NUTZFAHRZEUGE
Magazin
UPDATE T6.1 AUS WOLFSBURG Der Bulli wird digital TRANSPORTER-TRENDS Das sind die Modelle 2019 STARKE PRITSCHEN X-Klasse, Navara n-Guard und Amarok Canyon
PICK-UPSERT I V R E S S HEIS
#5
April 2019
Editorial
SANDKASTENFREUNDE Dennis Gauert
Graue Tage brauchen Farbe. Wir begrüßen Sie im neuen Jahr mit Allrad antrieb, starken Diesel-Motoren und bunten Lackierungen. Der Mercedes-Benz X250 4Matic, der Nissan Navara n-Guard und der Volkswagen Amarok 3.0 V6 geben sich im Sandkasten die Förmchen in die Hand. Welche Offroad-Pritsche was am besten kann, lesen Sie sicher leicht aus unseren Fahrberichten heraus.
Und dann ist da noch ein Thema, das dem Nutzfahrzeugfan den Magen umdrehen kann – aber nicht muss. Die Automobil- und damit auch die Nutzfahrzeugindustrie sucht dringend nach Auswegen, um Entwicklungskosten abzufedern. Da kommen auch Partner zusammen, die eigentlich keine Sandkastenfreunde sind: Volkswagen
3 Ausgabe #5 – April 2019
Doch haken wir da ein, wo sich die Branche bewegt: bei den Antrieben. Wir haben uns umgeschaut und die wichtigsten Vor- und Nachteile von Diesel, CNG und batterielektrischen Antrieben für Sie ergründet. Und wo wir gleich dabei sind, steigen wir bei den modernen Technologien doch gerne zu: Der Nissan eNV200 gilt als sparsamer, wendiger Kleintransporter für den schmalen Taler. Ob der japanische Stromkasten hält, was er verspricht, zeigen wir im Fahrbericht.
und Ford planen, eine gemeinsame Nutzfahrzeug-Allianz zu gründen. Welche Modelle das den Kragen kostet und welche Synergien die beiden Großserienhersteller nutzen wollen, um effektiver zu entwickeln, erklären wir in unserer Hintergrund-Story. Damit Ihr Transporter zu Ostern kein rollendes Überraschungsei wird, haben wir uns mit dem Thema Ladungssicherung auseinander gesetzt. Denn wenn es den Kasten schüttelt, ist es wichtig, dass die Ladung fest im Sattel sitzt. In Zusammenarbeit mit Herstellern und Ladungssicherungsspezialisten erklären wir Ihnen, wie der Kraft- und Formschluss Ihre Güter zuverlässig im Laderaum hält. Vielleicht soll's in diesem Jahr ein neuer Transporter werden und die Aufpreisliste erinnert an einen Multiple-Choice-Test im Rechnungswesen? Wir zeigen, welche Extras bei den Nutzfahrzeugherstellern am häufigsten geordert werden und warum. Da macht man doch gleich drei Kreuzchen. In jedem Fall wünschen wir Ihnen mit der ersten Ausgabe 2019 unseres digitalen Nutzfahrzeuge-Magazins viel Spaß und anregende Ideen für die Ladefläche. Allzeit knitterfreie Fahrt und einen guten Kraftschluss wünscht Ihnen
4 Nutzfahrzeuge Magazin
Ihr
Dennis Gauert
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ARE YOU READY FOR THE RIDE?!
Inhalt
Ausgabe #5
PICK-UPSERT HEISS SERVI
3 EDITORIAL 8 STAY IN TOUCH 9 DIE MACHER 10 NEWS
01 6 Nutzfahrzeuge Magazin
DER BEWEGTE MENSCH 20 TREND Die beliebtesten Extras im Nutzfahrzeug. 30 SICHERHEIT So wird die Ladung richtig verzurrt.
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DAS BEWEGT UNS 40 MARKTÜBERSICHT Transporter-Frühling 2019. 52 HINTERGRUND Ford und Volkswagen starten die Nutzfahrzeug-Allianz. 58 ALTERNATIVE ANTRIEBE Kraft kommt von Stoff.
Inhalt
03
04
70 VORSTELLUNG Volkswagen gibt dem Bulli ein Update.
98 FAHRBERICHT Glänzen und Klotzen im Mercedes-Benz X250 4Matic.
DIE MACHEN BEWEGUNG
84 NISSAN NAVARA N-GUARD Das Original trägt Schwarz.
DAS BEWEGTE MOBIL
112 FAHRBERICHT Günstige Hochspannung im Nissan eNV200. 122 FAHRBERICHT V6-Power im VW Amarok Canyon 3.0 V6 TDI.
PARTNER DER AUSGABE
7 Ausgabe #5 – April 2019
Coverfoto DENNIS GAUERT
W e b s e it e
Das Sprungbrett in die Welt der Nutzfahrzeuge. Und der ideale Überblick, um sich zu informieren, zu stöbern oder einfach zu schauen, was sich in der spannenden Welt der Nutzfahrzeuge tut. nutzfahrzeuge-magazin.de
Ein Blick hinter die Kulisse. Was stellen die Protagonisten gerade an? Auf welchem Event stecken sie, welches sind die neusten News. Fotos, Videos und Infos auf der schnellsten Community weltweit.
Youtube
In s t a g r a m
Können Nutzfahrzeuge sexy sein? Na klar! Wenn Profis die rollenden Transporthilfen gekonnt in Szene setzen. Und die Idee dahinter stimmt. Videos mit Sinn und dem Gespür für den Nerv der Zielgruppe.
Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Und wir haben viel mehr als 1000 Bilder. Also sind wir auch da zu Hause, wo Bilder zu Hause sind. Nutzfahrzeuge können auch schön. Vorbeigucken! #nutzfahrzeuge
ILLUSTRATION | HELENA MELIKOV
8 Nutzfahrzeuge Magazin
STAY IN TOUCH
LASSE DREWS Der Ideen-Manager.
Der Automobiljournalist ist schon weit rum gekommen und kann die Finger nicht vom Lenkrad lassen. Robuste Pick-ups, agile Kleintransporter und große Laderäume in der Klasse bis 7,5 Tonnen sind sein Lebensraum – genau wie das Handwerk, in dem sie gebraucht werden. Nach Feierabend dreht er gerne ein paar Schrauben in der Werkstatt oder lässt den Kautschuk auf der Rennstrecke stehen.
Sie wussten noch gar nicht, dass Ihr Unternehmen dringend eine Multimedia-Kampagne, eine Sonderpublikation oder ein Event benötigt? Nach dem ersten Kontakt mit Lasse Drews denken Sie anders. Wikingertour, Advertorial oder YouTube-Channel – think big and think crazy ist das Motto des geborenen Organisators und bekennenden Norddeutschen.
KONTAKT mail@nutzfahrzeugemagazin.de
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DENNIS GAUERT Der Schreiber.
NUTZFAHRZEUG-
NEWS
News
FORD BIETET TRANSPORTER MIT RENNSTREIFEN
www.ford.de
Ford kleidet seine Transit-Familie in Rennstreifen. Die Transporter Transit Custom, Connect und Courier sind ab sofort als Sport-Versionen erhältlich.
Foto: Ford
Die beiden kleineren Brüder Transit Courier und Transit Connect verfügen über doppelte Sportstreifen und eine sportlich angehauchte Innenausstattung mit farblichen Akzenten, sowie 16-Zoll-Leichtmetallräder. Der Transit Connect Sport ist mit einem 120 PS starken 1.5-Liter-Turbodiesel motorisiert, der Transit Courier kann wahlweise mit einem 100 PS starken 1.5-Liter-TDCi-Turbodiesel oder einem 1.0-Liter-Ecoboost-Benziner mit Turboaufladung bestellt werden. Alle Transit Sport werden serienmäßig mit einem Sechs-Gang-Getriebe ausgeliefert. Für den Transit Custom Sport steht wahlweise eine Sechs-Stufen-Wandlerautomatik zur Wahl.
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Der mittlerweile 185 PS starke Transit Custom wird dann mit Karrosserie- und Radlaufverbreiterungen, doppelten Sportstreifen, speziellen Stoßfängern, Seitenspiegeln und Türgriffen sowie exklusiven 17- oder 18-Zoll-Leichtmetallrädern ausgeliefert.
News
FIAT BIETET 100 DUCATO ALS SONDEREDITION
12  Nutzfahrzeuge Magazin
Fotos: Fiat
News
www.fiatprofessional.de
Fiat bietet ab sofort das auf eine Stückzahl von 100 limitierte Sondermodell Fiat Ducato Edizione. Der ausschließlich in Weiß erhältliche Kastenwagen mit Hochdach (L4H2, zulässiges Gesamtgewicht 3,5 Tonnen) bringt eine erweiterte Serienausstattung mit. Zur Wahl stehen zwei Euro-6-Turbodiesel, die 150 PS oder 170 PS leisten. Die Basispreise betragen 38.990 Euro netto und 39.990 Euro netto. Der Preisvorteil im Vergleich zu einem gleichwertig ausgestatteten Serienmodell beträgt je nach Motorvariante 2.542 Euro beziehungsweise 2.942 Euro. Das Sondermodell Fiat Ducato Edizione basiert auf dem Fiat Ducato SX, der unter anderem Nebelscheinwerfer, Klimaautomatik, elektrisch verstell- und beheizbare Außenspiegel, Rückfahrkamera sowie Geschwindigkeitsregelanlage mit Geschwindigkeitsbegrenzer an Bord hat. Das Bluetooth-fähige Radio mit 5,0 Zoll großem Touchscreen und integriertem Navigationssystem ist Serie.
Der Fiat Ducato Edizione steht auf 16-Zoll-Leichtmetallrädern und verfügt über eine schwarze Umrandung der Scheinwerfer, Türgriffe und Stoßfänger in Wagenfarbe, Zierleisten und Kühlergrill in Schwarz sowie Tagfahrlicht in LED-Technologie. Der Laderaum enthält darüber hinaus als nicht abwählbare Option den Umbau „Basis" von Sortimo zum Aufpreis von 710 Euro netto. Sofern Uconnect Live im Fahrzeug verfügbar ist, können Käufer den Service Mopar Connect nutzen, der verschiedene Funktionen, wie etwa eine Ortung des Fahrzeugs oder eine Türverriegelung per Smartphone ermöglicht.
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Beim Fiat Ducato Edizione kommen zusätzlich ein automatischer Notbremsassistent mit Verkehrszeichenerkennung und adaptivem Fernlicht, eine Stahltrennwand ohne Fenster zum Laderaum, ein Komfortsitz für den Fahrer, eine Beifahrerdoppelsitzbank, ein Lederlenkrad, ein 120-Liter-Kraftstofftank, eine Sitzsockelverkleidung, um 260 Grad öffnende Heckflügeltüren, eine Halterung an der Armaturentafel für Tablet-Computer und ein vollwertiges Ersatzrad hinzu.
