Schopfungsgeheimnisse (Gottfried Mayerhofer)

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Geistigen. [10,27] Sobald der Same in die Erde gelegt wird, gesellt sich zu seinen schlummernden Elementen der erste Faktor seiner Umgebung dazu, es ist die Feuchtigkeit, welche als Produkt von zwei andern wirkenden Elementen besteht, nämlich aus verdichteter Luft oder Wasser und Wärme, letztere das Produkt des Prozesses der Scheidung und Entwicklung. [10,28] Durch diese Feuchtigkeit angeregt, schwillt der Same auf, seine Außenteile werden erweicht und die inneren zur Entwicklung angeregt; von außen wirkt die Natur der ihn umgebenden Erde und von innen seine eigene Individualität. [10,29] So gedrängt durch zwei Faktoren, entsteht der Kampf, der Kampf der Außen- mit der Innenwelt, wo am Ende das Innere siegt, die Schale, welche es von seiner Umgebung getrennt hielt, zersprengt und dann seinem Aufbau nur obliegend, das Taugliche aus den ihn umgebenden Elementen heraussaugt und zum weiteren Fortschreiten ausbeutet, nach und nach einen ersten Sproß aufwärts und Wurzeln abwärts treibt, damit zwischen beiden: Nacht und Licht, Erde und Sonne, das Gleichgewicht hergestellt werde und der Same seinem Zwecke gemäß sich zu dem ausbilden kann, wozu Mein Wille ihn geschaffen hat. [10,30] So dringt das Pflänzchen, genährt durch die aus der Erde aufgesogenen und individuell verarbeiteten Elemente, stets aufwärts. Je höher es dringt, desto weniger lastet die Schwere der es umgebenden Erde auf ihm, desto leichter kann es die Schwierigkeiten überwinden, es geht mit Sturmschritt dem Lichte, dem noch nicht geschauten, aber geahnten Licht der Sonne entgegen, die Wärme derselben fühlt es schon, je höher es dringen kann, bis endlich, angekommen im Lichte des großen Wohltatenbringers jeder Kreatur, das Pflänzchen anfängt, das Mehr aus dem Lichte und das Wenigere aus der Erde zu ziehen. [10,31] Farbe, Substanz, alles wird dann gewechselt, die unteren Kräfte der Nacht müssen entweder weichen oder sich in Lichtelemente verkehren lassen, wobei die Pflanze wieder einen anderen Prozeß vollführen hilft, indem sie, sich selbst aufbauend, ihre Umgebung bis zur Wurzel vom Groben zum Feineren ausbildet und indirekt, abgesehen vom eigenen Aufbau, auch das Vergeistigen der sie umgebenden Erdwelt mitbefördern hilft. [10,32] Je weiter das Pflänzchen im Licht-, Luft- und Wärme-Strahl der Außen-Atmosphären-Welt aufwärts dringt, desto mehr verfeinern sich seine Bestandteile, seine aus der Erde aufgesogenen Elemente. [10,33] Verfeinerte Substanzen müssen auch Verfeinertes hervorbringen, daher die Stengel und Blätter zarter und weicher als der Stamm oder Stiel sind, welcher noch unter dem Einfluß der Erde, als Nacht, stets Gröberes erhält. Doch dieses alles genügt noch nicht. Ein ungewisses Drängen treibt die intellektuellen Teile eines Gewächses fort nach einem unbekannten Etwas. Aufwärts und aufwärts geht es. Die Blätter werden zarter und zarter. Je weiter der Weg von der Erde bis zum Gipfel, desto mehr müssen die Substanzen der Erde verarbeitet, durch die Intelligenz der Pflanze selbst feiner werden, sie gehören endlich nicht mehr zu Blättern, Stiel und Stengel; alles Grobe ist dann zurückgeblieben, alles das schon früher aufgesaugt worden, und doch hat das Treiben nach Entwicklung noch kein Ende – noch steckt im Keim tief in der Erde Nacht das Beste verschlossen, das Geistige der Pflanzenindividualität, das ihren Zweck und ihren Fortbestand bezeichnet. [10,34] Bisher hatte diese Individualität nur das verarbeitet, was ihr zwar als eigen gehörte, jedoch aber nur Mittel zum Zweck war, dieses mußte früher ausgeschieden, früher verarbeitet werden. [10,35] Jetzt kommt das, was beim Mädchen die höchste Illusion, der letzte Wunsch ist, es drängt zum Brautstande, zur Vermählung des Materiellen mit dem Geistigen, es drängt zur Blume, wo das Ende einer materiellen und der Anfang einer geistigen Welt ist, nämlich aus der Blume wieder die Erzeugung des Samens oder der Frucht! [10,36] Alle Säfte waren verbraucht, die zum Unterbau gehörten; sie, die Blume, prangt nun im schönsten Licht, duftend und geistig ihren Schöpfer lobend, als Endresultat des ersten Prozesses, als höchste Stufe des Samens und als niedrigste wieder der geistigen Reproduktionskraft, wo der Same wieder erzeugt, das früher Verarbeitete der Atmosphäre in anderen Formen und das Übriggebliebene in Samenform oder Frucht zum nämlichen Prozeß der Erde wieder zurückzugeben bereit ist, was er von ihr empfangen hatte, um dort wieder Neues aus ihr zu entbinden, so die Materie nach und nach zu vergeistigen, und wenn ihr euch auf den höheren Standpunkt erheben wollt, den ganzen Erdball durch die Vegetation einer höheren, geistigeren Stufe entgegenzuführen. [10,37] Also „von Nacht zum Licht“ strebt der Same empor, strahlt endlich in aller Schönheit, balsamische Düfte verbreitend, als Blume euch auf euren Spaziergängen entgegen, ruft euch überall zu: [10,38] „Gott ist die Liebe!“ – „Sieh, Wanderer, mein Ringen, mein Streben und mein Ende auf ihr (der Erde)! [10,39] Folge auch du mir nach, denn auch du bist ebenfalls ein in körperliche Hülle gelegter Same; erfülle auch du deinen Zweck, wie ich den meinen erfülle, und du wirst wie ich mit Schönheit und Duft, mit geistigem Genuß und Wonne bekleidet werden!“ [10,40] Ja, so ist es, Meine Kinder! Höret diesen Ruf eines winzigen Pflänzchens, das auf dem Felde für den


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