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Zusammenarbeit wesentlicher Erfolgsfaktor für industrie 4.0

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michAel FellneR

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Die Produktion von Gütern erfordert zumeist ähnliche Prozesse. Es gibt einen Einkauf und einen Vertrieb, logistik spielt eine rolle, instandhaltung und Qualitätsmanagement sind themen, mit denen man sich branchenübergreifend beschäftigen muss. Die Weiterentwicklung dieser Prozesse ist für industrieunternehmen daher schon immer ein wichtiges Vorhaben, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Digitale technologien sind in diesem Zusammenhang ein zentraler treiber.

Digitalisierung und Industrie 4.0: immer relevant, manchmal abstrakt

Digitale technologien prägen zunehmend innovationen und Effizienzsteigerungen in der Produktion. Der Einkauf funktioniert nicht mehr ohne software, sensortechnik und Datenanalyse sind im Bereich des Qualitätsmanagements wesentliche Elemente. so kann z.B. mit Mess- und sensortechnik der Materialverbrauch bei der Verpackung frischer lebensmittel reduziert oder die Gesamtanlageneffektivität (OEE) bei der herstellung von Getränkeflaschen gesteigert werden. im medialen Diskurs zu neuen, digitalen technologien stehen aber häufig große Visionen anstatt konkreter Beispiele im Mittelpunkt. „5G“, „industrial iot“ oder „artificial intelligence“ kommen in Zeitungen oder im fernsehen immer wieder vor, für den konkreten Einsatz im industriebetrieb sind die informationen zu den technologien aber oft zu abstrakt.

Von großen Visionen zu konkreten Projekten durch Zusammenarbeit

Wie kann man aus vielleicht abstrakten technologien konkrete Projekte machen und diese erfolgreich im eigenen Betrieb umsetzen? natürlich steht jedes Unternehmen vor ganz eigenen, individuellen herausforderungen. Was man aber sagen kann, ist, dass viele Unternehmen, die erfolgreich digitale technologien einsetzen, eine zentrale Eigenschaft eint: der Wille zur Zusammenarbeit zum nutzen der gesamten Wertschöpfungskette. Zusammenarbeit ermöglicht den austausch mit anderen Personen oder Unternehmen zu den eigenen Problemen und zu potenziellen lösungen. Zusammenarbeit ermöglicht die Umsetzung von Projekten mit verschiedenen Experten im eigenen Unternehmen und schließlich die Weiterentwicklung von technologien, aufbauend auf dem eigenen Bedarf.

Zusammenarbeit beim Entdecken

von Technologien in den 1980er und 1990er Jahren begannen sich ErP-systeme (Enterprise ressource Planning) in der industrie durchzusetzen. Die systeme hatten unterschiedliche Eigenschaften, waren nicht miteinander kompatibel und viele ihrer hersteller waren in Österreich kaum bekannt. Um die richtige auswahl treffen und um Erfahrungen diskutieren zu können, war daher der

austausch mit anderen Unternehmen zentral. Diese situation hat sich heute nicht verändert, es gibt aber viel mehr technologien, die diskutiert werden. heute gibt es z.B. unterschiedliche anbieter von cloud-lösungen oder Edge Devices1. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Produktionsdaten zu speichern und Werkzeuge, um diese zu analysieren. immer gibt es unterschiedliche anbieter und zumeist auch Open-source-lösungen, die man einsetzen kann.2 Der austausch und damit die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen kann äußerst hilfreich sein, um das Potenzial verschiedener technologien besser abschätzen zu können. für eine solche Zusammenarbeit eignen sich Branchen-cluster, wie z. B. der oberösterreichische lebensmittel-cluster oder technologieaffine netzwerke wie z. B. die Plattform industrie 4.0.

Zusammenarbeit beim Einsatz von

Technologien Wenn man eine Vorstellung von den Möglichkeiten einer technologie und von deren Einsatzgebieten hat, dann gilt es, diese mit den umsetzenden und von der Umsetzung betroffenen Mitarbeitern zu besprechen. Diese sind für Unternehmen ein wichtiger Erfolgsfaktor: Mit der hilfe neugieriger it-techniker, kompetenter Mechatroniker oder erfahrener Produktionsmitarbeiter wird industrie 4.0 schließlich erst zur realität. Der Einsatz neuer technologien erfordert die Zusammenarbeit unterschiedlicher Personen und abteilungen im eigenen Unternehmen. Möchte man z. B. lösungen im Bereich der künstlichen intelligenz einsetzen, dann gilt es, vor deren Einführung, währenddessen und danach Maßnahmen umzusetzen, um die Mitarbeiter sinnvoll einzubinden. strukturierte handlungsanleitungen bzw. leitfäden3 können auch für die Zusammenarbeit mit den eigenen Mitarbeitern hilfreich sein.

Zusammenarbeit bei der Weiter-

entwicklung von Technologien Es war noch nie einfacher als heute, die Weiterentwicklung einzelner technologien selbst mitzugestalten. Von internationalen standards (wie z.B. rund um vertrauenswürdige Ki4) bis hin zu österrei-

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michael Fellner

chischen forschungseinrichtungen (in jedem Bundesland5) – die Perspektiven und Erfahrungen von technologie-anwendern, sprich: seitens der industrie selbst, werden bei der Weiterentwicklung von technologien zunehmend nachgefragt und miteinbezogen. auch große EU-Projekte (wie z. B. connected factories6) und -initiativen (wie z.B. das Eit Manufacturing7 – European institute of innovation & technology) bieten niederschwellige Möglichkeiten der Zusammenarbeit an. Europäische technologie-initiativen, wie z. B. die auf den souveränen austausch von Daten fokussierte initiative Gaia-X8, entwickeln ihre resultate in einer offenen Partnerschaft mit industrieunternehmen.

Fazit: Industrie 4.0 ist keine One-(Wo)

Man-Show Die auswirkungen digitaler technologien auf einzelne Branchen und Unternehmen sind nicht immer sofort erkennbar. Welche aspekte interessant sein könnten, lässt sich durch den austausch und die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen einfacher herausfinden. Beim Einsatz digitaler Werkzeuge sind das Wissen und Know-how im eigenen Betrieb wesentlich, die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit ist ein zentraler Bestandteil erfolgreicher industrie 4.0-Projekte. auch die internationale Entwicklung produktionsrelevanter standards und Bauteile setzt auf die offene Zusammenarbeit mit technologie-anwendern. Es gilt also: für die Produktion ist der Wille zur Kooperation ein wichtiger Erfolgsfaktor. im Bereich der lebensmittelindustrie gibt es dafür die besten Voraussetzungen: Mit digitalen Werkzeugen kann die Zusammenarbeit entlang der Wertschöpfungskette, von den landwirten über die Produzenten bis hin zu den Konsumenten, zukünftig weiter verbessert werden.

Michael Fellner MSc, Referent Verein Industrie 4.0 Österreich – die Plattform für intelligente Produktion, Wien

Weiterführende Links

[1] https://plattformindustrie40.at/edge-computing-aktuelle-entwicklungen/ [2] https://plattformindustrie40.at/blog/ 2021/12/07/open-source-industrie40/ [3] https://plattformindustrie40.at/aiforgood/ [4] https://plattformindustrie40.at/services/#vertrauen [5] https://plattformindustrie40.at/services/#steckbriefe [6] https://www.connectedfactories.eu/ [7] https://www.eitmanufacturing.eu/ [8] https://gaia-x.eu/

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