DIE ERNÄHRUNG VOLUME 44 | 04 2020

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DIGITALE ­ RÜCKENBAUER B Interview DIE ERNÄHRUNG SPRACH MIT DEM GESCHÄFTSFÜHRER VON GS1 AUSTRIA, MAG. GREGOR HERZOG, ÜBER DIE VORTEILE VON WELTWEITEN STANDARDS FÜR LEBENSMITTELHERSTELLER, ELEKTRONISCHES STAMMDATENMANAGEMENT, LOGISTIKHERAUSFORDERUNGEN UND RÜCKVERFOLGBARKEIT IM LICHTE DER DISKUSSION ÜBER HERKUNFTSKENNZEICHNUNG SOWIE DEN DIGITALISIERUNGS­ SCHUB, DER DURCH DIE CORONA-KRISE WEITER VORANGETRIEBEN WURDE. OSKAR WAWSCHINEK

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ie Ernährung: Was genau tut GS1? Gregor Herzog: Wir sind Informationslogistiker und bieten eine Datendrehscheibe für die Konsumgüterbranche. Einerseits geht es um Standards, die die Kommunikation zwischen Partnern erleichtern, andererseits um Stamm- und Bewegungsdaten sowie Rückverfolgbarkeit. Wir sind quasi digitaler Brückenbauer für Identifikation, Information und Prozesse zur Steigerung der Effizienz im Unternehmen. Welche Unternehmensbereiche gibt es und welchen Anteil am Gesamtumsatz machen diese aus? Herzog: Wir haben vier Geschäftsbereiche: GS1 Austria GmbH arbeitet an der Weiterentwicklung und Neudefinition von Standards. Die Tochterfirma Editel Austria GmbH wiederum ist ein internationaler EDI-Dienstleister (Electronic Data Interchange) für die Optimierung von Supply Chain Prozessen unterschiedlichster Unternehmen und Branchen, die vor allem in Zentral- und Osteuropa sehr stark ist. Die Plattform ECR Austria verbessert seit 25 Jahren gemeinsam mit Händlern und Herstellern die Geschäftsprozesse entlang der Supply Chain. Der Logistikverbund-Mehrweg ist eine Platt-

form mit dem Ziel, Ineffizienzen beim Einsatz von Mehrweg-Ladungsträgern und Mehrwegtransport-Verpackungen wie Kisten, Paletten etc. zu vermeiden.

aber Stammdaten weltweit elektronisch zur Verfügung stehen müssen, steigen naturgemäß die Kosten je nach Ausbautiefe der Möglichkeiten.

Wie viele Mitarbeiter sind für G ­ S1 Austria tätig und welchen Umsatz macht das Unternehmen? Herzog: Für GS1 Austria sind es rund 45 Mitarbeiter. Wenn man beim Umsatz alle Bereiche dazunimmt, sind es rund 5 Millionen.

Hat sich für Sie durch die Corona-Krise das Geschäftsmodell geändert? Welche organisatorischen Veränderungen haben Sie in der Krise gesetzt? Herzog: Aus der Corona-Krise sind wir mit einem hellblauen Auge hervorgegangen. Wir hatten keine signifikanten Einbußen – im Gegenteil, viele Unternehmen kamen aktiv auf uns zu, um ihre Geschäftsprozesse stärker zu digitalisieren. Wir ändern aber deshalb unsere Preispolitik nicht, weil wir eben nicht gewinnorientiert sind. Gerade die Lebensmittelindustrie ist sehr konjunkturrobust und hat sich gerade in der Krise bewährt. Es wurde auf Hochtouren gearbeitet und alles hat funktioniert, was auch uns freut, weil es zeigt, dass unsere Systeme gut aufgesetzt sind. Intern waren wir gut aufgestellt, weil wir schon im September des Vorjahres unsere Prozesse und Abläufe virtualisiert hatten und daher auf Knopfdruck auf mobile Arbeitsweise bzw. Home­office umstellen konnten. In gewissen Bereichen, in denen externer Kundenkontakt sehr wichtig ist, wie bei Projekten und Branchenlösungen, gab es mehr

GS1 Austria ist eine Tochter der Wirtschaftskammer (WKO) und eine Non-Profit-Organisation. Wie kann man sich das vorstellen? Herzog: Da bei Etablierung weltweiter Standards eine sehr starke Position für den oder die Betreiber entstehen könnte, wurde schon in den 70er Jahren des vorigen Jahrtausends vereinbart, dass grundsätzlich jede Organisation, die das weltweite Nummernsystem GS1 lizensiert, nicht gewinnorientiert arbeiten darf. Daher hat die WKO das Unternehmen gegründet – sie trägt das Risiko, kann aber keinen Gewinn, sondern nur Kostendeckung erwarten. Das unterstützt also die Unternehmen, für die wir arbeiten. Die Kosten für ganz einfache Artikel-Auszeichnungen beginnen bei rund 100 Euro im Jahr. Wenn

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