen können, ist zweifelhaft. Denn ob ihre Öko-Bilanz positiv ist, hängt nicht nur davon ab, wie ihr Fahrstrom produziert wird. Er hängt auch von der Herstellung von Lithium-Akkus und den heute im Fahrzeugbau üblichen CFK-Karosserien ab.

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ür viele erscheinen Elektroautos als der ideale Ausweg aus dem Dilemma zwischen Individualverkehr und der Notwendigkeit, die globalen Folgen der durch diesen Verkehr verursachten Umweltprobleme zu bewältigen. Denn die Stromer geben selbst keine schädlichen Abgase ab. Man könnte also den Ausstoß schädlicher Treibhausgase spürbar senken, wenn es gelänge, die vielen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor durch Elektrofahrzeuge zu ersetzen. Das Interesse am Markt ist durchaus da. Das zeigt nicht nur der Erfolg des E-Autobauers Tesla, sondern auch anderer Marken. So ist der 2010 eingeführte Nissan Leaf das weltweit meistverkaufte Elektroauto. Er überholte damit den Tesla Model S, der 2015 und 2016 diese Spitzenstellung einnahm.

Allerdings ist die Ökobilanz von Elektroautos keineswegs unproblematisch. Mehrere Studien zeigen, dass deren Ökobilanz kaum besser ist als die von Verbrennern, wenn man sich auch die Art der Stromerzeugung anschaut, die Herstellung von Karosserieteilen aus Kunststoffen und die Produktion der zum Betrieb von E-Autos nötigen Lithium-Akkus. Eine Studie des schwedischen Umweltministeriums, über die schon die Zeitschrift »Focus« und die SHZ-Zeitungsgruppe berichteten, stellt gerade größeren Elektroautos wie dem Tesla Model S kein gutes Zeugnis aus. Die Studie hat die Herstellung der Akkus in die Bilanz miteinbezogen. Laut dieser Studie kann ein Auto mit Verbrennungsmotor acht Jahre lang gefahren werden, bevor es die Umwelt ähnlich stark belastet wie der Tesla S mit der Herstellung der Lithium-Akkus. Der kleinere Nissan Leaf schneidet hier schon besser ab. Bei ihm beträgt diese Zeitspanne nur etwa drei Jahre. Laut der schwedischen Studie entstehen bei der Herstellung von einer Kilowattstunde Speicherkapazität zwischen 150 und 200 Kilo Kilowattstunden-Äquivalente. Rechnet man das um auf die Batterien im Tesla S, erhält man rund 17,5 Tonnen CO2. Dagegen erzeugt ein Benziner, der 6 Liter auf 100 Kilometer verbraucht, rund 140 Kilogramm CO2 pro Kilometer. Die Ökobilanz der Batterieproduktion entspricht je nach E-AutoTyp der Fahrtstrecke von 30.000 bis 100.000 Kilometern eines Benziners. Die Ergebnisse der schwedischen Studie bestätigen Berechnungen, die vor einigen Jahren des Ifeu-Instituts in Freiburg angestellt hatte.

Tesla Model S o.: Die E-Limousine, hier beim Aufladen der Akkus, war 2015 und 2016 das meistverkaufte Elektroauto weltweit. Foto Tesla E-Motor mi.: Antriebsstrang für E-Autos aus dem Hause Citroen/Peugeot, von dem vor dem Verbot von Nickel-Cadmium-Batterien rund 10.000 Stück gebaut wurden. Foto Claus Ableiter BMW i8 re.: 2013 stellte BMW den i8 vor, ein überwiegend aus CFK gefertigter Konzeptwagen mit elektrischem Antrieb. Foto Mario Roberto Durán Ortiz 03 18

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