Seconds April

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„...weil Du häss Ahnung vun dä Technik, vunn der ich nix verstonn....“

Berufswahl: typisch Frau – typisch Mann? Elif Ganes

Meine Familie findet meine Entscheidung sehr gut und meine Freunde waren erstaunt, aber positiv überrascht!

Von Corinna Güsken

Schuhfertiger

Gary Graeff

Mich hat vor allem die Verbindung von Entwerfen und Gestalten und der handwerklichen Tätigkeit bei diesem Beruf angesprochen.

„Für junge Frauen hat sich viel zum Positiven verändert in den letzten Jahren“, sagt Silvia Kröger-Steinbach, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Christian Ahrens Auszubildende in den Betrieben getroffen und fotografiert hat. Seconds sprach mit den beiden über ihre persönlichen Eindrücke bei den Shootings. Im Auftrag der IHK Köln waren die beiden Fotografen in vielen großen Unternehmen unterwegs und haben junge Menschen fotografiert, die sich um gewohnte Geschlechterklischees nicht kümmern. Anfang des Jahres haben sie bereits ihre dritte Ausstellung „Abenteuer Ausbildung“ für die IHK realisiert. Von der Baggerführerin in Garzweiler 2 über die Industriemechanikerin, Elektronikerin, Fluggerätemechanikerin oder Fachkraft für Schutz und Sicherheit bis zur Brauer- und Mälzerin, Köchin oder Müllerin zeigen sie Mädchen

Großgeräteführerin

Nadja Bochinsky

Als einzige weibliche Großgeräteführerin genieße ich hohes Ansehen unter meinen Kollegen. Das freut mich und bestätigt mich!

Duales Studium Maschinenbau /Ausbildung zur Industriemechanikerin

Sandra Helbig

Ich habe mich für ein technisches Studium interessiert und wollte dies mit praktischer Erfahrung kombinieren. Mein Freundeskreis war anfangs über meine Wahl schon etwas überrascht, aber inzwischen ist das kein Thema mehr.

Die Fotografen: Im Kreativ-Verbund haben sich Silvia Kröger-Steinbach und Christian Ahrens auf Business und Industrie, auf Wirtschaft und Arbeitswelten spezialisiert. Ahrens + Steinbach stellen den Menschen in den Mittelpunkt und fotografieren in den Bereichen Corporate, Industrie und Unternehmensreportage. Ein wichtiger Schwerpunkt sind Projekte zu Berufsbildern und Kampagnen zur Gewinnung von Nachwuchs- oder Fachkräften (Personalmarketing). www.ahrens-steinbach-projekte.de

TEMPERAMENTE

DANGEROUS SCENE

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April | 23

Cologne Business Day Eine geniale Sache

Gestalter visuelles Marketing

Kevin Kobel

Ich habe mich für diesen Beruf entschieden, um meine kreativen Interessen umzusetzen, dabei wollte ich sowohl handwerklich als auch künstlerisch tätig sein.

in vielen, auch unbekannteren, Berufen – Jungs als Flechtwerksgestalter, Gestalter für visuelles Marketing, Schuhfertiger, Hotelfachmänner oder Bühnenbauer.

Industriemechanikerin

SPONTANEOUS

FLAMMABLE CULTURE

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„Unsere Fotos sollen den jungen Leuten Ideen, Anregungen und ein Feeling für diese Berufsbilder vermitteln“, sagt Kröger-Steinbach. Christian Ahrens ergänzt: „Die Welt der Arbeit ist unglaublich vielseitig und interessant. Speziell Mädchen mit einer technischen Neigung sollen sehen, dass es geht, dass andere es auch machen und dabei gut aussehen.“ Viele große Unternehmen wie Ford, Siemens, RWE oder INEOS engagierten sich mittlerweile sehr, um Mädchen für technische Berufe zu gewinnen, erzählen sie, die Konzerne organisierten viele Projekte und hätten speziell für dieses Thema Mitarbeiter abgestellt. Allerdings sei das nicht nur gesellschaftliches, soziales Engagement, sondern auch der Versuch, zusätzliche Zielgruppen zu gewinnen, damit die Betriebe auch in zehn Jahren noch genügend Fachleute haben. Beeindruckt hat die Fotografen auch die