14  Nutzfahrzeuge Magazin
OPEL COMBO AUSBAUTEN
News
News
www.opel.de
Opel bietet in Zusammenarbeit mit Ausstattern ein neues Programm für Combo Life und Combo Cargo mit individuellen Ausbauten an. Kunden erhalten ihr Einsatzfahrzeug in ganz Europa direkt beim Opel-Händler. Dafür arbeiten die Rüsselsheimer mit Um- und Aufbauexperten wie AMF-Bruns, Car Fibreglass, Focaccia, Gruau, Kerstner, Lamberet, Morice Constructeur und Tripod Mobility zusammen. Sowohl die normale, als auch die XL-Variante des Opel Combo lassen sich mit bis zu fünf Sitzen plus Rollstuhlplatz mit Dreipunktgurten ausstatten. Das Rollstuhl-Abteil im Combo ist dabei je nach Modellvariante bis zu 1,50 Meter lang, 1,45 Meter hoch und 85 Zentimeter breit. Eine manuell justierbare Rampe am Heck ermöglicht den Zustieg zum Fahrzeug. Mit optionaler Luftfederung kann das Fahrzeug herabgesenkt werden. Die Zufahrtsrampe fährt in diesem Fall elektrisch aus und rastet im Heckstoßfänger ein.
Fotos: Opel
Die Transportzelle ist 1,45 Meter hoch und 1,25 Meter breit (1,06 Meter zwischen den Radhäusern). Je nach Combo-Variante ist der rutschfeste Boden des LED-beleuchteten Kühlabteils 1,48 oder 1,83 Meter lang. Optional sind Kühlanlage, ein herausnehmbarer Zwischenboden, eine Zurrschiene und verstellbare Regale verfügbar. Das Reserverad und die Anhängerkupplung bleiben zugänglich. (ampnet/deg)
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Als aufgebautes Kühlfahrzeug ist der Combo Cargo in Normal- oder XL-Länge erhältlich. Dazu wird er wahlweise mit zwei oder drei Sitzen, zwei Hecktüren und auf Wunsch seitlicher Schiebetür bestückt. Das Fassungsvermögen des Kühlabteils beträgt 1,6 respektive 2,0 Kubikmeter. Die Isotherm-Zelle des Combo Cargo besteht aus glasverstärkten Polyester-Sandwichpaneelen mit spezieller Isotherm-Schicht.
News
VWN STEIGERT NUTZFAHRZEUGABSATZ UM 13,4 PROZENT
16 Nutzfahrzeuge Magazin
www.volkswagen-nutzfahrzeuge.de
Foto: VW
Volkswagen Nutzfahrzeuge gewinnt an Fahrt. In den ersten beiden Monaten des Jahres haben die Hannoveraner 75 000 Fahrzeuge ausgeliefert und sich damit um 13,4 Prozent gesteigert. Allein 50 600 Fahrzeuge und damit 19,8 Prozent Steigerung entfielen auf die Absatzregion Westeuropa. In Deutschland konnte VWN sich um 26,6 Prozent steigern. Trüb sieht es aktuell in Südamerika (-13,6 Prozent) und dem nahen Osten (-43,4 Prozent) aus. Die Märkte in Osteuropa trugen von Januar bis einschließlich Februar mit 7700 Fahrzeugauslieferungen (+38,8 Prozent) deutlich zum steigenden Absatzvolumen der Marke bei. Das Auslieferungsvolumen in Afrika hat sich mit 4100 Fahrzeugen im Vergleich zu den beiden entsprechenden Vorjahresmonaten fast verdoppelt (+46,4 Prozent). In der Region Asien-Pazifik sanken die Auslieferungen hingegen um 10,9 Prozent auf 3000 Fahrzeuge. Der eingebrochene Markt in der Türkei hatte erneut große Auswirkungen auf den Absatz der Marke. Mit 1800 Fahrzeugauslieferungen hat sich das Volumen in Nahost fast halbiert (-43,4 Prozent). Im Februar hat VWN weltweit 35 500 Fahrzeuge ausgeliefert (+12,2 Prozent). Davon gingen 23 800 Fahrzeuge an Kunden in Westeuropa (+14,5 Prozent) – über ein Drittel (9700 Fahrzeuge) wurde in den Heimatmarkt Deutschland geliefert.
01 DER BEWEGTE MENSCH
Trend Sicherheit
Der bewegte Mensch
Trend
Die beliebtesten NutzfahrzeugExtras
20 Nutzfahrzeuge Magazin
Text & Fotos DENNIS GAUERT
Der bewegte Mensch
Rückspiegelersatz: Zumindest eine Rückfahrkamera wird bei neuen Transportern oft angekreuzt.
„No WiFi on mars, but in our cars“ – so lautet ein Werbeclaim des Autovermieters Sixt. Im PkwBereich ist er Realität. Und im Nutzfahrzeugbereich? Ebenfalls. Daimler, Ford und Volkswagen bieten solche Systeme in den Personentransportern V-Klasse und T6 Multivan tatsächlich an. Im Transporter dürfte der Bedarf danach aktuell noch gering sein. Aber auch das wird sich mit der Zeit möglicherweise ändern, wie die aktuellen Entwicklungen zeigen.
KÜHLER KOPF FÜR HEISSE TAGE
In der Realität stehen Transporter – je nach Hersteller – zumindest aktuellen Kompaktwagen in nichts nach, was die Ausstattung betrifft. Vorbei sind die Zeiten, in denen Paketlieferanten im Sommer unter dem Brennglas der riesigen Frontscheibe wie Wachsfiguren zerfließen mussten.
21 Ausgabe #5 – April 2019
Denn Nutzfahrzeug kommt von Nutzen. Und den muss man erkennen. Neue Technologien stoßen auf immer mehr Interesse bei den Kunden. Im langsamen Nutzfahrzeugbereich etwa gehört eine Klimaanlage bei einer Bestellung heute zur Standardwahl, Parksensoren, aber auch Rückfahrkameras und Toter-Winkel-Warner werden häufig mit angekreuzt. Kunden, die ihr Fahrzeug auch privat nutzen, stellen sich gar Kabinen zusammen, neben denen manche Limousine alt aussieht.
Der bewegte Mensch Kühler Kopf im heißen Verkehr: Klimaanlagen sind fast zum Standard geworden.
Eine Klimaanlage ist heute in praktisch jedem neu bestellten Transporter zu finden. Denn sie dient letztlich dem gesamten Unternehmen. An einem schweißtreibenden 10-Stunden-Tag Transporter zu fahren, kann ein riskantes Unterfangen werden.
22 Nutzfahrzeuge Magazin
DIE ASSISTENTEN SIND IM KOMMEN
Gerade diese Sicherheit ist es, die nicht jeder in einer Klimaanlage erkennt, durchaus aber in Assistenzsystemen. ESP haben die Hersteller in allen aktuellen Transportern serienmäßig installiert. Das Fahrstabilitätsprogramm rettet im Notfall Leben und verhindert auch so manchen Bagatellschaden im Winter. Nun stehen aber auch Assistenzsysteme, die den Fahrer beim Rangieren unterstützen, auf dem Zettel. „Es ist ein Trend zu mehr Komfort und Sicherheit zu verzeichnen. So wird etwa ein Komfort-/Sicherheitsfeature wie die Rückfahrkamera deutlich schneller geordert“, weiß Ulrike von Hau, Nissan Deutschland. Dass Rückfahrkameras als beliebtes Extra im Kommen sind, erleben im Moment alle Hersteller. Schließlich ist das anstrengende Rangieren nur mit den Außenspiegeln damit
Der bewegte Mensch
nicht mehr nötig. So werden auch kleine Schäden am Transporter unwahrscheinlicher. Volkswagen Nutzfahrzeuge stellt neben einem größeren Interesse an Einparkhilfen auch fest, dass Geschwindigkeitsregelanlagen mit automatischer Distanzregelung (ACC) im Kommen sind. Gerade bei häufigen Langstreckenfahrten rund um Metropolregionen eignen sich diese Systeme, um Stop-and-go-Situationen angenehmer zu gestalten. Auch Müdigkeitserkennung und Xenon-Scheinwerfer stehen hoch im Kurs. Umgekehrt lässt dieser Trend darauf schließen, dass VWN-Kunden ihre Fahrzeuge häufig für die Langstrecke verwenden.
KOMFORT-WÜNSCHE AUCH BEI DEN JAPANERN
Sandra Tibor, Pressereferentin bei Toyota Deutschland, stellt ebenfalls einen Zuwachs bei den Komfort-Ausstattungen fest. So wird die Ausstattungslinie „Meister“ beim Toyota Proace aktuell zu 75 Prozent bestellt. Heckkameras, Parksensoren und auch Toter-Winkel-Warner werden damit sowohl einzeln als auch im Paket häufig geordert.
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Gleiche Fahrt voraus: Geschwindigkeits regelanlagen mit ACC sind im Kommen.
Der bewegte Mensch
TomTom adé: Multimedia-Systeme mit Navigation sind praktisch und nützlich.
24 Nutzfahrzeuge Magazin
Grenzen erkennen: Spurhalteassistenten oder Spurverlassens warner werden immer häufiger bestellt.
FOTO | VOLVO
Der bewegte Mensch
Bei Personentransportern machen sogar die Top-Motorisierungen wie der 2.0-Liter-Diesel mit 177 PS und Automatikgetriebe bei Proace Combi und Verso heute das Rennen. Auch beim Hilux geht der Trend zu mehr Komfort. Obwohl zu 50 Prozent in der Duty-Variante und zu 75 Prozent als Doppelkabine bestellt, liegt auch hier der Fokus zunehmend auf Fahrerkomfort. DER TREND GEHT ZU SOUND UND K ARTE
Fest eingebaute Navigationssysteme ab Werk sind ebenfalls ein Renner. Volkswagen Nutzfahrzeuge liefert 60 Prozent der Crafter mit Composition Media aus, 20 Prozent davon mit Navigationssystem. Auch Axel Seegers von Opel Deutschland kann bestätigen, dass sowohl im Combo als auch in Movano und Vivaro entweder das Multimedia Navi Pro oder das Navi mit Intelli-Link aus der Aufpreisliste gewählt werden. Besonders interessant: Bei den kleineren Transportern aus Rüsselsheim werden häufig Kurzvarianten mit erhöhter Zuladung bestellt, der Movano hingegen steht in der Variante L2H2 an der Spitze. Große Sprünge in puncto Ausstattung sind vom Opel Combo Cargo und dem neuen Vivaro zu erwarten. Hier bietet Opel Komfort-Features in einem Umfang an, den man sonst nur vom Pkw gewohnt ist.
Bei Renault wachsen die Fahrzeuge sogar. Simone Müller, Koordinatorin Kommunikation, erklärt: „Im Bereich Master geht der Trend von L2 zu L3.“ Der günstige Transporter lädt beim Kaufpreis also zu mehr Raum ein. Ähnliche Trends sind auch bei Fiat zu beobachten. Eine eher neue Entwicklung bei den Franzosen ist hingegen die zunehmende Bedeutung der Elektromobilität. Der Renault Kangoo Z.E. war 2018 das zweitstärkste elektrische Nutzfahrzeug auf dem deutschen Markt. Die Zulassungen stiegen mit um 74,3 Prozent auf 760. Auch der im vergangenen Jahr vorgestellte Master Z.E. dürfte in diesem Jahr wachsendes Interesse erleben. INDIVIDUALISIERUNG BEI GEMISCHTER NUTZUNG
Bei Mercedes-Benz sind naheliegende Entwicklungen zu erkennen. Der Stuttgarter Automobilhersteller ist seit jeher für seine umfangrei-
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ETWAS GRÖSSER UND MIT STROM
26  Nutzfahrzeuge Magazin Der bewegte Mensch
Der bewegte Mensch
Effektlacke und Sonderausstattungen werden vor allem für privat mit genutzte Fahrzeuge bestellt.
