SlowFood Jahrbuch 2010

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NETZWERK

Brasilien

TERRA MADRE IN BRASILIEN

SYNERGIEN IM NETZ NETZWERK

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ALMANACH

Die Förderung der lokalen Lebensmittel und der Schutz der pflanzlichen und kulturellen Vielfalt sind in Brasilien entscheidende Fragen. Denn dieses Land bekommt die Globalisierung und Gleichschaltung der Lebensmittel, das Schrumpfen der Anbauflächen für die Bauern und das schnelle Verschwinden der Ökosysteme durch die Abholzung der Wälder und Ausbreitung der GVO-Anbauten mit all ihren negativen Auswirkungen besonders stark zu spüren. Die Landwirtschaft im kleinen Rahmen zu stärken und die hochwertigen Agrarproduktionen aufzuwerten: dies sind daher die Hauptziele des Netzwerks Terra Madre in Brasilien, das aus den Vertretern von 50 Lebensmittelbündnissen und 11 Universitäten, den Erzeugern aus 8 Presidi, 20 Köchen, 15 Studenten aus dem Youth Food Movement und 10 beliebten Künstlern besteht. Das 2004 gegründete brasilianische Netzwerk hat mit den Themen von Terra Madre großes Interesse erregt und nimmt immer mehr Verbündete auf, die sich in diesem stabilen System zur gegenseitigen Unterstützung, Förderung und Verbreitung der eigenen Produkte sowie zum Schutz des reichen gastronomischen Bestandes vereinen. So kam es 2007 parallel zur IV. Feira Nacional de Agricultura Familiar e Reforma Agrária – der größten brasilianischen Messe für die Landwirtschaft in kleinem Maßstab

und Produkte des lokalen Handwerks – zum ersten nationalen Terra Madre Treffen in Brasilia. Die Messe wird vom Ministerium für landwirtschaftliche Entwicklung Brasiliens organisiert, mit dem Slow Food seit August 2004 zusammenarbeitet. Berührungspunkte der beiden Veranstaltungen waren der Gourmet-Bereich, in dem die Köche des Netzwerks Geschmackserlebnisse und Veranstaltungen zur Ökogastronomie abhielten, sowie ein Restaurant, in dem die Besucher Gerichte mit den Zutaten von lokalen Kleinerzeugern serviert bekamen. Durch die Synergie zwischen der Feira und Terra Madre konnte der Austausch unter den Erzeugern gesteigert und der Kontakt zwischen Bauern und Köchen sowie Universitätsdozenten und Forschern hergestellt werden. Dieses erste Treffen ist eine wichtige Etappe auf dem Weg von Terra Madre in Brasilien. Vor allem deshalb, weil es die Kommunikation und die Akteure des Netzwerks bestärkte, den Weg fortzusetzen. So gibt es jetzt z.B. einen Bereich auf der Website von Slow Food in Brasilien, der sich der Realität von Terra Madre widmet. In diesem virtuellen Raum kann man Artikel und Bilder veröffentlichen, Themen zu Produktion und Verbrauch vertiefen, Aktivitäten ankündigen, von Erfahrungen berichten und Initiativen verbreiten. 2006 entstand auch eine Online-Diskussionsgruppe, die


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