DIE ERNÄHRUNG VOLUME 46 | 01.2022

Page 13

13 wirtschaft economy

Kreislauf­ wirtschaft als Erfolgsmodell DIE ERNÄHRUNG sprach mit Harald Hauke, Vorstand der ARA AG (Altstoff Recycling Austria AG), über die Bedeutung von Verpackungen für Lebensmittel im Spannungsfeld zwischen Schutz, Sicherheit und Kreislaufwirtschaft, über Sammelquoten und Pfandsysteme, Digitalisierung und Circular Design sowie die Herausforderungen in den Bereichen Forschung, Entwicklung und Bewusstseinsbildung. oskar wawschinek

D

ie Ernährung: Wie ist das Jahr 2021 für die ARA generell gelaufen? Harald Hauke: Trotz der immer noch anhaltenden Pandemie und den daraus entstandenen Herausforderungen war das Jahr 2021 erfolgreich. Uns ist es durch entschlossene Maßnahmen und Optimierungen gelungen, die Lizenztarife für das Jahr 2021 und auch für das Jahr 2022 auf dem Niveau von 2020 zu belassen. Uns ist bewusst, dass nicht nur die Pandemie Unternehmen vor finanzielle Herausforderungen stellt, sondern diese durch die EU-Kreislaufwirtschaft und den Green Deal mit völlig neuen Investitionen konfrontiert sind. Hat sich die Coronapandemie auf Ihr Unternehmen ausgewirkt? Hauke: Die Coronapandemie hat sich im Abfallaufkommen der österreichischen Haushalte bemerkbar gemacht. Die Sammelquote von 2021 zeigt dabei deutlich, dass verstärkt Kartonagen durch Onlinehandel und Lieferdienste bei den Recyclinghöfen erfasst wurden. In anderen Abfallfraktionen konnten wir hingegen einen Rückgang beobachten: Silvesterfeiern

waren beispielsweise immer ein Garant für hohe Glasmengen, diese sind letztes Jahr ausgefallen, und auch der ausbleibende Wintertourismus hat sich auf die Glasund Metallverpackungen ausgewirkt. Wie haben Sie die emotionale Debatte um die Einführung eines Pfandsystems für Kunststoff-Getränkeflaschen erlebt? Hauke: Fakt ist: Die EU fordert bis 2030 wesentlich strengere Recyclingziele. Während wir bei Papier, Metall und Glas schon heute die meisten EU-Ziele bis 2030 erfüllen, müssen wir die Recyclingquote bei Kunststoffverpackungen von aktuell 25 % bis 2025 auf 50 % verdoppeln. Die Einführung des Pfand­ systems ist ein Schritt in Richtung EU Green Deal. Allerdings sehen wir als ARA das Einwegpfand als nur eine Maßnahme von vielen hinsichtlich einer zirkulären Wirtschaft, es bringt keine Gesamt­lösung. Mit dem Pfand auf Kunststoffgetränke­ flaschen können wir lediglich einen kleinen Teil der zu füllenden Lücke schließen, denn sie machen nur rund 16 % der Kunststoffverpackungen aus. Wir müssen die Sammelquoten von Kunststoff die nächsten Jahre mehr als verdoppeln. Das

kann nur gelingen, wenn wir eine Gesamtstrategie für Kunststoffverpackungen durchbringen. Wie werden Sie als ARA damit umgehen – welche Maßnahmen werden Sie setzen? Hauke: Mehr Sammlung, mehr Sortierung, mehr Recycling lautet die Devise für Kunststoffverpackungen. Wir müssen mit der Sammlung noch näher zu den Konsument:innen, müssen alle Sammelpotentiale im Out-of-home-Bereich und in Gewerbebetrieben nutzen, brauchen Lösungen für neue, recyclingfähige Verpackungen (Stichwort: Circular Design), neue Sortieranlagen und neue Einsatzgebiete für Recyclingmaterial. Das Thema Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Welchen Beitrag zu Stoffkreisläufen können Sie leisten? Hauke: Für eine erfolgreiche 360-Grad-Kreislaufwirtschaft braucht es effiziente Stoffkreisläufe. Die getrennte Verpackungssammlung und das anschießende Recycling sind dabei wichtige Faktoren. Erst sie ermöglichen es, dass wertvolle Rohstoffe in den Kreislauf zurückgeführt werden können. Aber auch unsere Dienstleis-

volume 46 | 01. 2022 ERNÄHRUNG | Nutrition


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.