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Bunter Hund:
Der bewegte Mensch
chen Ausstattungen bekannt – und die halten auch bei Firmenfahrzeugen Einzug. „Der Weg geht weg von der klassischen ‚weißen Ware‘ hin zu Sportmodellen mit Leichtmetallfelgen“, erklärt Albrecht Eckl, Produktkommunikation Mercedes-Benz Vans. So werden zum Beispiel auffällige Lackierungen und Sondereditionen gekauft, um den Wiedererkennungswert des eigenen Betriebs zu steigern. Im reinen Flottengeschäft gibt es jedoch auch weiterhin Großbestellungen auf niedrigem Ausstattungsniveau. „Eine Klimaanlage“, so Eckl, sei aber im Kastenwagen „heutzutage fast ein Standard geworden“. Hier setzt auch Ford an. Mit dem Transit Custom haben die Kölner ein variables Nutzfahrzeug auf den Markt gebracht, das vor allem hinsichtlich des aktiven Fahrverhaltens und der Ausstattung viel mitbringt. Ford reagiert mit den höherwertigen Ausstattungen Limited und Sport auf die steigende Nachfrage nach Zusatzoptionen und Optik-Paketen. So ist der Custom auch in orangem Effektlack zu bekommen. Extras, die man aus der Pkw-Sparte von Ford kennt, sind bis zu einem gewissen Grad ebenfalls an Bord. Da die Pakete großzügig geschnürt sind, sind viele Kunden mit Navigation, Klimaautomatik und Rückfahrkamera unterwegs. Auch Zubehör für den Laderaum ist – wie auch bei anderen Herstellern – beliebt.
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Reptilienblick: Die boomenden Rundumsichtkameras sind nicht nur Offroad eine Hilfe
Der bewegte Mensch Alles im Blick: Multifunktionsdisplays werden in der Regel nur bei hochwertigen Transportern verlangt.
WENN DER AUFPREIS BARES GELD SPART
Im Geschäftsjahr 2019 wird sich der Trend bei den Herstellern langsam fortsetzen. Bekanntlich dauert es ja eine Weile, bis aus Innovation Routine wird. Die vielen Sicherheitsfeatures, die im Nutzfahrzeugbereich angekommen sind, erfreuen sich jedenfalls wachsender Beliebtheit. Bis zum standardmäßigen WLAN im Fiat Ducato wird die Reise in den kommenden Jahren sicher nicht gehen. Hilfreiche Systeme wie Abstandstempomat und Spurhalteassistent sowie Rangierhilfen werden aber weiter gut angenommen. Schließlich sparen die Euros im Buch später potenziell Euros im laufenden Betrieb. Gerade Toter-Winkel-Warner, Querverkehrwarner und Parksensoren verhindern so manches Ärgernis im Tagesgeschäft.
Das Nutzfahrzeug wird mehr zum Pkw, die Bereitschaft, für Komfort zu zahlen, steigt. Interessant sind die Entwicklungen bei den alternativen Antrieben. E-Transporter stehen spätestens seit der letztjährigen IAA Nutzfahrzeuge in Hannover zur Bestellung bereit, erste Großkunden steuern bereits lokal emissionsfreie Transporter durch die Metropolen. Wie viele lokale Handwerker tatsächlich auf E-Fahrzeuge wie Nissan eNV200, E-Crafter von Volkswagen, E-Sprinter von Mercedes-Benz und den in Kürze erhältlichen Ford Transit Hybrid zurückgreifen werden, wird sich im Laufe dieses Jahres zeigen.
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FAZIT
Der bewegte Mensch
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T R R U Z E G T EF S H'S C I S T R H FÄ SSER EB 30 Nutzfahrzeuge Magazin
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Der bewegte Mensch 31 Ausgabe #5 – April 2019
NSET | S PA FOTO
Früh mitdenken: Schon bei scheinbar einfachen Ladungen wie einzelnen Kartons sollte eine geeignete Sicherung stattfinden.
Der bewegte Mensch
Im Transporter ist es nicht nur der Fahrer, der mit dem Gurt fest im Sattel sitzen sollte. Auch im Laderaum ist eine fachgerechte Fixierung wichtig, um das Frachtgut unbeschadet zu transportieren und gefährliche Situationen zu vermeiden. Lesen Sie hier, worauf Chefs und Fahrer achten müssen.
32 Nutzfahrzeuge Magazin
Bei der Ladungssicherung geht es nicht nur darum, Gegenstände im Frachtraum zu schützen, sondern auch die Stabilität des Transporters bei fahrerischen Extremsituationen zu gewährleisten. Wenn schwere Lasten im hinteren Abteil ungehindert toben können, kann das beim Ausweichen dazu führen, dass das Fahrzeug umkippt. Bei einer Vollbremsung können Gegenstände durch die Trennwand brechen und damit mindestens das Fahrzeug schwer beschädigen, in vielen Fällen aber auch den Fahrer verletzen. Im Jahr 2013 registrierte das statistische Bundesamt 579 Unfälle mit Personenschaden aufgrund unzureichend gesicherter Ladung. Jährlich gehen Experten von Sachschäden in dreistelliger Millionenhöhe aus. Dabei sind es zum großen Teil Sachschäden, die sich durch Form- oder Kraftschluss verhindern lassen würden: Der Bärenanteil sind nämlich Verdienstausfälle, die durch beschädigte Güter verursacht wurden.
Gesetzliche Grundlagen und Normen Der Paragraph 22 der StVO schreibt die Ladungssicherung explizit vor. Im Gesetzestext heißt es: „Die Ladung einschließlich Geräte zur Ladungssicherung sowie Ladeeinrichtungen sind so zu verstauen und zu sichern, dass sie selbst bei Vollbremsung oder plötzlicher Ausweichbewegung nicht verrutschen, umfallen, hin und her rollen, herabfallen oder vermeidbaren Lärm erzeugen können. Dabei sind die anerkannten Regeln der Technik zu beachten“. Die Ladungssicherung ist in der VDI-Richtlinie 2700 beschrieben. Diese wird häufig auch in Gerichtsverfahren herangezogen, um zu ermitteln, ob ein Fehler bei der Ladungssicherung vorlag. Die Richtlinien gelten für private wie gewerbliche Transporte gleichermaßen. Verantwortlich für die Einhaltung des Paragraph 22 der StVO sind übrigens sowohl der Fahrer als auch der Halter und der Verlader. Bei Ordnungswidrigkeiten wird mit Bußgeldern von 50
Der bewegte Mensch FOTO | SPANSET
Nach eingängiger Rechtsprechung muss die Ladung einer Notbremsung standhalten und gegen Fliehkräfte in den Kurven gesichert sein. Darüber hinaus müssen schwere Güter verkeilt oder verzurrt werden, um ein Verrutschen zu verhindern.
Aus der Puste: Mit aufblasbaren Staupolstern kann ein Formschluss zwischen Paletten erzeugt werden.
Form- und kraftschlüssige Verladung Bei der Ladungssicherung wird zwischen Formschluss und Kraftschluss unterschieden. Der Kraftschluss kann durch Fixierung mit Hilfsmitteln – wie Zurrketten, Sperrbalken oder Ladungssicherungsnetze – erreicht werden. Beim Formschluss müssen Freiräume durch geeignete Materialien gefüllt werden, um ein Verrut-
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bis 150 Euro geahndet. Dazu kommen je nach Schwere des Verstoßes noch 1 bis 2 Punkte, die im Fahreignungsregister eingetragen werden. Das bedeutet im Gewerbe auch mögliche Ausfälle von Arbeitskräften aufgrund des Entzuges der Fahrerlaubnis.
Der bewegte Mensch
schützen. Mittels solcher Netze können auch Transporteinheiten innerhalb des Laderaums voneinander getrennt werden. So ist sowohl ein Formschluss als auch ein Kraftschluss für verschiedene Güter innerhalb eines Transporters möglich.
34 Nutzfahrzeuge Magazin
FOTO | DENNIS GAUERT
Kennt die Tricks: Ladungssicherungs-Spezialist Ernst Gaugenrieder erklärt wie man mit schwer zu sichernden Gütern umgeht.
schen zu verhindern. Diese Art der Ladungssicherung kommt nur in Fällen vor, in denen viele verschiedene Ladegüter, wie zum Beispiel Kisten oder Kartons, auf der Ladefläche transportiert werden. Hersteller Spanset bietet dafür zum Beispiel aufblasbare Staupolster, die einen Formschluss auch zwischen zwei Paletten ermöglichen. Zusätzlich dazu sollte ein Sicherungsnetz formschlüssige Laderäume gegen Verrutschen
Die häufigste Art der Ladungssicherung ist der Kraftschluss. Hier werden die transportierten Güter mittels Zurren auf die Ladefläche gepresst. „Hilfreich sind hier auch rutschhemmende Matten (zum Beispiel Einweg-Vollpappe, schaumstoffbeschichtete Matten, Antirutschmatten aus Gummigranulat oder Kunststoff), die bereits eine 80-prozentige Ladungssicherung bieten können“, so Ernst Gaugenrieder bei der Nissan Safety Driving Academy. Wird das Frachtgut nun noch mittels der auf dem Ladeboden befindlichen Ösen mit Spanngurten gesichert, ist ein Verrutschen auch bei extremen Fahrmanövern ausgeschlossen – sofern die Belastungsgrenzen von Ösen, Gurten und Teleskopstangen denn auch beachtet werden.
Wie muss Ladung gesichert werden? Um Ladung richtig zu sichern und zu verzurren, müssen bei Gurten die Vorspannkräfte, die durch die
Die halbe Miete: Richtig eingesetzt können Antirutsch matten eine 80-prozentige Ladungssicherung bieten.
Der bewegte Mensch TRA | WIS
„Die Sicherung einer Ladung auf einer verschmutzten Ladefläche, mit Kurzhebeldruckratschen niedergezurrt und ohne Antirutschmatten, ist in den meisten Fällen unzureichend“, weiß Gefahrgut-Beauftragter Sigurd Ehringer von SE-LogCon. Der VDI-zertifizierte Ausbilder für Ladungssicherung arbeitet eng mit Wistra Cargo Control zusammen. Besonders negativ fällt ihm auf, dass Fahrer und Verlader die Etiketten nicht
FOTO | WÜRTH
Freundschaftsband: Teilnehmer der Nissan Safety Driving Academy lernen gemeinsam richtiges Verzurren
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In der Regel sind Halteringe im Frachtboden mit 300 bis 500 Dekanewton (daN) angegeben. Teleskopstangen sind je nach Hersteller ähnlich belastbar. Wichtig zu beachten ist bei Zurrgurten, dass sie nicht auf rauen oder gar scharfkantigen Oberflächen gespannt werden dürfen. In solchen Fällen müssen Kantenschutzwinkel dazwischengelegt werden, um Beschädigungen an den Gurten zu vermeiden. Je nach Art der zu sichernden Ladung empfiehlt es sich außerdem, das Frachtgut mit Paletten abzudecken und erst dann mit dem Verzurren zu beginnen.
