Bach-Archiv Leipzig - Jahresbericht 2011

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• Band 10 Die Bach-Quellen in Wien und Alt-Österreich 2 Bde., Herausgegeben von Christine Blanken unter Mitarbeit von Marko Motnik Der durch Wien musikalisch geprägte Kulturraum Alt-Österreich überrascht durch seine Vielzahl an Bach-Quellen. Der Katalog stellt Beschreibungen von annähernd 1800 identifizierten Quellen zur Verfügung. Tschechische, slowakische und ungarische Abschriften oder Bachiana aus österreichischen Klöstern werden gleichrangig neben Quellen katalogisiert, die heute in Wiener Bibliotheken vorhanden sind, dort aber erst im 20. Jahrhundert hingelangten. Umgekehrt werden Wiener Quellen einbezogen, die heute außerhalb ihres Entstehungsortes aufbewahrt werden (namentlich in Berlin). So entstand ein Quellen-Puzzle, das auch historische Kataloge von Kopisten-Werkstätten, Verlagen und Privatbesitzern sowie Briefe einbezieht, ebenso Druck-Exemplare mit Werken der Bach-Familie aus (alt-)österreichischen Bibliotheken. Der Katalog versteht sich als Arbeitsmittel für eine weitergehende Rezeptions­ forschung, damit die bislang kaum mehr als überblicksartige Quellen-Kenntnis österreichischer Bach-Rezeption zwischen etwa 1740 und 1850 vertieft werden kann. Die Quellen zur Musik der Bach-Söhne spielen hierbei eine mindestens ebenso große Rolle wie die des Vaters. Zum quellenphilologischen Standard gehören WasserzeichenBeschreibungen, Schriftuntersuchungen, Faksimiles und ein ausführliches Register. Das hier abgebildete Ölportrait des Tiroler Komponisten Stephan Angerer (1711–?) zeigt den festlich gekleideten 64jährigen Regens chori der Stadtpfarrkirche Schwaz/Tirol an einem Clavichord, auf dessen Pult ein Notenbuch mit Musik „del Sign. Bach“ liegt. Die hier zum Ausdruck gebrachte Affinität zur Musik der Bach-Fa­milie zeigt sich auch an einer über­raschend hohen Anzahl an Claviermusik-Quellen im süddeutsch-österreichischen Raum. Namentlich Werke Johann Sebastian und Carl Philipp Emanuel Bachs fanden eine größere als vorher vermutete Verbreitung. Dass hier noch mit einer hohen ‚Dunkelziffer‘ an verschollenen Quellen zu rechnen ist, zeigt gerade ein Stephan Angerer (resig[natus]. Chori Regens de Swatz Atat: 64) Pfarrhof Fieberbrunn

Portrait wie das von Angerer, dessen Musikaliensammlung bedauerlicherweise nicht mehr vorhanden ist.

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Jahresbericht 2011


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