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C R O W D F U N D I N G

Habt ihr ein eigenes Netzwerk an Promotern, Bookern, Presswerken und so, um die Künstler zu unterstützen, die bei euch ihre Projekte verwirklichen? Grundsätzlich ist es erstmal so, dass die Künstler alle Rechte selber behalten, aber wir haben eine Infrastruktur geschaffen, die es den Künstlern ermöglicht, zu veröffentlichen und alles umzusetzen, was sie sich vorgestellt haben. Wir arbeiten beispielsweise mit Four Manufacturing als Presswerk, Lager und Distributor zusammen. Die pressen für uns die CDs, auch die Limited Editions, und übernehmen den Versand an die Believer in aller Welt. Im Digitalbereich kooperieren wir mit Believe Digital, wo die Künstler ihre Musik an alle Downloadshops liefern können. In unserer Software ist auch integriert, dass die Einnahmen automatisch abgerechnet werden und gegebenenfalls anteilig an die Believer, die Parts gekauft haben, weitergeleitet werden. Wir haben außerdem ein Netzwerk aus Produzenten und Studios, auf die die Künstler bei Bedarf zurückgreifen können. Die Rechte bleiben also beim Künstler? Es ist z.B. möglich, nach der erfolgreichen Finanzierung eines Albums auf SellaBand das fertige Produkt dann trotzdem auf iTunes zu vermarkten? Ja, auf jeden Fall! Wir sehen uns als Teil der Musikindustrie, nicht als Konkurrenz. Eine Band, die es bei uns schafft, mehrere tausend Euro einzusammeln und eine große Zahl Fans zu mobilisieren, die ist eben auch total interessant für die Musikindustrie. Für eine Plattenfirma gibt es ja nichts Besseres, als ein Album zu veröffentlichen, das bereits über SellaBand finanziert ist, weil dann das Risiko deutlich geringer ist. Dann kann das ganze Budget für Marketing und Promotion eingesetzt werden. Grundsätzlich steht es den Künstlern frei, ob sie ihr Album in Eigenregie veröffentlichen, ein eigenes Label gründen oder zu einer Plattenfirma gehen. Wir hatten alle Varianten schon. Julia Marcell z.B. hat in Deutschland bei Groove Attack einen Vertrag bekommen. Electric Eel Shock sind bei Universal rausgekommen.

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Im Vorfeld hatte ich den Eindruck bekommen, dass ihr euch als Alternative zur klassischen Musikindustrie versteht. Aber es ist eher eine kooperative Geschichte? Genau. Aber wir sehen das schon so, dass durch unser Konzept nicht mehr nur ein Mensch in einer Plattenfirma entscheidet und sagt: „Wir wissen, was du hören willst!“, sondern dass ganz viele Menschen zusammen die Möglichkeit haben, zu bestimmen, was am Ende gehört wird. Der ganze A&R-Prozess, der in einer Plattenfirma von ein, zwei Entscheidern getragen wird, wird bei uns an die Menschen zurückgegeben. Die Intelligenz der Masse sozusagen. Wie finanziert ihr euch? Wir bekommen eine Transaktionsgebühr von 10%. Das heißt, wenn du einen Part für 10 € kaufst, bezahlst du 11 €, und der eine Euro geht als Gebühr an uns. Und wenn ein Projekt das Ziel erreicht, bekommen wir von der Summe nochmal 15% Erfolgshonorar, von dem wir aber auch im Nachgang das Projekt mit betreuen. Wir nehmen mit den Künstlern Kontakt auf, sobald das Ziel erreicht ist, und erstellen zusammen einen Finanzplan, einen Zeitplan und einen Releaseplan. Wir kontrollieren dadurch auch, dass das Geld dafür eingesetzt wird, was den Believern angekündigt wurde, und dass es nicht stattdessen für kreative Songwritig-Sessions auf den Bahamas verwendet wird oder so. Gibt es im Moment vielversprechende Projekte auf SellaBand, für die noch Believer gesucht werden? Besonders interessant finde ich im Augenblick „John Coffey“, eine niederländische Hardrock/Punk‘n‘Roll-Band á la Motörhead, „Lauter Leben“ aus Deutschland, die machen Indierock mit deutschen Texten, und „Unbuttoned Heart“, auch aus Deutschland, die sind im Alternative Rock unterwegs. Alles drei spannende Projekte!


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