DIE ERNÄHRUNG VOLUME 40 | 05 2016

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TTIP WÄRE GUT FÜR EUROPA UND GUT FÜR ÖSTERREICH

Transatlantic Trade and Investment Partnership BEI KAUM EINEM THEMA SIND SICH DIE ÖSTERREICHER SO EINIG WIE IN DER ABLEHNUNG DES FREIHANDELSABKOMMENS. MEHR RATIO UND WENIGER ANGST TÄTEN HIERBEI GUT. JAKOB ZIRM

Ich bin für das Freihandels­ abkommen TTIP.

© ALTA.C

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s gibt wohl nur wenige Sätze, mit denen man sich hierzulande so schnell unbeliebt machen kann wie diesen. Egal, ob Grillparty oder politische Diskussion. Wer offen für TTIP eintritt, dem werden sofort Begriffe wie Chlorhuhn, Hormonfleisch oder die Macht der Konzerne um die Ohren geschlagen. Und auch wenn zurzeit Politiker in Deutschland und Frankreich mit negativen Aussagen zu dem Abkommen auffallen, ist die Ablehnung hierzulande immer noch am ausgeprägtesten. Sie ist so stark, dass sogar ein Volkswirtschaftsprofessor sofort den Mut verlieren muss, zum Freihandel zu stehen, wenn er um das höchste Amt im Staat rittert. Dabei sind der erleichterte Warenverkehr und somit auch das Abkommen mit den USA grundsätzlich zu begrüßen. Denn eines ist unbestritten: TTIP wird mehr Wachstum und somit auch mehr Jobs und mehr Kaufkraft für die Bevölkerung auf beiden Seiten des At-

lantiks bringen. Ob dieser Effekt das knappe Prozent für Österreich beträgt, das die Modellrechnung der EU-Kommission ergab, sei dahingestellt. Dass es ihn gibt, bestreiten aber nicht einmal die TTIP-Gegner wie etwa Greenpeace. Die NGO legte zusammen mit Spar im Vorjahr eine Studie vor, wonach die heimische Volkswirtschaft durch TTIP positive Wertschöpfungseffekte im Ausmaß von mehreren Hundert Millionen Euro hätte. Für Ökonomen ist das kein überraschender Befund, wurden doch schon vor gut 200 Jahren die theoretischen Grundlagen dafür erklärt (einfach nach David Ricardo googeln). Es bedeutet aber natürlich auch, dass sich die günstigeren Produktionsbedingungen durchsetzen. Und das bringt vor allem in jenem Bereich Druck, auf dem die Ablehnung aufbaut – der Landwirtschaft. Den meisten Menschen wäre TTIP wohl egal, wenn es dabei nur um Stahlrollen oder Maschinenteile ginge. Es ist aber die Angst vor den bereits erwähnten Chlorhühnern und dem Hormonfleisch, die für die ungewöhnliche Ablehnungsallianz aus Supermarktketten und Umweltschutzorganisationen sorgt.

Und ja, die TTIP-Gegner haben in diesem Punkt auch recht: Es ist wichtig, dass europäische Standards bei der Lebensmittelsicherheit nicht aufgeweicht werden. Das hat die EU aber auch von Anfang an als ihre Position klargemacht. Allerdings führte die unsägliche Geheimhaltung bei den Verhandlungen dazu, dass TTIP-Gegner aus geleakten Verhandlungspapieren US-Positionen als mögliches Endergebnis darstellen konnten.

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