Welche typischen Fehler treten auf?
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Ratschen erzeugt werden können, auf den Gurten vermerkt sein. Auf dieser Grundlage sollte beim Verladen entschieden werden, wie viele Zurrgurte für das jeweilige Frachtgut zu verwenden sind. Dabei spielen auch die Belastungsgrenzen der Zurrösen im Ladeboden oder an den Seitenwänden eine wichtige Rolle. Sie dürfen mit dem Gewicht des Frachtgutes nicht überfordert sein. Entsprechende Hinweise finden sich entweder direkt an den Halteringen oder in der Gebrauchsanweisung des Herstellers.
Der bewegte Mensch
richtig lesen. Häufig würden die zulässige Zugkraft (LC) und die Vorspannkraft (STF) verwechselt. Hinzu komme „die fehlende Einsicht, dass zwischen der Reibung auf der Ladefläche und der Vorspannkraft ein direkter Zusammenhang besteht.“, so Ehringer.
FOTO | DE NNIS GAU
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ERT
Reibungskoeffizienten sollten immer in der Ladungssicherung miteinbezogen werden. Denn bei µ=0,5 (zum Beispiel Stahl auf Holz) wirkten nur 50 Prozent der Vorspannkraft. Wichtig sei es hier, die Ladefläche besenrein zu halten und auf die Grenzposten: Ve r w e n d u n g Teleskopstangen von Kurzhebelkönnen bei größeren Ladeeinheiten den druckratschen Spanngurt sparen. mit einem STF
von unter 400 daN zu verzichten. Spanset empfiehlt darüber hinaus, ausschließlich gekennzeichnete und völlig intakte Zurrmittel einzusetzen. Auch Gurte können nämlich mit der Zeit ermüden oder durch Abnutzung ihre ursprüngliche Stabilität verlieren.
Systeme für die Ladungssicherung Bei variablen Transporten von sperrigen Gütern sind sie selten zu finden, im Paketdienst und im Service aber ein Muss: Die Rede ist von festen Einbauten, die Sortimo, Bott, Aluca und Co. anbieten. Durch solche Einbauten werden nicht nur die gesetzlichen Bestimmungen erfüllt, sondern auch Ordnung am Arbeitsplatz geschaf-
Der bewegte Mensch
TIPP Zum einfacheren Einschätzen von nötigen Maßnahmen zur Ladungssicherung bietet Spanset iDolores
– wie auch
und weitere An-
bieter - einen kostenlosen Kennt die Tücken: LadungssicherungsSpezialist Sigurd Ehringer.
FOTO | WISTRA
Zurr-Rechner als App an. Den Unfallstatistiken zufolge scheint diese Art der Informationsbeschaffung von zu wenigen Verladern und Fah-
Bei einem Unfall oder extremen Fahrsituationen bieten nur geprüfte Einbauten einen geeigneten Schutz für die Fracht und das Personal. Dazu entfällt bei der Ladungssicherung eine individuelle Planung, da die entsprechenden Gegenstände in Boxen, Schubladen und Unterflur-Kästen intuitiv verstaut werden können. Bei Pakettransportern werden angeschrägte Regalzeilen mit Ladungssicherungsnetzen eingesetzt, die sowohl eine Vorsortierung als auch eine leicht zu bewerkstelligende Sicherung ermöglichen.
rern verwendet zu werden, obwohl sie viel Zeit, Geld und Unfälle ersparen kann.
Form und Schluss: Mit Ladungssicherungsnetzen können formschlüssige Frachtgüter vom Rest des Laderaums getrennt werden.
37 Ausgabe #5 – April 2019 FOTO | WISTRA
fen. Für den Transport von kleineren Gütern und Werkzeugen sind Einbauten unverzichtbar und nicht durch eigene Konstruktionen, womöglich aus Holz, zu ersetzen.
02 DAS BEWEGT UNS
MarktĂźbersicht Hintergrund Alternative Antriebe
Das bewegt uns
Marktübersicht
Text TORSTEN HAMACHER
40 Nutzfahrzeuge Magazin
TransporterFrühling 2019 MEHR KOMFORT, WENIGER EMISSIONEN FOTO | VONKARA1
Das bewegt uns
Die
Hersteller geben Gas und bringen
immer individueller auf die Kundeninteressen zugeschnittene Transporter auf den Markt. Eine Übersicht.
VOLKSWAGEN
» Alle Neuerungen verfolgen dabei vor allem, den Fahrkomfort und die Sicherheit der rollenden Betriebsmittel weiter zu verbessern. «
Kürzlich hatte VW nach Wolfsburg in die Autostadt eingeladen und präsentierte – nur wenige Meter vom Werk entfernt, wo der Urvater aller Bullis entwickelt wurde – die neue Version des klassischen VW Transporters. Da es sich um ein Facelift und kein komplett neues Fahrzeug handelt, trägt der voraussichtlich ab Herbst dieses Jahres lieferbare Bulli den eher technischen Namen T6.1. Auf den ersten Blick fällt die komplett überarbeitete Front auf. Im Inneren hält die Digitalisierung weiter Einzug. So war der gezeigte Multivan mit einem komplett digitalen Armaturendisplay ausgerüstet. Anders als bisher verbaut VW im
41 Ausgabe #5 – April 2019
Während Volkswagen, Opel, Renault, Mercedes und Ford grundlegend neue oder zumindest tiefgreifend überarbeitete Versionen vom Bulli, Vivaro, Trafic, der V-Klasse und des Ranger auf die Räder gestellt haben, glänzen viele andere Hersteller mit cleveren neuen Details für ihre bestehenden Modelle. Alle Neuerungen verfolgen dabei vor allem, den Fahrkomfort und die Sicherheit der rollenden Betriebsmittel weiter zu verbessern. Und gleichzeitig durch effizientere Motoren zum einen dazu beizutragen, die Kosten zu senken, und zum anderen, die nötige Antwort auf drohende Fahrverbote in den Innenstädten zu liefern.
Das bewegt uns
neuen Transporter eine elektromechanische Lenkung. Die macht neue Fahrassistenten wie Spurhalte- und auch Einparkhelfer möglich. Fast von selbst versteht es sich, dass die neuen TDI-Motoren mit ihren 2 Litern Hubraum nach Werksangaben die strenge Abgasnorm Euro 6d-Temp erfüllen. Sie leisten zwischen 90 und 199 PS. Gänzlich neu ist eine reine E-Variante, die VW in Kooperation mit Partner ABT auf den Markt bringen will. Avisierte Reichweite: 400 Kilometer, gemessen nach den NEFZ-Bestimmungen.
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FORD
Die Kölner haben ihren beliebten Pick-up Ranger modernisiert (einen Fahrbericht zum bisherigen Modell finden Sie hier). Neben einer neuen 213 PS starken Top-Motorisierung verbaut Ford nun auf Wunsch erstmals eine Zehn-Gang-Automatik. Was den Variantenreichtum der Karosserie angeht, bleibt alles beim Alten: Zu haben ist der Ranger als Einzelkabine, als sogenannte Extra-Kabine mit Doppelflügeltüren, als 2+2-Sitzer und als Doppelkabine mit 4
Digitales Update: Der T6.1 steht auf der soliden Basis von 2003 aber kann jetzt zuhören und Anhänger selbstständig einparken.
42 Nutzfahrzeuge Magazin
VW T6.1
Das bewegt uns
Türen und Platz für bis zu 5 Insassen. Bei dieser Variante haben die Entwickler erstmals eine aktive Geräuschkompensation realisiert, was Störgeräusche im Fahrzeug minimiert und für einen höheren Fahrkomfort sorgen soll. Wie bisher ist der Ranger in vier Ausstattungslinien zu haben. Die neu konzipierte Antriebstechnik unter der Haube soll den Spritdurst des Kölners um rund neun Prozent zügeln. Unbenommen davon ist die mit 3,5 Tonnen bärenstarke Zugkraft.
Peugeot rüstet den Boxer weiter auf. Das wirkt sich laut Herstellerangaben vor allem in einem Mehr an SicherWilder Waldmann: heit und einem gesteigerten Fahrkomfort aus. Neu Den Ford Ranger Wildtrak an Bord ist dafür zusätzlich ein Spurhalteassistent gibt es ab sofort mit 213
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PEUGEOT
Diesel-PS und einer ZehnGang-Automatik.
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Ford Ranger Wildtrak
Das bewegt uns
mit einer Verkehrsschildererkennung. Außerdem bieten die Franzosen nun einen optionalen Nothalteassistenten an sowie eine Einparkhilfe, die die Vorrüstung einer Rückfahrkamera gleich mitbringt. Auch an der Motortechnik wurde und wird kräftig geschraubt. Ziel: Bis Mitte des Jahres sollen alle Triebwerke die Abgasnorm Euro 6d-Temp erfüllen und damit auch in Dieselfahrverbotszonen unbeeindruckt vorankommen. CITROËN
Für weiteren frischen Wind aus Frankreich sorgt Citroën mit der Erweiterung der Solution-Familie. Neuestes Mitglied: Der Citroën Jumpy. Mit der Workline Solution an Bord verfügt der Transporter unter anderem über einen doppelten Ladeboden, unter dem sich drei geräumige Schubladen verbergen. Zudem verfügt der Franzose jetzt über eine professionelle Ladungssicherungseinrichtung der Adolf Würth GmbH & Co. KG.
44 Nutzfahrzeuge Magazin
FOTO | CITROËN
Citroën Jumpy
Frankreich – der neueste Mitglied: Citroën Jumpy. «
Das bewegt uns FOTO | CITROËN
» Ein frischer Wind aus
Komplettpaket: Citroens kompakter Jumpy verfügt in der WorklineSolution-Variante über einen doppelten Ladeboden mit drei geräumigen Schubladen.
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Citroën Jumpy
Das bewegt uns Fiat Ducato Edizione
46 Nutzfahrzeuge Magazin
FOTO | FIAT
Ducato Speciale: Die Italiener spendieren ihrem Fiat Ducato eine auf 100 Stück limitierte Sonderedition.
