Johannes im DIALOG - Ausgabe 29

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Gesundheit

Schwächelndes Augenlicht

Das

Alter nimmt keine Rücksicht

auf das

Sehvermögen gen. Wer dagegen Interesse an Büchern hat, sich gerne mit Handarbeiten beschäftigt oder an einer Modelleisenbahn bastelt, der wird schon früh bei einer Sehstärke von 60 Prozent unzufrieden und sich eingeschränkt fühlen. „Lebensqualität ist immer relativ und hängt von Lebensumständen ab“, weiß der Chefarzt der Augenklinik am St.-Johannes-Hospital. Dennoch ist den Menschen ihr Augenlicht sehr viel wert. Für viele ist der Verlust genauso gravierend wie ein Herzinfarkt, manche würden Umfragen zufolge Jahre ihres Lebens für den Wiedergewinn der Sehkraft geben. Nicht sehen zu können gilt den meisten als schlimmer als ein Hörverlust.

„Bei den über 80-Jährigen hat jeder zehnte hochgradige Sehprobleme“, sagt Prof. Dr. Markus Kohlhaas. „Das sind rund acht Millionen Betroffene in Deutschland, Tendenz steigend.“ Die Konsequenzen sind erhöhte Sturzgefahr, verringerte Selbstständigkeit und Einschränkungen der Lebensqualität. Doch nicht jeder leidet gleichermaßen unter dem Verlust der Sehkraft.

Wer schlecht sieht, sollte den Führerschein abgeben. „Muss ein 100-Jähriger noch Autofahren?“ Die Frage steht für Prof. Kohlhaas im Raum, er erkennt aber an, dass viele alte Menschen besser mit dem Auto zurechtkommen als mit dem Rollator. „Mobilität bedeutet ja nicht nur mit dem Auto in den Urlaub fahren zu können, sondern vielmehr, sich noch drei Straßen weiter seinen Kasten Wasser vom Getränkemarkt besorgen zu können“, sagt er. Dennoch rät er Patienten, die schlecht sehen, auf das Autofahren zu verzichten.

ladegeneration, bei der die Netzhaut im Bereich des schärfsten Sehens ihre Funktion einbüßt. Die schleichende Erkrankung ist in der westlichen Welt der häufigste Grund für Erblindung. „Makuladegeneration ist die Folge von Durchblutungs- und Stoffwechselstörungen. Wir können das Fortschreiten verlangsamen, stoppen geht nur in wenigen Fällen. Das Beste, was man tun kann, ist, auf seine Blutwerte zu achten.“ Mit dem Alter kommt ferner die Linsentrübung. Streulichteffekte und Blendungserscheinungen nehmen zu, der Kontrast schwindet, weil sich das Farbspektrum verschiebt. Es entsteht ein Grauer Star, gegen den man durchaus etwas tun kann. „Die Linsenoperation ist nicht nur der häufigste Eingriff, sondern auch der mit Abstand sicherste operative Eingriff in der gesamten Medizin“, erklärt der Augenspezialist. Auch im fortgeschrittenen Stadium kann bei dieser Erkrankung die Sehkraft wieder deutlich verbessert werden.

Beim Grünen Star liegt eine chronische Erhöhung des Augendrucks vor, die unbehandelt auf Dauer zu einer irreversiblen Schädigung des Sehnervs führt. Auch dieser Prozess verläuft allmählich und wird von den Betroffenen oft lange nicht zur Kenntnis geVerschleiß, Alterung und Schädigung nommen. Die Menschen gewöhnen sind die Faktoren, die für die nachlas- sich daran, weil ihr Gesichtsfeld nur Wer seine Zeit von früh bis spät vor sende Sehkraft im Alter verantwort- langsam immer kleiner wird. „Deshalb dem Fernseher verbringt, der kann lich sind. Schlechte Kreislauffunkti- ist die regelmäßige Kontrolle beim Auauch noch mit einer Sehstärke von 40 onen hoher oder niedriger Blutdruck, genarzt so wichtig“, betont Prof. Prozent zufrieden sein. Man gewöhnt Durchblutungsprobleme oder ein Kohlhaas. sich an die geringere Sehschärfe und schlecht eingestellter Zuckerspiegel kann alle seine Bedürfnisse befriedi- sind die Hauptursachen für die Maku-

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St.-Johannes-Hospital


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