DIE ERNÄHRUNG VOLUME 43 | 06 2019

Page 15

15 wirtschaft economy

HERAUSFORDERUNG TIERWOHL NACH DEM BIO-BOOM UND DEM TREND ZUR REGIONALITÄT WIRD VON KONSUMENTEN UND NGOS IMMER ÖFTER „MEHR TIERWOHL“ NACHGEFRAGT BZW. MEDIAL THEMATISIERT. AUCH DIE LEBENSMITTELWIRTSCHAFT SIEHT DARIN EINEN TREND. WIE GEHT DIE AMA-MARKETING (AGRARMARKT AUSTRIA MARKETING GMBH) MIT DIESER QUALITÄTSANFORDERUNG BEI TIERISCHEN LEBENSMITTELN UM? WELCHE SCHRITTE WURDEN GESETZT? EIN ÜBERBLICK. ANDREAS HERRMANN

© AMA

U

m einen Überblick über die Marktsituation bei Fleisch und die Entwicklungen zu erhalten, ist die Auswertung der Daten von Statistik Austria und AMA hilfreich. Dabei zeigt sich, dass seit rund 20 Jahren der Pro-Kopf-Konsum von Fleisch inkl. Geflügel nur sehr geringen Schwankungen unterworfen ist, aber generell leicht zurückgeht. All-time-High war das Jahr 2000 mit 68,4 Kilogramm, während der tiefste Wert 2017 mit 63,6 kg erreicht wurde. Schweinefleisch allein erreichte im Jahr 2000 davon 42,8 kg (also nicht ganz zwei Drittel) bzw. 37,2 kg (rund 59 %) in den Jahren 2017 und 2018. Die beliebtesten Fleischarten sind laut RollAMA Motivanalyse Hühnerfleisch, das von 92 % der Befragten gern gekauft wird, und mit 90 % dicht dahinter Faschiertes. Weit abgeschlagen sind hingegen Wild (25 %) und Lammfleisch (21 %). Das erscheint unter dem Gesichtspunkt des Tierwohls ungewöhnlich.

Mag. Andreas Herrmann, AMA-MArketing, Bereichsleiter Qualitätsmanagement Landwirte Rind/Schwein; Nachhaltigkeit

Bei einer Befragung nach den Gründen für eine Reduktion des Einkaufs von Schweinefleisch werden vor allem der Gesundheitsaspekt (72 %) und der Aspekt der Tierhaltung (58 %) genannt: Daraus kann abgeleitet werden, dass

immerhin 6 von 10 Befragten Tierwohl als Begründung für eine Änderung der Einkaufsgewohnheiten im Sinne einer Reduktion des Einkaufs angeben. Andererseits wird von den Konsumenten im Hinblick auf die Haltungsbedingungen die Puten- und Hühnermast als am wenigsten artgerecht eingeschätzt. Beim Einkauf ist jedoch die gegenteilige Entwicklung gegeben, hier kommt es eher zu einer Steigerung. Der Anteil jener Menschen, die entweder auf Fleisch verzichten (Vegetarier) oder als Veganer alle tierischen Bestandteile der Nahrung ablehnen, ist immer noch erstaunlich gering im Vergleich zur medialen Darstellung. In der Bevölkerung gesamt bezeichnen sich im Jahr 2019 gerade 3,7 % als Vegetarier und 1,2 % als Veganer. Tierwohl als Differenzierungsthema In der RollAMA-Motivanalyse vom Jänner/ Februar 2019 wurde die Zustimmung zu Aussagen über Fleisch abgefragt (Summe

volume 43 | 06. 2019  ERNÄHRUNG | NUTRITION


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.