FIAT
Auch Fiat rollt aktuell ein Sondermodell des Dauerläufers Ducato ins Rampenlicht. Der Ducato Edizione ist auf 100 Exemplare limitiert und zeichnet sich darüber hinaus durch Notbremsassistent, Lederlenkrad, Beifahrerdoppelsitzbank, Klimaautomatik, Bluetooth-fähiges Radio mit integriertem Navigationssystem, Rückfahrkamera und Online Service aus. Abgerundet wird das Paket durch zwei Motorvarianten (beide Euro-6-Turbodiesel mit 2,3 Litern Hubraum, die 150 oder sogar 170 PS leisten). NISSAN
Auf der Motor Show in Brüssel überraschte Nissan mit einer Studie auf Basis des NV300, speziell für Tischler und Schreiner. Dabei wird der Transporter zur Werkstatt auf Rädern, die sogar über ein tragbares Batteriepaket verfügt, mit dem vor
Das bewegt uns FOTO | NISSAN Nissan NV300 Concept
Ort beim Kunden netzunabhängig gearbeitet werden kann. Basis dafür sind aufbereitete Batterie-Pakete aus dem Elektro-Pkw Leaf. Äußerst individuell präsentiert sich die NV300 Concept genannte Studie auch im Innenraum. So verfügt der personalisierte Laderaum über einen integrierten Touchscreen-Computer, schwenkbare Sitze auf Bodenschienen, maßgeschneiderte Staufächer und LED Beleuchtung im Dach.
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Schreiners Liebling: Im Nissan NV300 Concept gibt es netzunabhängigen Strom und schwenkbare Sitze auf Bodenschienen.
Das bewegt uns FOTO | OPEL
OPEL
Opel gibt weiter Gas bei der Erneuerung seiner Nutzfahrzeugpalette. Nach dem Combo steht jetzt der Vivaro im Rampenlicht. Geordert werden kann der „Neue“ ab sofort in nun drei Fahrzeuglängen zwischen 4,6 bis 5,3 Metern. Die Nutzlast klettert um 200 auf jetzt maximale 1.400 Kilogramm und die Anhängelast geben die Rüsselsheimer mit 2,5 Tonnen an, das größtmögliche Ladevolumen mit 6,6 Kubikmetern. Elektrische Schiebetüren und ein umfassendes Angebot an modernen Assistenz-Systemen machen das Fahren laut Herstellerangaben komfortabel und sicherer. Beim Händler verfügbar sein soll der neue Vivaro ab dem Spätsommer dieses Jahres. Im kommenden Jahr soll dann nach Werksangaben erstmals eine rein elektrisch angetriebene Version folgen. Ein Funken Blitz: Im neuen Opel Vivaro wird bewährte Toyota-Technik mit Extras aus Rüsselsheim präsentiert.
48 Nutzfahrzeuge Magazin
Opel Vivaro
Was Opel der Vivaro ist Renault der Trafic. Lieferbar sein wird die dritte Generation des Trafic in zwei Längen von 5 und 5,4 Metern. Neben der Basis-Laderaumhöhe von 1,4 Metern kann eine Hochdach-Version geordert werden. Damit kann der Kastenwagen zwischen 5,2 und 8,6 Kubikmetern Ladegut transportieren. Unter der Haube verbaut Renault neue Triebwerke, die aus 1,6 Litern Hubraum in fünf Abstufungen zwischen 95 und 145 PS Leistung schöpfen. Dank des konsequenten Downsizings und weiterer Optimierung der Motortechnik konnte der Verbrauch laut Hersteller um bis zu 21 Prozent gesenkt werden. Gleichzeitig wurden die Wartungsintervalle auf nun 40.000 Kilometer verlängert.
Das bewegt uns
RENAULT
» Was Opel der Vivaro ist Renault
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FOTO | RENAULT
der Trafic. «
Das bewegt uns FOTO | MERCEDES
MERCEDES
Weniger Transporter als vielmehr komfortabler Mannschaftsbus ist Mercedes mit der V-Klasse unterwegs. Und die hat nun ebenfalls ein umfassendes Facelift spendiert bekommen. Gleichfalls überarbeitet haben die Schwaben auch den Citan. Der kompakte Transporter buhlt äußerlich mit sportlichen Optikelementen um die Gunst seiner Käufer und überzeugt unter der Haube mit einem neuen drehmomentstarken Vierzylinder-Diesel, der nach Herstellerangaben die Abgasnorm Euro 6d-Temp erfüllt.
Luxus-Bus: In die aktuellen Modellpflege der V-Klasse soll auch ein Elektroantrieb Einzug halten.
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Mercedes-Benz V-Klasse
Das bewegt uns
» Daimler schickt den kompakten Citan mit veränderten
FOTO | MERCEDES
Optikelementen in den Fuhrpark. «
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Mercedes-Benz Citan
Das bewegt uns
Hintergrund
Text DENNIS GAUERT
52 Nutzfahrzeuge Magazin
FOTO: FORD
Leise köchelt der Clou Es ist schon ein überraschendes Bild: Die Vorstandsvorsitzenden Jim Hackett (Ford) und Dr. Herbert Diess (Volkswagen) schütteln sich die Hände in Partnermanier. Stellvertretend für zwei große Massenhersteller ist dieser Handschlag möglicherweise eine große Nummer in der Nutzfahrzeugindustrie. Denn Volkswagen Nutzfahrzeuge und Ford wollen bis 2022 die ersten gemeinsamen Modelle auf den Markt bringen.
Das bewegt uns
Unter Druck wegen strenger Abgasnormen Mit dem Druck der Abgasnormen im Rücken gehen beiden Herstellern seit längerer Zeit Margen flöten, die ihr Geschäft jahrzehntelang stützen konnten. Ist der CO2-Ausstoß des Fahrzeugangebots zu hoch, drohen in Zukunft empfindliche Strafzahlungen. Gerade im Nutzfahrzeugbereich ist das Risiko dafür groß. Mit dem Luftwiderstand von Schrankwänden und dem doppelten Gesamtgewicht eines Mittelklasse-Pkw lassen sich ein paar Gramm Kohlendioxid nicht so leicht herauskitzeln wie aus einem kleinen Pkw.
Amarok adé: Im Stammwerk HannoverStöcken könnte VWN künftig den Ford Ranger umdekorieren.
Um Entwicklungskosten zu sparen und voneinander zu profitieren, treffen mit Ford und Volkswagen zwei Global Player zusammen. Bei Volkswagen blüht das Transportergeschäft, der Pick-up Amarok bleibt beim Absatz jedoch weit hinter den Erwartungen zurück. Umgekehrt ist Ford die Größe im Pick-up-Markt, kann bei den City-Transportern aber nicht so stark Fuß fassen. Vor dem Hintergrund der Elektrifizierung ist das eine weitere Hürde: Die Erprobung der Antriebsart ist in
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FOTO: VWN
Das bewegt uns
» Große Transporter sollen auch von den Amerikanern in die Allianz gebracht werden. «
FOTO: FORD
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Ein Colt für alle Fälle: Der Ford Ranger ist im Pickup-Segment der Verkaufsschlager schlechthin.
Wolfsburg deutlich weiter, auch hinsichtlich autonomen Fahrens hat Ford dringend einen Erfahrungsaufbau nötig. Laut Aussagen von Jim Hackett soll Volkswagen ab 2022 von der Entwicklungsarbeit der Amerikaner profitieren und einen Pick-up auf einer bei Ford entwickelten Plattform anbieten. Große Transporter sollen auch von den Amerikanern in die Allianz gebracht werden. Umgekehrt soll Ford von VW die Basis für einen City-Van erhalten.
Leitungsgremium soll Allianz steuern Beide Unternehmen erwarten dadurch ab 2023 ein höheres EBIT, nicht zuletzt auch deshalb, weil eine globale Steigerung der Nachfrage nach leichten Nutzfahrzeugen erwartet wird.
Das bewegt uns
Eine Kapitalverflechtung ist nicht vorgesehen. Die Allianz soll über ein Leitungsgremium gesteuert werden. Ob das so leicht gut geht? In einer Zeit, in der die Nutzfahrzeugindustrie plötzlich Geschwindigkeit aufnehmen muss, macht eine Kooperation zwischen den beiden Herstellern jedenfalls Sinn. Während im Pkw-Bereich bald jedes Jahr ein neuer Motor und eine Modellpflege mit weniger Luftwiderstand auf den Markt gebracht werden, mahlen die Mühlen bei den Nutzfahrzeugen langsam. Selbst Volkswagens Topseller, die T-Baureihe, wird seit 2003 nur noch modellgepflegt. So kann es in Zukunft aber nicht weitergehen.
Großes wollen sie machen: Jim Hackett betonte Mitte Januar, dass Ford in die Allianz seine Entwicklung großer Transporter einbringen will.
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Durch die Fusion der Stärken beider Konzerne können hier drohende Verluste aufgefangen werden. Möglicherweise werden die Modelle sogar viel interessanter für den Kunden. Man stelle sich eine Fusion aus den beiden hervorragenden Pick-up-Modellen Amarok und Ranger vor. Oder einen Volkswagen Multivan mit der agilen Hinterachse und den preiswerten Extras des Ford Transit. Das kann was werden.
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Ford und VW bleiben Konkurrenten Wer hier aufgeregt fachsimpelnde Entwicklungsabteilungen im Sinn hat, die nun von Michigan nach Niedersachsen telefonieren, liegt falsch. Seit im Januar erste Berichte zur Allianz aufkamen, hüllen sich beide Unternehmen in Schweigen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sie weiterhin Konkurrenten bleiben. Ford-Vorstandsvorsitzender Jim Hackett hatte schon Mitte Januar betont, dass Marketing und Preisstrategie bei der Allianz außen vor bleiben sollen. Auch ist strittig, wie die Zusammenarbeit vonstatten gehen soll. Während Volkswagen die Allianz als reine Win-win-Situation sieht, erwartet Ford nach Berichten der Nachrichtenagentur Reuters auch Investitionen in das autonome Fahren.
Klein aber vielversprechend: Ford ist im Gegenzug an einem CityVan, wie hier dem VW Caddy, interessiert.
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Komplexe Funktionen erfordern Zusammenarbeit Wenn die Allianz auch keine Wunder vollbringen wird, so ist beiden Konzernen immerhin die Möglichkeit gegeben, Entwicklungskosten zu sparen und Synergieeffekte zu erzielen. Die Vernetzung in der Industrie ist ohnehin dynamischer als
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» Die Vernetzung in der Industrie ist ohnehin dynamischer als je zuvor. «
FOTO: VW
Kein Konzern kann Pick-ups, Transporter, Elektromotoren, autonomes Fahren und Assistenzsysteme aus eigener Hand anbieten. Ganz im Gegenteil: Nicht einmal die benötigten Akkus landen ohne chinesische Hilfe am Fließband. Damit ist die Entscheidung zu dieser Allianz eine notwendige. Mehr denn je muss die Nutzfahrzeugindustrie in den kommenden Jahren um stabilen Boden kämpfen. Mit dem Bizeps des Ford Ranger und dem elektrischen Herz des MEB-Baukastens kann das gelingen. Da erscheint die Sendepause der Presseabteilungen wie die Ruhe vor dem Sturm.
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je zuvor. Denn Automobile, aber auch Nutzfahrzeuge sind in der Komplexität ihrer Funktionen heute so fortgeschritten, dass Alleingänge unmöglich sind.
bstand in der Technik: Volkswagen ist den Amerikanern in der Entwicklung reinelektrischer.
Das bewegt uns
Alternative Antriebe
KRAFT KOMMT VON STOFF
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Sauber oder Reichweite: In der selbsternannten Mobilitätswende ist nicht mehr nur der Diesel beliebt.
