01/14 unserhof PROMOTION

Page 7

FAMILIE UND BETRIEB

„Jeder Hof hat ein Zeitfenster zur Übergabe“ unserhof hat einen Betrieb im alpinen Raum Österreichs besucht, wo die Übergabe trotz bester Voraussetzungen – zumindest bisher – nicht funktioniert hat. Von Stefan Nimmervoll

allerdings geworden, als eines der Geschwister von Gerhard nach einer Scheidung auf den Hof zurückgekehrt sei und ebenso zeitweise mitgearbeitet habe. Bald stellte sich heraus, dass das enge Zusammen­leben zwischen der Schwiegertochter Andrea und ihrer Schwägerin nicht funktioniert. „Plötzlich haben sich Gräben aufgetan und Allianzen gebildet.“ Die Stimmung sei immer spannungsgeladener geworden. Als in diesem Umfeld dann eine Diskussion über die Zukunft des Hofes aufbrach, sei vieles, was man vorher irgendwann im Konsens regeln wollte, zur Herausforderung geworden. „Auf einmal ist es unmöglich geworden, einen Übergabevertrag aufzusetzen, mit dem alle zufrieden sind.“ Am Höhepunkt der Streitigkeiten sind Gerhard und seine Frau schließlich über Nacht vom Hof weggezogen. „Eine der großen Auflagen war es, den Betrieb so weiterzuführen, wie er ist“, so der verhinderte Hofüberneh-

mer zu unserhof. „Meine Eltern wollten weiter das Regiment führen und uns als Ausführende haben.“ Für ihn liegt die Zukunft des Mayergutes aber nicht als „Schule am Bauernhof“-Modellbetrieb. „Das System, wie wir es haben, ist nicht mehr zeitgemäß. Ich hätte lieber die Landwirtschaft intensivieren wollen.“ Seine Mutter, sagt er, hätte das Projekt „so lange sie will“ als ihre Herzensangelegenheit auch weiterbetreiben können. „Es wäre so einfach gewesen, all das, was wir aufgebaut haben, weiter­zuführen“, meint dagegen ­diese, ergänzt aber selbstkritisch, dass es wohl auch ein Fehler gewesen sei, den Jungen „etwas auf’s Auge drücken“ zu wollen. Mittlerweile tue es ihr im Herzen weh, dass sie im Vorjahr das Gasthaus habe aufgeben müssen. Ehemann Siegfried gibt zu bedenken, dass er versucht habe, den künftigen Übernehmern klar zu machen, wo der Hof sein Geld verdiene. Schließlich habe sich sein

Sohn aber auch aus der hofeigenen Schlachtung der Rinder zurückgezogen – die heute von einer Hilfskraft erledigt wird. „Mein größter Fehler war, nie außer Haus auf Praxis gewesen zu sein“, räumt indes Jungbauer Gerhard ein. Das hätte ihn schon früher mündiger gemacht und es wäre auch einfacher gewesen, eigene Ideen zu entwickeln. „So haben wir eben im bestehenden System mitgearbeitet“, meint Ehefrau Andrea. „Die Arbeit ist aber immer mehr geworden, weil wir ja immer da waren und nie nein gesagt haben.“ Als die beiden Generationen nach dem Auszug der Jungen schließlich über die Zukunft zu sprechen begannen, hätten „die Schwiegereltern Panik bekommen, dass sie jetzt quasi enteignet werden, weil wir plötzlich eigene Forderungen gestellt haben“, meint Andrea. Zuletzt sei die Errichtung eines Austraghauses unten im Dorf zur Diskussion gestanden,

unserhof 1/2014 21


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.