KunststoffXtra 12 2017

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KUNSTSTOFF XTRA

Sind denn die Werkzeug- und Formenbauer als Besucher auf die formnext gekommen? Ruess: Die Anzahl nimmt zu. Ich bin überzeugt, dass die additive Fertigung in Zukunft immer wichtiger wird für die Werkzeug- und Formenbauer.

«Additive Manufacturing definiert Prozessketten völlig neu»

Sie unternehmen keine zusätzlichen Anstrengungen, diese sowohl als Besucher wie auch als Aussteller an die Messe zu holen? Ruess: Es war uns in den letzten zwei Jahren sehr wichtig, dass wir die Anwender der herstellenden Industrie im Bereich AM auf die formnext bekommen haben. Aber es ist durchaus vorstellbar, dass wir auch in Zukunft intensiver versuchen werden, die Werkzeug- und Formenbauer auf der Besucherseite anzusprechen. Auf der Austellerseite wird es in absehbarer Zu12/2017

über die Zusammenarbeit erhalten. Als Messeveranstalter muss man nicht in die tiefsten Tiefen einer Technologie einsteigen, aber man muss um ihre Bedeutung wissen. Genau dafür ist so eine Zusammenarbeit höchst hilfreich. Zum anderen hat der Arbeitskreis AM im VDMA auch ein Interesse daran, diese Technologie an seine Mitglieder heranzubringen. Da können wir sehr gut Hand in Hand gehen. Das machen wir, indem wir gemeinsame Aktionen auf der Messe durchführen – das ist auch gut erlebbar für den Messebesucher.

Bild: Marianne Flur y

War die Strategie denn von Beginn weg so, dass Sie sich auf AM konzentriert haben? Der klassische Werkzeug-/Formenbau fehlt ja heute fast gänzlich. Ruess: Das ist ein evolutionärer Prozess. Die Konzentration auf AM hat sich tatsächlich im Verlaufe der drei Messen ergeben. Für uns war es auch ein Lernprozess, das muss man ehrlich sagen. Wir hatten zu Anfang wirklich gedacht, dass die zwei Säulen von AM und Werkzeug- und Formenbau die Messe bestimmen. Tatsächlich ist die additive Fertigung von Beginn weg durchgestartet. Es ist nicht so, dass die Messe für den Werkzeug- und Formenbau uninteressant geworden ist; allerdings fühlt sich nur derjenige angesprochen, der sich selbst mit AM beschäftigt. Mit Sicherheit ist es für jeden Werkzeug-/ Formenbauer empfehlenswert, zumindest als Besucher auf die Messe zu kommen und sich zu überlegen, wo er AM allenfalls im eigenen Betrieb einsetzen kann. Wie sich das in der Zukunft entwickelt muss man abwarten. Eins ist klar: AM definiert Prozessketten völlig neu.

Fokus

Bernhard Ruess: In den letzten zwei Jahren hat eine unglaubliche Entwicklung stattgefunden.

kunft nicht so sein, dass wir diese intensiver ansprechen. Da haben wir auch eine Verantwortung unseren Ausstellern gegenüber, das ist ganz klar. Dann bleibt die formnext eine auf AM fokussierte Messe? Ruess: Ja, aber – und das möchte ich ausdrücklich festhalten – nicht nur auf den Hersteller von AM-Maschinen reduziert, sondern wirklich auf die komplette Prozesskette. In welchem Bereich bewegt sich am meisten in der additiven Fertigung? Ruess: Ich bin total überrascht, was ich allein an Exponaten hier sehe. In den letzten zwei Jahren hat eine unglaubliche Entwicklung stattgefunden, sei das nun bei den Materialien, den Maschinen oder im Nachbearbeitungsbereich. Es ist natürlich unser Ziel, diese in ihrer Gesamtheit abzubilden – mit diesem Konzept und diesem Anspruch geht die formnext an den Markt. Welchen Part spielt ein ideeller Träger wie der VDMA, den Sie für die formnext gewinnen konnten? Ruess: Das ist für uns auf mehreren Ebenen von Bedeutung. Zum einen ist es der intensive thematische Einblick, den wir

Was ist Ihr Messe-Zwischenfazit? Ruess: Sie erleben es ja selbst mit. Es ist eine Leistung von Vielen. Wir sind im Moment überwältigt oder sagen wir mal sehr glücklich, über den Erfolg dieser Veranstaltung. Man hat als Messeveranstalter gelernt, die Euphorie zu zügeln, aber das Herz jubelt schon. Wie kann die formnext denn noch weiterwachsen? Was ist das Ziel resp. die Vision? Ruess: Das Potenzial von AM ist noch lange nicht ausgeschöpft. Es wird immer Bereiche geben, wo die klassische Fertigung Vorteile hat. Aber die Technologie an sich bietet völlig neue Möglichkeiten auch in der Fertigung. Diese wollen wir über die gesamte Prozesskette sichtbar machen, so dass derjenige, der AM einsetzen möchte, ein noch umfassenderes, vielfältigeres Bild bekommt. Wir sind auf Jahre hinaus zuversichtlich, dass die Messe wächst. Die Messegesellschaften neigen dazu, sich auf das quantitative Wachstum zu fixieren. Entscheidend am Ende ist immer, ob derjenige der ausstellt glücklich ist mit dem, was er an Besuchern gewonnen hat, und ob der Besucher genau das gefunden hat, was er gesucht hat. Und das ist nicht immer an Zahlen abzulesen. Für uns als Messeveranstalter ist es natürlich wichtig, weil wir auch vom Wachstum leben, aber für die Teilnehmer ist zum Beispiel die Anzahl Hallen von sekundärer Bedeutung. Eine zu grosse Messe kann im Gegenteil für den Besucher und auch den Aussteller an Attraktivität verlieren. Wenn Sie wachsen, müssen Sie immer innerhalb Ihres klaren Profils wachsen. Wenn Sie auf Kosten Ihres Profils Wachstum haben, verwässern Sie die Messe und dann verlieren Sie an Relevanz für Aussteller und Besucher. n 7


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