Alternative Antriebe – alle Welt spricht darüber. Vorbei die Zeit, wo der zuverlässige und sparsame Diesel ohne Vorbehalte bestellt wurde. Nun streiten 58 Nutzfahrzeuge Magazin
sich Lungenärzte, Politiker und vor allem Autofahrer über den Sinn und Unsinn hinter drohenden Fahrverboten in den Innenstädten. Wir haben uns umgeschaut, wo und wie alternative Antriebe aktuell im Transporter zu bekommen sind.
Text DENNIS GAUERT
Das bewegt uns FOTO | DENNIS GAUERT
Stromer mit speziellem Einsatzgebiet
Mercedes-Benz schickt den Sprinter ins Rennen Zunächst bietet Daimler den e-Sprinter als Kastenwagen mit Hochdach und 3,5 Tonnen Gesamtgewicht an. Der Laderaum fasst 10,5 Kubikmeter. Noch interessanter ist allerdings der vollelektrische Antrieb. 114 PS und ein Drehmoment von bis zu 300 Newtonmeter versprechen ein zügiges Vorankommen. Konfigurierbare Höchstgeschwindigkeiten
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Ob ein Betrieb für sich Vorteile in der E-Mobilität erkennt, hängt vor allem von der Nutzungsart ab. Für die Langstrecke sind E-Transporter nicht zu gebrauchen, in bergigen, ländlichen Umgebungen müssen sie schnell an die Steckdose. In der Stadt erhöht sich die Rekuperation hingegen mit dem Stop-&-Go-Verkehr und hohe Reichweiten kommen in greifbare Nähe. Ideal eignet sich ein Elektrotransporter für den Handwerks- und Servicebetrieb, der eine eigene Ladestation oder Wallbox besitzt und im nahen urbanen Umkreis agiert. Auch der Lieferverkehr auf der letzten Meile wird mit Elektrofahrzeugen Vorteile erzielen: die Umweltbilanz des Unternehmens verbessert sich und mit einem guten Lademanagement bleibt auch kein E-Fahrzeug auf der Strecke. DHL hat es mit dem Streetscooter bereits vorgemacht.
Das bewegt uns Stuttgarter Spannung: Daimler stellte bei der IAA Nutzfahrzeuge 2018 den e-Sprinter mit 150 Kilometer Reichweite vor.
FOTO | DENNIS GAUERT
von 80 oder 120 km/h, sowie frei wählbare Batteriekapazitäten ermöglichen Kompromisse zwischen Zuladungen und Reichweiten. Bei 150 Kilometern Reichweite (Batteriekapazität 55kWh) sind 900 Kilogramm Zuladung möglich, bei 114 Kilometern Reichweite (Batteriekapazität 41kWh) gehen 1014 Kilogramm ins Abteil. Preislich wird der e-Sprinter voraussichtlich bei 65.000 Euro netto starten.
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VW interpretiert den Crafter mit Spannung Volkswagen stellte 2016 die Studie eines e-Crafter vor. Zwei Jahre später sind bereits einige Fahrzeuge in Kundehand – zum Testen. Ab September 2019 soll der e-Crafter dann ausgeliefert werden. 160 Kilometer Normreichweite und ein im Vergleich zum Diesel nicht beeinträchtigtes Ladevolumen versprechen volle Nutzbarkeit. Das Schwestermodell von MAN, der e-TGE soll identische Fahrleistungen liefern. Die Zuladung beträgt bei beiden Modellen stolze 950 bis 1700 Kilogramm. Als Höchstgeschwindigkeit stehen 90 km/h auf dem Datenblatt. Mindestens 70.000 Euro netto muss der Kunde für die Fahrzeuge investieren.
Das bewegt uns
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Strom aus Hannover: Volkswagen Nutzfahrzeuge bietet den Crafter ab 70.000 Euro netto elektrifiziert an.
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FOTO | MAN
Die Brüder aus München: Auch MAN hat mit dem e-TGE einen elektrifizierten Kastenwagen auf Basis des e-Crafter im Angebot.
Der Renault Master Z.E verfügt über einen 57kW-Elektromotor, der ein maximales Drehmoment von 225 Newtonmetern und eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h ermöglicht. Die reale Reichweite soll etwa 120 Kilometer betragen. Die Ladezeiten betragen beim Master sechs Stunden. Mit bis zu 1400 Kilogramm Zuladung spielt der elektrifizierte Master ganz oben mit. Ab 59.900 netto Euro bietet Renault seinen Elektro-Transporter an.
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Das bewegt uns
Renault will mit dem günstigen Master führen
62 Nutzfahrzeuge Magazin
Günstiges Watt-Wiesel: Der flinke Nissan eNV200 bietet 200 Kilometer Reichweite und 4,2 Kubikmeter Ladevolumen ab rund 29.000 Euro.
Nissan hat den Kleintransporter elektrifiziert
Als günstigen Elektroanstieg hat Nissan den eNV200 im Angebot. Der Kleintransporter startet schon bei 28.600 Euro netto und soll bis zu 200 Kilometer weit fahren können. Der konstant übersetzte Elektrotransporter erzielt mit den 109 PS, die ihm aus dem Elektromotor zur Verfügung stehen, eine Höchstgeschwindigkeit von 123 km/h. In 14 Sekunden spurtet der eNV200 von Null auf Tempo 100 Kilometer pro Stunde. An einer mit 10 Amphere abgesicherten Haushaltssteckdose lädt der eNV200 mittels EVSE-Kabel gut 10 Stunden. An Schnellladestationen mit Chademo geht es in
Das bewegt uns FOTO | DENNIS GAUERT
einem Drittel der Zeit. Rund 670 Kilogramm Nutzlast stehen zur Verfügung, 4,2 Kubikmeter Ladevolumen können gefüllt werden. Da haben die Japaner ganze Arbeit geleistet.
Lösung mit Zukunft: Im Ford Transit Custom PHEV kommt erstmals eine Benzin-HybridLösung zum Einsatz.
Fords Hybrid-Transporter steht in den Startlöchern
CNG könnte so praktisch sein CNG-Gas stellt eine Alternative für den Transporter dar, die im Grunde super funktioniert. Die hubraumstarken Motoren entwickeln schon früh ein kräftiges Drehmoment und lassen sich ähnlich einem Benziner fahren. Das Tanken ist ebenfalls rasch erledigt und im Mittel beträgt die Reichweite bei einem 3,5-Tonnen-Transporter mit CNG-Antrieb 300
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Die in Großbritannien gesteuerte Nutzfahrzeugsparte von Ford Europa kam 2018 mit einer eigentlich naheliegenden, aber dennoch einzigartigen Antriebslösung zur IAA: Mit dem Transit Custom PHEV steht schon in Kürze ein Mild-Hybrid im Transporter-Klassiker Transit Custom bereit. Der 1.0-Liter-Dreizylinder-Benziner lädt während der Fahrt die Batterien eines Elektromotors, der die Reichweite auf mehr als 500 Kilometer erhöhen soll. 50 Kilometer rein elektrisches Fahren peilt Ford mit dem PHEV (Plug-In Hybrid Electric Vehicle) an. Der Transporter der Ein-Tonnen-Nutzlast-Klasse bietet genau so viel Platz wie ein vergleichbares Diesel-Modell und kann lokal emissionsfrei gefahren werden. Um das nötige Drehmoment kümmert sich der unterstützende Elektromotor. Preise stehen bisher nicht fest.
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Das bewegt uns 64 Nutzfahrzeuge Magazin
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Schnelle Lösungen: Die Zulieferer sind auf den E-Motor bereits umfassend eingestellt.
Sprit mit Strom: Ford 1.0-Liter-Ecoboost-Hybridmotor.
Das bewegt uns
Kilometer. Das reicht für die letzte Meile völlig aus, Langstreckenfahrten erfordern einen Extra-Tankstopp. Und der ist in der deutschen Servicewüste nicht immer einfach – nur etwa 1000 CNG-Tankstellen gibt es hier. Schade, denn CNG-Gas ist viel sauberer, lässt den Diesel beim Fahren nicht vermissen und stellt damit eine echte Alternative zum Selbstzünder dar. Immerhin: CNG erzeugt bis zu 75 Prozent weniger Kohlenmonoxid und 25 Prozent weniger Kohlendioxid.
Fiat schickt die Gasmänner los In puncto CNG ist Fiat schon seit Jahren mehr als fit. Zahlreiche Pkw und Transporter werden mit dem Erdgasantrieb ausgeliefert, der im Süden Europas wesentlich beliebter ist als in Deutschland.
Auch der Doblo Cargo und der Fiorino sind mit Erdgasantrieb zu bekommen. Im Doblo Cargo leistet ein 1.4-Liter-Motor 120 PS, der Forino mobilisiert aus dem gleichen Hubraum 70 PS. Mit 13 Kilogramm Erdgas sollen beim Fiorino 300 Kilometer Reichweite möglich sein, der Doblo Cargo schafft mit einem 16,15 Kilogramm großen Erdgastank theoretisch 274 Kilometer. Beide Fahrzeuge verfügen über einen vergleichsweise großen Benzintank, sodass die Gesamtreichweite über 500 Kilometer beträgt. Der Doblo Cargo Natural Power startet bei knapp 19.000 Euro netto, der Fiorino Erdgas Kastenwagen ist schon für runde 15.000 Euro netto zu haben.
FAZIT Für Fahrzeuge, die ausschließlich im städtischen Raum gebraucht werden, kann ein batterieelektrischer Antrieb sinnvoll und immerhin lokal emissionsfrei unterwegs sein. Dass im Hintergrund zu 45 Prozent Braun- und Steinkohlekraftwerke arbeiten, um den Strom zu liefern,
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Beim Ducato sind fünf 40-Liter-Gastanks mit Blechverkleidungen unterflur installiert. Beim Ducato 136 CNG Hochdach gehen dazu im Vergleich zum etwa gleichwertigen 130 Multijet insgesamt 270 Kilogramm Nutzlast verloren. Insgesamt stehen noch mindestens 1190 Kilogramm zur Verfügung. Der 3.0-Liter-CNG-Motor läuft angenehm und präsentiert das Drehmoment von 350 Newtonmetern schon bei 1500 Umdrehungen. 400 Kilometer Reichweite sollen möglich sein. 39 110 Euro netto werden für den Fiat Ducato 35 L2H2 140 Natural Power fällig.
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66 Nutzfahrzeuge Magazin
Ducato con gas: Fiat Professional bietet unter anderem seinen Ducato als Alternative mit CNG-Antrieb an.
lässt das lokal emissionsfreie Fahren aber aktuell noch wie eine Farce erscheinen. In der Praxis ist die Installation von Solarzellen und Ladestationen auf dem Betriebsgelände bisher die sauberste Art, autark in die E-Mobilität einzusteigen. Gleichzeitig ist das oft auch notwendig: Die Lade-Infrastruktur ist nur in Großstädten ausreichend. Kunden, die keine Kompromisse bei der Reichweite eingehen wollen, sind am besten mit einem Plug-in-Hybrid beraten, der ebenfalls lokal emissionsfrei fahren, aber durch den Verbrennungsmotor überall betankt werden kann und jederzeit einsatzbereit ist. Ähnlich verhält es sich mit CNG-Fahrzeugen. Sie sind zwar nicht lokal emissionsfrei, emittieren im dauerhaften Erdgasbetrieb weniger Kohlenmonoxide und Kohlendioxide. Die Reichweite beträgt je nach Ausführung zwischen 200 und 400 Kilometer im reinen CNG-Betrieb. Das löchrige Tankstellennetz ist allerdings nach wie vor ausbaufähig.