Eine große Klappe kann nicht schaden erste Frau, die bei RWE auf dem Gelände von Garzweiler 2 den Braunkohlebagger führt: „Die ist supercool, lässt sich von nichts und niemandem etwas vormachen. Schon gar nicht von den ganzen Jungs, die da arbeiten, die ist ganz tough und gestanden“, erzählt Silvia Kröger-Steinbach. „Bei der Ausstellungseröffnung stand sie dann auf der Bühne mit wallenden blonden Haaren, geschminkt und entsprechend zurechtgemacht, das war toll, wir haben sie kaum wieder erkannt. Und trotzdem hat sie auch die Großgeräteführerin verkörpert, eine andere Welt, aber die hat man ihr abgenommen.“ Der Bagger, den sie fährt, ist so groß, dass er auch eine Werkstatt und einen Aufenthaltsraum beherbergt. Als sie dort anfing, hatten die Jungs all ihre Poster für sie von den Wänden genommen.

Sie hing sie wieder auf und erklärte ihnen, dass sich nichts ändern müsse, nur weil sie jetzt da sei. In den Unternehmensbereichen, in denen sonst Männer den Ton angaben, hat sich durch die weiblichen Azubis einiges verändert. Viele der jungen Frauen erzählten dem Fotografen-Team, dass sich durch ihre Anwesenheit das Klima und der Ton untereinander verbesserten. Auch die männlichen Kollegen bestätigten und begrüßten das. Natürlich kommen immer wieder Sprüche wie: „Das schaffst Du eh nicht“, aber viele der Mädchen kontern, indem sie ihre Kompetenz beweisen oder eben mit ähnlichen Sprüchen parieren. Eine große Klappe könne auf keinen Fall schaden, hörte das Team von einer Elektronikerin. Die Fotografen hatten damit gerechnet, dass Mädchen es als große Hürde ansähen, in einem männerdominierten Beruf anzufangen – und lernten dazu. Die erste Brauer- und Mälzerin bei Warsteiner ist das beste Beispiel: Sie sah überhaupt keinen Hindernisgrund. Die meisten Frauen empfinden die Zusammenarbeit in den Betrieben als sehr positiv – und sie erzählen oft, dass sie sich gar nicht vorstellen könnten, nur unter Frauen zu arbeiten. Viele verstehen es auch, Vorteile aus ihrer Stellung in Männerdomänen zu ziehen: Sie bekommen viel Unterstützung und wenn etwas zu schwer ist, trägt man es für sie. „Von einigen Ausbildungsleitern haben wir gehört, man müsse die Mädels mal daran hindern, die Jungs zum Arbeiten anzustellen“, sagt Ahrens lächelnd. Mehr Möglichkeiten, etwas auszuprobieren Einer der „Quotenmänner“ der Ausstellung macht eine Ausbildung zum Schuhfertiger bei Ara-Shoes in Langenfeld. „Verrückterweise ist das ein Frauenberuf“, erklärt Kröger-Steinbach, „hier arbeiten viele Frauen, weil sie Schuhe toll finden. Daher kommt diese Verbindung. Sie entwerfen die Schuhe auch, es geht um die Herstellung von Formen, damit die Schuhe in Serie gehen können.“ „Wir haben leider nicht so viele Gespräche mit Jungs führen können“, meint Ahrens, „viele IHK-Berufe sind nun mal eher technisch und damit männlich geprägt. Aber ich würde sagen, dass sich Männer, die eher in Frauenberufen arbeiten wollten, die Berufe sehr bewusst nach ihrer Neigung ausgesucht haben und dass es ihnen egal war, ob andere Jungs das komisch finden. Ich hatte immer das Gefühl, dass sie hinter ihrer Wahl stehen.“ Die Fotografen sind sich einig, dass es leichter wäre, die alten Berufsklischees in den Köpfen aufzulösen, wenn die jungen Leute eine handfestere Vorbereitung in der Schule bekämen: mehr Praktika, mehr Möglichkeiten, etwas auszuprobieren. Denn nur so kann jeder feststellen, was ihm Spaß macht und ob er es kann. Und genau das waren auch die am häufigsten geäußerten Wünsche der Jugendlichen.

