bulletin Nr. 1/2013

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Diese zentrale Aussage gilt auch für den Sabbat und den Sonntag. Ob man glaubt oder nicht, ist der Religionsfreiheit eines jeden anheimgestellt. Niemand ist verpflichtet, dem Sonntag die christlich-spirituelle Bedeutung zuzuschrei­ ben, die ihn begründet und die selbst in einer komplexen Beziehung zum jüdischen Sabbat steht. Hingegen geht die periodische Erinnerung an die Möglichkeit einer Transzendenz, einer von woanders herrührenden Frei­ heit, jeden an. Der Sonntag macht menschlicher. Er ist nicht nur ein Element religiöser, sondern auch weltlicher Spiritualität: er steht für eine Welt, die nicht in sich ein­ geschlossen und in allem durch die Natur, die Geschich­ te, die Arbeit und das Kapital bestimmt ist. Der Sonntag lässt den Menschen zu sich selbst finden. «Bleibt seine Ar­ beit einmal wirklich hinter ihm zurück, wird es einmal still um ihn und in ihm, wird er ruhig, dann passiert fürs erste einmal das, dass er, das Subjekt, sich selbst Objekt wird. Das alte ‹Erkenne dich selbst!› dürfte hier seinen Ort und Sinn haben» (Karl Barth). Deswegen reicht nicht nur die soziale, sondern auch die spirituelle Dimension des Sonntags über die Kirchen hinaus und betrifft die ge­ samte Gesellschaft. <


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