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Ein Leben für Lebensmittel Laudatio Susanne Langguth
© Susanne Langguth
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euer ist eine ganz besondere Ära zu Ende gegangen: Susanne Langguth ist aus dem Lebensmittelverband Deutschland (früher BLL) ausgeschieden. Seit mehr als 40 Jahren hat sie den deutschen Verband intensiv begleitet. Die Mitgliederversammlung hat Frau Langguth wegen ihrer Verdienste daher zum Ehrenmitglied ernannt. Am 1. Oktober 1979 begann Susanne Langguth für den BLL hauptberuflich zu arbeiten, zunächst als Assistentin der Wissenschaftlichen Leitung und dann ab 1982 als Geschäftsführerin des Verbands sowie zuletzt als kommissarische Wissenschaftliche Leiterin. Bis 1991 hat sie für den Verband gearbeitet und ihn schon damals bei vielen Themen und Krisen begleitet. Dazu zählten etwa die Auswirkungen von Tschernobyl oder BSE. Gemeinsam mit ihren Kollegen, allen voran mit dem späteren Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Matthias Horst und mit Michael Welsch, gab sie dem Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde schon in seinen Bonner Zeiten ein in Deutschland und international respektiertes professionelles Profil. Darüber hinaus sorgte sie als Teil des Führungsteams für einen modernen Auftritt des Spitzenverbands der deutschen Lebensmittelwirtschaft. Für viele Jüngere war sie ein „Role Model“: kompetent, verantwortungsbewusst, durchsetzungsfähig und immer sachlich. Susanne Langguth, ausgebildete Lebensmittelchemikerin, wechselte dann als Managerin und Direktorin zur Südzucker AG Mannheim. Aber auch nach ihrem Ausscheiden aus dem Verband blieb
Susanne Langguth
Susanne Langguth diesem stets verbunden und engagierte sich ehrenamtlich. Seit 1994, also seit 27 Jahren, war sie Mitglied des Kuratoriums und seit 2000 auch die Schatzmeisterin des Verbands. Zu den Mitgliedern des Lebensmittelverbands Deutschland zählen rund 80 Verbände, 250 Unternehmen sowie 150 Korporativ- und Einzelmitglieder. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen: Landwirtschaft, Lebensmittelhandwerk, Lebensmittelindustrie, Lebensmittelhandel, Zulieferbereiche, Verpackungs- und chemische Industrie, private Untersuchungslaboratorien ebenso wie Anwaltskanzleien und Verlage. Daher ist die Bilanz von Susanne Langguth umso beeindruckender, weil sie auch die finanzielle Situation des Verbands stetig gestaltet und so dem Lebensmittelverband die notwendige Stabilität für seine Arbeit gegeben hat. Auch in Brüssel hat sie Aufgaben bei FoodDrinkEurope, dem europäischen Spitzenverband, wahrgenommen und dabei immer auch den deutschen Ver-
ERNÄHRUNG | Nutrition volume 45 | 05. 2021
band und seine Interessen im Blick gehabt. Bei allen Themen, die Frau Langguth verfolgt hat, war ihre Überzeugung, ihre Energie und ihr Wille zum Erfolg zu spüren. Sie trat als eine im besten Sinn engagierte und kraftvolle Gestalterin auf, als erprobte Rhetorikerin, die in Diskussionen durch ihr beeindruckendes Fachwissen brillierte. Susanne Langguth trat auch als Autorin auf. Bereits Mitte der Achtziger Jahre schrieb sie „Food und Fakten“, ein Werk, das um Lebensmittelsicherheit kreiste, ehe dieses Thema im darauffolgenden Jahrzehnt zur zentralen Herausforderung für die Branche werden sollte. Besonderes Augenmerk legte Susann Langguth auch auf die Förderung eines steten Austauschs des Verbands mit der Wissenschaft sowie auf die wissenschaftliche Fundierung der Verbandsarbeit. Als Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats – Sektion Naturwissenschaften – hat sie von Beginn an diesen Aspekt der Verbandstätigkeit dauerhaft gestärkt. Privat war Susanne Langguth bis zu seinem Tod 2013 mit Gerd Langguth verheiratet, einem der interessantesten Politikwissenschaftler Deutschlands sowie früheren Bundestagsabgeordneten und Privatdozenten. Wenn sich Frau Langguth nunmehr in den wohlverdienten Ruhestand zurückzieht, wird im Verband in den zukünftigen Diskussionen eine – durchaus auch kritische – Stimme fehlen. Das ist schade, weil die im Herzen bestehende Verbundenheit zum Verband immer zu spüren war. Für ihr langjähriges Engagement ist Susanne Langguth zu danken. Ad multos annos!