VON KATHARINA LITZ In Kölner Mediapark fand zum ersten Mal der Event „Business Day“ unter dem Motto „Entdecken was geht“ statt. Die Ausstellung gab den kleinen und mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit, ihre Produkte und Leistungen vorzustellen. Die gut organisierte Veranstaltung richtete sich an ein breites Publikum. Co-Gastgeber war die Hochschule Fresenius und unterstützt wurde es vom Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Köln. Über 50 Aussteller kamen und präsentierten sich. Kölns Bürgermeister Hans-Werner Bartsch hielt eine Eröffnungsrede. Eine Chance nicht nur für Unternehmer Die Unternehmen sollen durch den „Business Day“ eine Chance bekommen, ihre Leistungen und ihre Produkte zu präsentieren, Kundenkontakte zu knüpfen und sich über aktuelle wirtschaftliche Themen zu informieren und auszutauschen. Besonders für Unternehmen, die neu auf dem Markt sind, war dieser Event eine große Chance. Doch nicht nur Unternehmen sollten diese Chance

nutzen, sondern auch Absolventen, Jobsuchende oder Freiberufler. Begleitend zur Ausstellung gab es Vorträge zu verschiedenen Themen, von Unternehmensberatern, Business Coaches und Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft. Positives Resümee Die Unternehmer und auch die Besucher waren sich einig, diese Veranstaltung ist eine geniale Sache, um sich über das Berufsleben zu informieren und Kontakte zu knüpfen. So sollte man alles mitnehmen, um sich ein Bild über die Berufswelt zu machen, besonders junge Menschen die in ihrem Leben noch viel erreichen können. Zum Auftakt war die Besucherzahl noch nicht all zu hoch, trotzdem gab es ein positives Resümee von dem „Cologne Business Day“ 2013. Eine Warteliste für Aussteller für 2014 gibt es schon und wer dieses Jahr den „Business Day“ nicht besucht hat, kann die Chance im nächsten Jahr nutzen, um zu entdecken „ was geht“ in der Berufswelt.

Wenn schon Shopping, dann aber richtig Eine Anleitung zum positiven „Einkaufen gehen“ mit dem Partner Von Katharina Mansi Wochenende, Samstagvormittag, leichter Sonnenschein und der ganze Tag steht noch bevor. Endlich Zeit, um gemeinsam mit dem Partner etwas zu unternehmen: Joggen gehen, den Wocheneinkauf erledigen oder durch die Stadt flanieren. Doch genau dort hört für viele die Idylle dann auch schon wieder auf. „Flanieren“ - gemeinsam mit hunderttausenden anderen Menschen, die auf Deutschlands Einkaufsmeile Nr. 1, der Schildergasse, von Geschäft zu Geschäft taumeln? Ist das möglich? Während „Sie“ geübt die Schaufensterauslagen scannt und sich durch nichts beirren lässt, denkt „Er“ nur verzweifelt darüber nach, wie es so weit kommen konnte. Und wie „Mann“ der Situation schnellstmöglich entfliehen kann. Die Einkaufsstraßen dieser Welt können unzählige solcher Geschichten erzählen: von Streitereien, Unverständnis und seidenen Geduldsfäden, die spätestens bei Diskussionen vor der Umkleidekabine reißen. Warum können Mann und Frau nicht gemeinsam einkaufen gehen, sodass beide auf ihre Kosten kommen? Wieso muss einer von beiden stets Zugeständnisse machen? Behält Cris Evatt letztlich recht mit seinem Buch: „Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus“?

