Schulblatt 1 2013

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Magazin

Besuch in Holland Lehrpersonen aus Zürich und Umgebung haben in Amsterdam Volks- und Berufsfachschulen besucht. Und genauso gestaunt wie ihre Austauschkollegen, die zuvor in der Schweiz zu Besuch waren. Aufgezeichnet von: Katrin Hafner Fotos: Dieter Seeger

Thomas Röthlisberger, 33, Sekundarlehrer

Der Blick von aussen Unter dem Titel «CAS Schulentwicklung International» findet ein Schulaustausch statt, bei dem Lehrpersonen aus drei Nationen Einblick in den Schulalltag in einem jeweils anderen Land erhalten. Diskutiert werden globale Trends und Herausforderungen in der Bildung und mögliche lokale Antworten darauf. Durchgeführt wird die Weiterbildung von der Pädagogischen Hochschule (PH) Zürich, der Hochschule Amsterdam und dem Schulamt des Fürstentums Liechtenstein. In einem ersten Schritt haben niederländische Lehrpersonen Schulen in der Schweiz besucht (vgl. Schulblatt 3/12), im Herbst 2012 reiste eine Gruppe von Lehrpersonen aus Zürich und Umgebung nach Holland (Text nebenan). Ziel ist es, Anregungen von ausländischen Kolleginnen und Kollegen für die eigene Schule nutzen zu können – beispielsweise bezüglich Kooperation mit Eltern. Im Frühling 2013 treffen sich die Lehrpersonen zum Abschluss des Lehrgangs. Infos und Anmeldung zum «CAS Schulentwicklung International 2013»: www.phzh.ch/cas > alle Zertifikatslehrgänge. Bei Fragen kontaktieren Sie die CAS-Leitung, frank.brueckel@phzh.ch

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Schulblatt des Kantons Zürich 1/2013

«Sie wirken auffallend selbstbewusst, die Oberstufenschülerinnen und -schüler, die ich in Amsterdam kennengelernt habe. Und zwar im positiven Sinn: Sie sind Wildfremden gegenüber offen, stellen Fragen, geben bereitwillig Auskunft, trauen sich etwas zu. Das hat mich beeindruckt. Entsprechend ist der Umgang zwischen Lehrperson und Klasse: auf Augenhöhe. Es ist ein warmherziges Klima, man spürt wenig Hierarchie, hat das Gefühl, Lehrer und Schüler wollen gemeinsam etwas erreichen. Ich habe keine disziplinarische Massregelung im Unterricht erlebt, dafür natürliches Lob und auch mal ein freundschaftliches Schulterklopfen – obwohl es insgesamt unruhiger und lauter zuund hergeht als bei uns. Ob das eine Mentalitätssache ist, obs an der Erziehung oder der Schule liegt? Vermutlich kommt alles zusammen. Die holländischen Lehrpersonen geben ihren Schülerinnen und Schülern mehr Spielraum, sie kontrollieren sie über lange Zeiträume wenig – beispielsweise, wenn die Klasse wochenlang in Gruppen arbeitet. Konkret angesprochen hat mich, was die Amsterdamer Schulen punkto Öffentlichkeitsarbeit unternehmen: angefangen bei der Hochglanzbroschüre über eine TopWebseite bis hin zu intensiver, institutionalisierter Zusammenarbeit mit den Eltern. Klar, bei ihnen herrscht freie Schulwahl und insofern wird bewusst Geld und Energie ins Vermarkten gesteckt. Aber gerade beim Internetauftritt könnten wir uns durchaus eine Scheibe von ihrem professionellen Auftreten abschneiden. Ach ja, und noch etwas: Englisch sprechen die Holländer auf hohem Level, da schneiden unsere gleichaltrigen Schülerinnen und Schüler deutlich schlechter ab.»


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