Paracontact_d_1_2020

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HINDERNISFREIES BAUEN

SCHNUPPERBESUCH IM ZHB

Bauleiter im Rollstuhl, wie geht das?

Ramon Stauber – seit Kurzem Paraplegiker – möchte in den Beruf als Bauleiter zurückkehren. Ob das möglich ist, testete er beim ZHB.

Von Marcel Strasser

Das Zentrum für hindernisfreies Bauen hat als Non-Profit-Organisation ein Interesse daran, Betroffenen mit Bezug zu unserer Tätigkeit Einblick in unsere Arbeit zu ermöglichen. Dies ist ein Beitrag an den beruflichen Wiedereinstieg. Der Anfrage des SPZ für den zweitägigen Schnupperbesuch von Ramon Stauber haben wir da­ her gerne zugestimmt, da er vor seinem Un­fall als Bauleiter tätig war. Er hatte so die Möglichkeit, die Abläufe eines «nor­ma­len» Arbeitstages auszuprobieren und ausserdem viel über unsere Tätigkeit zu er­fah­ren. Zudem kannten wir Ramon, da wir ihn bei der Wohnungsabklärung beraten haben. «Kurz nachdem Ramon Stauber in Nottwil seine Rehabilitation begonnen hatte, er­ hielt ich von seinem behandelnden Oberarzt die Anmeldung zum Beratungsgespräch. In der folgenden Woche berich­tete mir Ramon, dass er seinen Beruf als Bauleiter trotz körperlicher Beeinträchtigung weiter ausführen wolle», erzählt Stefan Staubli, zuständiger Berufscoach im SPZ. Motorische und sensorische Einschränkungen liessen Ramon Stauber für kurze Zeit zwar zweifeln, ob er seine berufliche Aus­richtung nicht doch komplett umkrem­ peln sollte. Im Rahmen seiner beruflichen Basisabklärungen wurde Ramon ein zweitägiger Schnupperbesuch bei unseren Architekten in Muhen AG ermöglicht. Von deren Arbeit war er beeindruckt und letztlich erwies sich dieser Besuch aus Sicht der Eingliederungsberatung als sehr wertvoll. 20

Planbesprechung Micha, Marcel, Ramon (v.l.)

Interview mit Ramon Stauber

Nach der Lehre als Zimmermann hast du die Bauleiterschule gemacht. Hast du in beiden Berufen gearbeitet? Ja, nach der Lehre habe ich drei Jahre als Zimmermann gearbeitet. Danach be­­kam ich die Chance, eine neue Herausforderung als Bauleiter in einem Bauleitungsbüro anzugehen. Seither leite ich Hochbauprojekte. Willst du nach dem Unfall wieder in der Baubranche arbeiten? Nach ersten Bedenken bin ich zur Einsicht gekommen, dass ich nicht noch ein­mal ganz bei null anfangen will. Ich möchte

mein umfangreiches Wissen und das beste­ hende be­­rufliche Fundament auch zukünf­ tig nutzen. Was ist dir während der beiden Tage bei uns aufgefallen? Ich war erstaunt, wie gross hindernisfreie Umbauprojekte werden können und dass bei komplizierten Situationen gute Lösungen mög­lich sind, wie etwa ein Aussenlift an einem Terrassenhaus. Auch hat mich überrascht, welche Probleme bei eigentlich kleinen, einfachen Badezim­merumbauten auftreten können. Sehr interessant ist zu­ dem, wie unterschiedlich die Bedürfnisse der Betroffenen sind. Paracontact I Frühling 2020


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