„Ohne Rücksichtnahme auf den anderen sollte man lieber gar nicht erst losziehen“ Wahrscheinlich schon – wir sind verschieden! Nichtsdestotrotz gibt es Mittel und Wege, einen Einkauf für beide Seiten erträglich zu gestalten und ohne Frustration gemeinsam wieder den Heimweg anzutreten. „Ohne Rücksichtnahme auf den anderen sollte man lieber gar nicht erst losziehen“, soviel weiß Zahntechnikerin Lina nach zwei Jahren Beziehung und mehreren „Einkaufsdramen“ mit Freund Thomas. „Wenn wir gemeinsam in die Stadt gehen, dann nur nach vorheriger Absprache, was das Einkaufsziel ist. Also: Was braucht er und was brauche ich.“ In Ruhe durch die Geschäfte schlendern ist für Lina ganz klar eine Angelegenheit, bei der man mit der besten Freundin weitaus besser bedient ist als mit dem Freund. Die wachsende Anzahl der Konsumtempel, die mit Kaffeelounges die Wartezeit zu versüßen suchen, lässt Thomas völlig kalt: „Dass ich mich irgendwo in einem Geschäft niederlasse und warte, selbst wenn es dort Kaffee gibt, kommt nicht infrage – ich bin doch kein Hund. Das hat für mich dann auch nichts mehr mit gemeinsamen Einkaufen zu tun.“ Überraschenderweise sind Männer und Frauen dabei in vielen Einkaufsangelegenheiten gar nicht so verschieden wie gedacht. In Geschäften aufs „Abstellgleis“ gestellt zu werden, selbst wenn dieses aus gemütlichen Sesseln besteht und dort sogar Getränke angeboten werden, darauf verzichten beide Seiten gerne. Außerdem möchte weder „Sie“ noch „Er“ vom Partner Klamotten aufgeschwatzt bekommen.

Fazit: Rücksichtnahme, Geduld und klare Einkaufsziele wirken sich erfolgsfördernd auf den gemeinsamen Einkauf aus. Wenn das auch nicht hilft, lohnt es, die folgenden Tipps auszuprobieren, die mir die Kölner an diesem Samstag verraten haben: Sie: „Nicht immer nur an die eigenen Klamotten denken, sondern auch mal so tun als ob „Er“ der Mittelpunkt der Erde wäre! Und ein Steak oder Burger zum Schluss Versprechen“ – Er: „Als erstes in die Unterwäscheabteilung und etwas Nettes kaufen. Das bringt zwei Stunden Puffer, bis er wieder denken kann.“ – Er:„Kölsch!“ – Sie: „Alleine einkaufen gehen!“ - Sie: „Schokolade mitnehmen“. Ganz grün sind sich Mann und Frau beim Einkaufen wohl noch nicht, aber zumindest ist der Wille vorhanden, aufeinander einzugehen und auch mal tiefer in Trickkiste zu greifen – um des lieben Friedens Willen...

Tipps aus der seconds-Redaktion: Starten Sie gerade erst mit dem gemeinsamen Einkaufen? Dann versuchen Sie sich doch lieber erst mal an beschaulichen Einkaufsstraßen, zum Beispiel im Belgischen Viertel rund um den Brüsseler Platz, oder die Ehrenstraße. Wenn es weniger Boutique-lastig werden soll und auch Ketten wie Zara, H&M, Anson’s gewünscht sind, hilft auch ein Ausflug ins etwas weniger überfüllte Umland, zum Beispiel nach Bonn. Wo es ganz neben bei auch günstigere Parkplätze gibt.

„Nachdem meine Frau mir das dritte Hemd in die Garderobe bringt, welches sie unbedingt an mir sehen möchte, reicht es auch“, findet Bankkaufmann Martin. Seine Frau Carolin sieht das etwas anders: „Ich weiß einfach, welche Farben ihm stehen und mir graust es teilweise vor den Mustern, die Martin sich aussucht.“ Im Umkehrschluss sieht Carolin es allerdings selbst nicht so gerne, wenn Martin sie dazu drängt, ein bestimmtes Kleid zu kaufen. „Wahrscheinlich könnten wir in Punkto Einkaufen etwas rücksichtsvoller miteinander umgehen, aber so richtig gekracht hat es bisher noch nie.“ Wie sich trotzdem mit sanfter Bestimmtheit die Meinung des Partners für oder gegen ein Kleidungsstück beeinflussen lässt, erklärt Gabriele, die ihren Mann schon seit 40 Jahren kennt: „Ich lasse meinen Mann die erste halbe Stunde komplett in Ruhe und dann kommt er meistens von selbst zu mir und möchte meine Meinung wissen. So bewahre ich mir eine positive Grundstimmung – das klappt wunderbar.“

Tipp: einen Burger zum Schluss versprechen! Oder Schokolade mitnehmen

Harm Bengens Cartoons


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