Einblick in die Jugendkultur: Nachhaltigkeit und die junge Generation

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Einblick in die Jugendkultur

verfolgen wie z.B. Bio-Imbiss, Schülertheater, Schülercafé, Erstellung von Webdesign, Schülerreisebüro. Die Schüler arbeiten gemeinsam mit anderen Schülern in einem Team zum Teil innerhalb, oft aber auch außerhalb der Unterrichtszeit. Das Konzept wird in vielen Formen angewendet. Von der Schule für Lernhilfe, den Hauptschulen und Realschulen, bis zu den Gymnasien und Berufsbildenden Schulen findet man in den Klassen von 12jährigen bis 20jährigen Schülern diese neue aktive Unterrichtsform. 63 Die Schülerfirmen, die auch als Mini-Unternehmen oder Schülerunternehmen bezeichnet werden, tragen unter anderem auch sehr zur Öffnung von Schulen und dem Empowerment von Schülerinnen und Schülern bei. Zu den Aktivitäten liegen auch für Deutschland positive Erkenntnisse vor. In einer aktuellen Studie der Freien Universität Berlin heißt es hierzu: „Dadurch, dass Schüler und Lehrkräfte in der Schülerfirma mit Nachhaltigkeit konfrontiert werden, sind sie für Nachhaltigkeit sensibilisiert. Sowohl die Aussagen der Lehrkräfte als auch der Schüler legen nahe, dass Nachhaltigkeit für viele Schüler kein explizites, sehr wohl aber ein implizites Konzept ist. Die große Mehrheit der Schüler kann darstellen, inwiefern Nachhaltigkeit in ihrem persönlichen Leben eine Rolle spielt und Beispiele nennen, wie sie durch ihren eigenen Lebensstil versuchen, einen Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung zu leisten.“ (de Haan / Grundmann / Plesse 2009: 70) Abschließend sei noch ein ähnlich ganzheitliches Konzept aus dem Ausland angeführt, der „Schulumfassende Ansatz“, mit dem unterschiedliche Aspekte des Schulalltags mit der allgemeinen Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler und dem sozialen Umfeld verknüpft werden. Beispielsweise wird mit ihm „das Thema gesunde Ernährung in ein umfassendes pädagogisches Paket integriert, das die positiven Verbindungen zwischen Ernährung, Fitness, Gesundheit und körperlichem wie geistigem Wohlbefinden hervorhebt – kann positiven Einfluss darauf haben, wie sich Kinder in der Schule und außerhalb davon ernähren und spielt insofern eine zentrale Rolle dabei, die Nachfrage nach gesünderem Essen in Schulen zu stärken.“ (Morgan/Sonnino 2010: 120) Der ‚schulumfassende’ Ansatz wird, das zeigen erfolgreiche Beispiele aus Schottland und Italien (Rom), auch verknüpft mit dem Aufbau nachhaltiger (lokaler/regionaler) Nahrungsmittelketten und kreativer öffentlicher Beschaffung (Morgan/Sonnino 2010: 122ff.). Fazit Diese kurze Skizze zeigt, wie viel neue Modelle und interessante Konzepte heute bereits existieren. Bislang wird davon aber nur eine relativ kleine Minderheit von Kindern und Jugendlichen erreicht. Das liegt nicht an den (potenziellen) Nutzerinnen und Nutzern, sondern daran, dass es sich sehr oft nur um Modellprojekte handelt. Es mangelt an einer flächendeckenden Umsetzung. Solange hier nicht wesentlich mehr Investitionen und Innovationen erfolgen, wird die Gewinnung der Jugend für Nachhaltigkeitsthemen schwierig bleiben.

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Siehe zu diesem Thema z.B. die bereits seit 1992 betriebene Initiative "Schülerfirmen.com - Initiative zur Förderung und

Betreuung von Schülerfirmen" [Zugriff 7/2010: http://www.schuelerfirmen.com/html/was_sind_schulerfirmen.html]

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