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Das bewegt uns
03 DIE MACHEN BEWEGUNG
Vorstellung VW
Vorstellung Nissan
Die machen Bewegung
DER BULLI MIT DEM UPDATE Der Multivan geht in sein 16. Jahr auf der gleichen Plattform. Bei Nutzfahrzeugen ist das kein Nachteil. So bietet der neue VW-Transporter moderne Technologien auf stabilen Füßen. Mit der Version T6.1, so der digital anmutende Arbeitstitel, gelingt dem Bulli der Aufstieg ins teilautonome Fahren. Der Grund dafür ist die Umstellung auf eine elektromechanische Lenkung, die die
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Basis für neue Technologien schafft.
Text & Fotos DENNIS GAUERT
VOLKSWAGEN MULTIVAN 6.1
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Scharf gestellt: Die Front des T6.1 erhält ein Facelift mit markanten Stilelementen.
Die machen Bewegung
Vorstellung
Die machen Bewegung
» Das Display, das den klassischen Tacho ersetzt, eröffnet dem Fahrer neue Möglichkeiten. «
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Eric Felber, Pressesprecher Volkswagen Nutzfahrzeuge
Tradition Plus: Mit neuer Leuchtengrafik ist der T6.1 zumindest im Detail als Neuheit erkennbar.
GROSSER GRILL UND SCHARFE KANTEN Am Außenkleid des neuen Bullis ist ein Facelift unter der Regie von Chefdesigner Albert Kirzinger geschehen, das dem Multivan nun eine Chromzierleiste samt Seitenblinker und modellspezifischem Schriftzug wie eine Träne aus den LED-Scheinwerfern laufen lässt. Dadurch gelingt eine spannende Stufendiagonale im sonst so geradlinigen Kühlergrill mit der Doppelchromleiste. Im unteren Teil der Front findet sich eine aus Kunststoff gefertigte Verblendung mit Lufteinlass und einer weiteren Chromleiste. Auch ins Heck wurden zackigere Linien gezeichnet. Die symbolartig geformten LED-Einheiten in den Rückleuchten komplettieren den kantigen Kurs. Insgesamt bleibt der Multivan seiner seit dem T4 bestehenden Grundform treu und transportiert sie in das aktuelle Fahrzeugdesign der Wolfsburger.
Die machen Bewegung
PREMIUMFLAIR IM ARMATURENBRETT Der Innenraum wurde umfangreich überarbeitet. Schnelle, scharfe Linien dominieren das Armaturenbrett wie auch die Verkleidungen. Die exzentrisch geformten Lüftungsdüsen erinnern in ihrer spitzen Winkelstellung eher an einen Supersportwagen denn an ein Nutzfahrzeug.
» Wir nahmen ein bewährtes Fahrzeug und haben es modernisiert. « Dr. Thomas Sedran, Vorstand VWN
Verantwortlich für diesen Eindruck ist auch der oktogonal eingefasste LCD-Bildschirm, der den traditionell analogen Tacho ersetzt. Auf dem Drei-Speichen-Lenkrad tummeln sich dazu allerhand Knöpfe, mit denen die neuen Assistenten abrufbar sind. Fahrer, die kein fotografisches Gedächtnis haben, wird das eine Weile beschäftigen. Eine Mittelkonsole hätte beim Multivan noch gefehlt, um den Pkw-Charakter komplett zu machen – aber ab den Sitzen zählt ja auch die Variabilität. DER TOUCHSCREEN WÄCHST AUF TABLETGRÖSSE Nüchtern, klar und einfach ist hingegen die Bedienung der Klimaan-
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Aber auch an anderen Stellen haben die Wolfsburger das Fahrzeug aufgefrischt. Im Herbst kommt der T6.1 mit TDI-Motoren von 90 bis 199 PS auf den Markt. Ganz neu ist ein rein elektrischer Antrieb, den Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) zusammen mit ABT realisieren wird.
Die machen Bewegung 74 Nutzfahrzeuge Magazin
Scharf und modern: Das Armaturenbrett erfuhr eine dynamische Neugestaltung.
lage sowie weiterer Standardfunktionen in den Türverkleidungen, aber auch der Schaltung gelungen. So bleibt das Bediengefühl bewahrt und wird durch digitale Extras ergänzt. Dazu gehört auch der neue modulare Infotainment-Baukasten (MIB 3), dessen 10,25 Zoll großer Bildschirm auf Tabletniveau gewachsen ist. Er ist gleichzeitig das zentrale Steuerungsorgan für verschiedene Apps, die auch im Tachodisplay angezeigt werden können. In der normalen Konfiguration fin-
den sich hier Rundinstrumente, in der Mitte kann zum Beispiel die Navigationskarte angezeigt werden. In einer weiteren Konfiguration steht eine digitale Ansicht ohne Ziffernblätter mit verschiedenen Infofeldern zur Verfügung. So können beispielsweise das Telefonbuch oder die Mediathek nebst Navi angezeigt werden – Funktionen, die aus Synergien mit der hauseigenen Premiumklasse entstanden sind. Erst kürzlich hielt der MIB 3 Einzug in den Passat.
Die machen Bewegung Bildschirmarbeitsplatz: Das opulente Infotainmentsystem arbeitet direkt mit dem digitalen Tacho zusammen.
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Klar, aber schön: Die Bedieneinheit der Klimaanlage ist funktionell gestaltet und gut erreichbar.
Die machen Bewegung Die machen Bewegung 76 Nutzfahrzeuge Magazin
Riese hinter Glas: Der 10,25 Zoll große Bildschirm des Infotainmentsystems mit Touchscreen-Funktion wird durch eine dünne Scheibe geschützt.
Elegant und simpel: Der Schalt- bzw. Wählhebel ragt weiterhin aus dem Armaturenbrett und glänzt durch Funktionalität.
Die machen Bewegung 77 Ausgabe #5 – April 2019
Nadel adé: Mit der Digitalisierung verbannt auch Volkswagen die analogen Rundinstrumente in die Vergangenheit. Stattdessen gibt es variable Infobildschirme.
Die machen Bewegung
„BULLI, LASS UNS REDEN“ Bei allen Infotainmentsystemen ist nun eine integrierte SIM-Karte dabei. So konnte VWN eine eCall-Funktion und eine Verbindung mit Volkswagen We realisieren. Die Infotainmentsysteme im T6.1 reagieren auf natürliche Sprachbefehle. Mit „Hey Bulli“ wird das System aktiviert und setzt natürlich formulierte Wünsche wie „Ich möchte zum Jungfernstieg“
» Smartphone-Apps lassen sich so auf dem Infotainmentdisplay dirigieren. «
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im Navigationssystem um. Hinzu kommt eine kabellose Verbindung mit Smartphones. Auch iPhones werden über Apple Carplay kabellos verbunden. Smartphone-Apps lassen sich so auf dem Infotainmentdisplay dirigieren. MEHR SERIENAUSSTATTUNG, VIELE OPTIONEN Die Serienausstattung des neuen Transporters umfasst nun elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung, elektrisch verstell- und beheizbare Außenspiegel, neue H7-Scheinwerfer, Innenleuchten in LED-Technik und ein Radiosystem mit Bluetooth-Freisprecheinrichtung. Der Multivan 6.1 Trendli-
ne hat gegenüber dem Vorgänger die neue Schalttafel, das Audiosystem Composition Colour mit 6,5-Zoll-Touchscreen, eine elektrische Betätigung der Kindersicherung für die Türen, die neuen H7-Scheinwerfer und ein neues Leder-Multifunktionslenkrad an Bord. Beim Multivan 6.1 Comfortline kommen unter anderem die Multifunktionsanzeige Premium, Dekore in der Schalttafel und den Seitenverkleidungen, das Licht&Sicht-Paket sowie zusätzliche USB-Schnittstellen im Fahrgastraum hinzu. Die Serienausstattung des Multivan 6.1 Highline wurde darüber hinaus zusätzlich um neue Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht, die ebenfalls neuen LED-Rückleuchten, den Park Assist (inklusive Parkpilot vorn und hinten und Rangierbremsfunktion), das Acht-Zoll-Navigationssystem Discover Media und das Digital Cockpit ergänzt. DAS PARKEN UND RANGIEREN REGELN DIE ASSISTENTEN Bei den Assistenten wird es jetzt richtig bunt. Ein Seitenwindassistent – so viel schon vorab – ist serienmäßig in jedem T6.1 zu finden. Darüber hinaus sind ein Spurhalteassistent sowie eine Geschwindigkeitsregelanlage mit Abstandstempomat für den T6.1 zu haben.
Die machen Bewegung Neue Wege: Die Doppelchromleiste, die in die Scheinwerfer übergeht, soll kein Einzelfall bleiben.
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Doch nicht nur beim Fahren gibt es neue Hilfen: Der T6.1 kann selbstständig einparken. Der Fahrer muss beim Parkassistenten nur noch Gas und Bremse bedienen. Zum Ausparken kommt ein weiteres System zum Einsatz, das vor Fahrzeugen warnt, die im 90-Grad-Winkel hinter dem eigenen Fahrzeug herannahen. Aus dem Crafter wurde außerdem der ultraschallbasierte Flankenschutz übernommen, der kleine Hindernisse am unteren Ende von Bug und Heck wahrnimmt. Im T6.1 sind Anhängelasten von bis zu 2,5 Tonnen möglich. Gerade deshalb bringt Volkswagen einen Assistenten mit, der das Rangieren vereinfachen soll. Per
So geht Verarbeitung: Trotz Nutzfahrzeug-Charakter legte Volkswagen Wert auf saubere Kanten.
Die machen Bewegung
Drehknopf der elektrischen Außenspiegeleinstellung, der hier zum Joystick wird, und einer Anzeige im Cockpit stellt der Fahrer den Winkel ein, mit dem der Trailer zurückgesetzt werden soll. Ab diesem Punkt übernimmt der Bulli die Regie. Für den Trailer Assist fusionieren mehrere Systeme wie der Parkassistent und die Rückfahrkamera zu einem System. LEICHT ERHÖHTER NUTZWERT PER UNTERLADEFUNKTION Hinsichtlich der Funktionalität hat Volkswagen Nutzfahrzeuge beim Update ebenfalls zugelegt. Am Fahrersitz ist nun eine 230-Volt-Steckdose zu finden, in der Doppelsitzbank kommt ein
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Nicht nur ein Regler: In Verbindung mit „Trailer Assist“ mutiert die Bedieneinheit der Seitenspiegel zum Joystick.
abschließbares Staufach hinzu. Die Doppelsitzbank hat zusätzlich eine Unterladefunktion, die die maximale Laderaumlänge von 2.450 auf 2.800 Millimeter in der kurzen Variante verlängert. Beim langen Radstand sind 3.300 Millimeter möglich. Bei den Transportern wird es eine separate Laderaumschließung geben. Für den Verteilerverkehr verspricht VWN außerdem ein Kurierpaket, bei dem Generator, Batterie und Antriebswellen verstärkt sind. TDI-Motoren oder Strom von ABT Unter der Haube schlagen entweder nagelnde Herzen oder künftig auch Elektromotoren. Das Dieselportfolio umfasst 2.0-Liter-Selbstzünder mit einfacher Turboaufladung in den Stufen 84, 110, 150 PS. Als Top-Motorisierung kommt
Die machen Bewegung Ein Herz für Diesel: Alle Selbstzünder von 90 bis 199 PS entsprechen der Euro-6d-Temp-Evap.
