Schulblatt 6 2012

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Kommentar

Husi-Kurse oder eine unendliche Geschichte Die Diskussion um die Husi-Kurse an den Mittelschulen geht in die nächste Runde: Die Frage über eine Vorverlegung kommt vors Volk. Es ist zu hoffen, dass dann endlich eine Lösung mit Bestand gefunden wird.

Foto: Béatrice Devènes

Von Regine Aeppli, Bildungsdirektorin

Gute Schule, guter Unterricht braucht stabile Rahmenbedingungen. Das wird im Schulfeld immer wieder betont. Dies ist auch der Bildungsdirektion wichtig. Leider lässt sich ein Hin und Her nicht immer vermeiden, wie das Beispiel der Husi-Kurse zeigt. Vor 15 Jahren beschloss der Bildungsrat, die Hauswirtschaftskurse nur noch für Klassen kantonaler Mittelschulen mit Langgymnasium durchzuführen. Ein paar Jahre später wurden die Hauswirtschaftskurse im Zuge des Sanierungsprogramms San04 abgeschafft. Gegen die Abschaffung regte sich aber Widerstand. Eine Volksinitiative «Ja zur Husi» wurde eingereicht, und der Kantonsrat buchstabierte beim Sparen nicht nur zurück, sondern weitete das Angebot sogar auf alle Gymnasiastinnen und Gymnasiasten aus, also auch auf jene Schülerinnen und Schüler, die ein Kurzgymnasium besuchen. Im Rahmen des Sanierungsprogramms San10 beantragte der Regierungsrat dem Kantonsrat, die Husi-Kurse auf die 4. Klassen des Langgymnasiums zu beschränken wie vor 2004. Die vorberatende Kommission des Kantonsrates beantragte dem Kantonsrat indessen, die Kurse ins

Untergymnasium, also in die 2. Klasse, vorzuverlegen. Dem haben der Kantonsrat und auch der Regierungsrat klar zugestimmt. Jetzt wäre also ein Vorschlag auf dem Tisch, der alle Schülerinnen und Schüler gleich behandelt. Denn wer von der Sekundarschule ins Kurzgymnasium übertritt, hat bereits Hauswirtschaftsunterricht absolviert. Doch gegen die vorliegende Lösung wurde auf Anstoss der Husi-Lehrerinnen das Behördenreferendum ergriffen. Damit haben die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger zu entscheiden. Die Volksabstimmung wird voraussichtlich im nächsten Frühling stattfinden. Weil stabile Rahmenbedingungen für die Schule wichtig sind, ist ein baldiges Ende der Husi-Geschichte wünschenswert. Persönlich hoffe ich, dass sich die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger der Regierung und dem Kantonsrat anschliessen und das Referendum ablehnen. Denn ich bin überzeugt, dass eine gute Lösung getroffen wurde. Es ist nämlich nicht einzusehen, dass das, was für SekSchülerinnen und Sek-Schüler gut ist, nicht auch für Gymnasiastinnen und Gymnasiasten recht ist. Zudem kann mit der Verschiebung ins zweite Jahr des Untergymnasiums mehr Unterrichtszeit vor der Matura gewonnen werden. Und für Mittelschulen mit gemischten Klassen (Lang- und Kurz-Gymnasium) ist die Organisation der Kurse und des Unterrichts wesentlich einfacher. Bei einem anderen Geschäft steht der Zeitpunkt der Abstimmung bereits fest. Am 25. November stimmen die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger über die «primaInitiative» und den Gegenvorschlag für eine freiwillige Einführung der Grundstufe ab. Der Kantonsrat und der Regierungsrat unterstützen den Gegenvorschlag. Die Gemeinden sollen die Freiheit haben zu entscheiden, ob sie die Grundstufe an ihren Schulen einführen wollen oder nicht. In besonderen Fällen können in einer Gemeinde sogar der Kindergarten wie auch die Grundstufe geführt werden. Damit soll insbesondere ermöglicht werden, dass die Gemeinden das Modell wählen können, das ihren Bedürfnissen oder ihrer Tradition am besten entspricht. Denn auch hier ist es uns wichtig, dass die Schulen auf stabile Rahmenbedingungen aufbauen können und nicht unnötig viel umkrempeln müssen. ! Schulblatt des Kantons Zürich 6/2012

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