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Apprendre par coeur: Die vielen Knöpfe auf dem neu gestalteten Multifunktionslenkrad müssen erst einmal auswendig gelernt werden.
Die machen Bewegung
ein 2.0-TDI-Biturbo mit 199 PS zum Einsatz. Ab der 150-PS-Variante können Doppelkupplungsgetriebe und Allradantrieb mitbestellt werden. Der Biturbo-Diesel wird serienmäßig mit DSG und optional mit Allradantrieb ausgeliefert. Über eine Kooperation mit dem Partner ABT wird es den T6.1 auch als lokal emissionsfreies Fahrzeug geben. Mit einer Leistung von 112 PS (82 kW) und Batteriekapazitäten von wahlweise 38,8 kWh oder 77,6 kWh sollen Reichweiten von über 400 Kilometern (NEFZ) mög-
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» Gespannt sein darf die AutomobilWelt auf den vollelektrischen Antrieb von Kooperationspartner ABT. «
lich sein. Als E-Variante wird der T6.1 dann mit langem Radstand zu bekommen sein. Die Batterien sind unterflur angebracht, die Nutzlast soll je nach Batteriekapazität zwischen 900 und 1.200 Kilogramm betragen. ERSTER EINDRUCK Insgesamt ist der T6.1 keine Neuerfindung. Der Begriff „Update“ beschreibt die Modellpflege gut. Bewährtes funktioniert weiterhin, hinzu kommen Styling-Elemente, die dem Bulli etwas mehr DNA verleihen, und Assistenzsysteme auf dem Niveau konzerneigener Premiumfahrzeuge. Gespannt sein darf die Automobil-Welt auf den vollelektrischen Antrieb von Kooperationspartner ABT. Ab gut 35.000 Euro ist der T6.1 zu bekommen, die Transportervariante soll etwas günstiger werden.
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Die machen Bewegung
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Report
Text & Fotos LUTZ ODEWALD
NIS NA NG
DAS ORIGINAL
SSAN AVARA GUARD
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Auf der diesjährigen IAA Nutzfahrzeuge in Hannover nutzte Nissan die Bühne, um das neue Topmodell des Pickup-Erfolgsmodells Navara zu präsentieren: den Navara N-Guard.
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Seit 1986 produziert der japanische Autobauer Nissan Pickups. Rechnet man die von Nissan übernommene Marke Datsun dazu, dann erblickten schon in den 50er Jahren die ersten Kleinlaster mit offener Pritsche die fernöstliche Sonne. Der aktuelle Navara, die vierte Generation, durchquert seit 2016 sämtliche Kontinente, mal eher als Nutzfahrzeug, mal mehr als Eisdielen-SUV. Mit dem N-Guard krönt Nissan jetzt seine allradgetriebene Mehrzweckwaffe. Und setzt dabei auf alte Tugenden japanischer Autobauer. Die haben in den 70er Jahren ihre Marktanteile anfangs mit üppiger Serienausstattung zu attraktiven Einstiegspreisen gewonnen – sozusagen eine rollende All-Inclusive-Alternative zu europäischer Aufpreispolitik. Und genau da setzt auch der N-Guard an. Natürlich sind Preise ab 43.650 Euro (manuelle 6-Gang-Schaltung) beziehungsweise ab 45.345 Euro (7-Gang-Automatik) kein Schnäppchen. Aber verglichen mit dem nahezu baugleichen Mercedes-Derivat, welches ja auf dem Navara basiert, wiederum ein fairer Gegenwert. Denn die üppige Serienausstattung, mit dem der Testwagen auf den Hof rollte, macht den Dunkelmann fast zu schade zum Schlammcatchen auf matschigen Feld- und Waldwegen. Das hätte uns zwar überhaupt nicht von einer ausgedehnten Fahrt ins Grobe abgehalten. Doch
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beim Blick auf 18zölligen Edelfelgen und vor allem die montierten Straßenreifen haben wir von der Versuchung abgesehen. Schließlich hat der Navara in ungezählten Tests nahezu an jeder Ecke dieses Planeten bewiesen, dass er eine trittsichere automobile Wildsau sein kann.
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Richtig ran musste der Schönling trotzdem. Denn ein Pickup hat auch hierzulande viele Fans in Handwerk und Industrie. Und das nicht nur aus Geltungssucht der Fahrer, sondern vor allem wegen der Zugkraft am Haken. Dem hinteren nämlich. Stolze 3500 Kilogramm dürfen hier angekoppelt werden. Wir haben es mit einem durchaus üblichen motorlosen Anhängsel probiert, nämlich einem zum Transport von Pferden. Doch bevor wir die Tauglichkeit als Zugfahrzeug in Augenschein nahmen, haben wir uns den Navara N-Guard im Solobetrieb gewidmet. Was eine überaus angenehme Tätigkeit war, denn bei dem Flaggschiff der Baureihe waren Praktiker am Werke. Und zwar sowohl, was das Interieur samt Multimedia- und Connectivityprodukten angeht. Als auch beim Fahrwerk und der Außenhaut, die nicht nur gut aussieht, sondern
VIDEO ABSPIELEN
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Ausgabe #4 –Magazin Dezember 2018 92 Nutzfahrzeuge Anzeige
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Übrigens ist bei den Optionen neben der empfehlenswerten Sperre nur noch Platz für ein Hardtop. Das elektrisches Glas-Hub-Schiebedach (very nice to have) und die oben zitierte Anhängerkupplung (fast ein must have, vor allem beim Wiederverkauf!) sind im Preis enthalten. Die edle Teillederausstattung mit abgesetzten gelben Ziernähten, die LED-Scheinwerfer, eine Einparkhilfe und ein Multimediacenter mit Navigation und 360-Grad-Aroundview-Kamera – alles drin und dran. Speziell letztere ist sehr nützlich, denn so wird das Rangieren mit dem 5,30 Meter-Boliden zum Kinderspiel. Was natürlich auch für das passgenaue Rangieren des Anhängerkopfes über die Anhängerkugel gilt. Genau
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auch der Geländefunktionalität nicht im Wege steht. Anders als bei „normalen“ SUV verzieren hier keine plastilinen Unterbauten Bug und Heck. So bleibt auch an Böschungen oder grobem Geläuf noch reichlich Platz zwischen Karosse und Boden. Da reißt oder bricht beim Ritt durch die Prärie kein Spoiler ab, und keine Heckschürze verliert den Kontakt zum Fahrzeug. Großer Sympathiepunkt eines engagierten Offroad-Redakteurs! Und für die optionale Hinterachssperre, die beide Räder zu einer starren Einheit verbindet, wenn es nötig wird, gleich noch einen Punkt dazu. Normalerweise regeln die Assistenzsysteme meist per Bremseingriff, wenn ein Rad durchdreht, das andere herunter. So werden gefährliche Situationen auf der Straße kontrollierbar. Im schlammigen oder sandigen Gelände aber braucht man unbedingt Vortrieb. Bremsen wäre in dem Moment, wo ein Rad im Schlamm durchdreht, fatal. Dann bleibt die ganze Fuhre im Dreck stecken. Also wird „gesperrt“, so dass beide Räder immer mit der gleichen Drehzahl und gleicher Kraft drehen, völlig unabhängig vom Einzelschicksal des anderen.
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das sind die Momente, wo selbst hartgesottene Elektronikverächter ins Grinsen kommen. Womit wir beim praktischen Teil des Tests sind: Wie fährt sich der Nobel-Pickup von Nissan mit einem schnöden Anhänger? Wir können die Erfahrung mit nur wenigen Worten beschreiben: völlig problemlos. Nur der Blick in den Rückspiegel verrät, dass hinten mehr als eine Tonne Gewicht am Haken sind. Und das Manövrieren geht, ein wenig Kenntnis der Materie vorausgesetzt, kinderleicht.
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Müssen wir verraten, dass auch der Weg zurück über Landstraße und Autobahn einfach ein Genuss war? Dass der bullige 2,3-l-Diesel bestens zum Charakter des edlen Nutzfahrzeugs passt? Dass die Berganfahrhilfe auch in Parkhäusern eine gelungene Ergänzung ist? Oder dass der Notbremsassistent selbst in solch einem Trumm von Auto ein sichereres Gefühl vermittelt? Eigentlich nicht, oder?
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04 DAS BEWEGTE MOBIL
Fahrbericht Mercedes Fahrbericht Nissan Fahrbericht VW
Das bewegte Mobil 98 Nutzfahrzeuge Magazin
Fahrbericht MERCEDES-BENZ X 250D 4MATIC
POWER EDITION
Meister mit Maßanzug
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Text & Fotos DENNIS GAUERT
Das bewegte Mobil
Das bewegte Mobil
M
it der Power Edition der X-Klasse, genauer gesagt
dem X 250d 4Matic, schickt Daimler einen edel aufbereiteten Japan-Pick-up ins Rennen. Auf Basis des Nissan Navara und mit Motor und Automatikgetriebe von Renault ausgestattet, ist die unter anderem ebenfalls in Barcelona hergestellte X-Klasse ein typisches Nutzfahrzeug - mit einem breit gepolsterten Kimono
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aus Stuttgart.
Sandkastenfreund: Mit dem X250 4Matic wird das Arbeitsgerät schnell zum Spaßauto.
Optisch hat die X-Klasse den Navara und auch den Alaskan im Fitnessraum überholt. Schier unermüdlich müssen die Designer in Stuttgart Kataloge von US-Pickups durchgeblättert und die Bleistifte kreisen lassen haben. Am Ende kam eine um sieben Zentimeter verbreiterte, muskulöse Form heraus, die am Heck mit US-typischem Flair in den Rückleuchten abschließt. Eine Europalette passt nun quer auf die Ladefläche. Als sei das nicht genug, trägt der Pritschenwagen einen Grill mit der Fläche eines 37-Zoll-Fernsehers, auf dem der Stuttgarter Stern prangt. Die X-Klasse ist ein eindrucksvoller Mercedes. Dabei werden dem Japaner in Spanien von Franzosen deutsche Kleider angezogen. Verwirrt? Keine Sorge, das gehört heute dazu.
Das bewegte Mobil
America First: Mit der verbreiterten Karosserie und abgerundeten Heckleuchten grüßt die X-Klasse ihre Verwandten in den USA.
SPRITZIGER TURBODIESEL MIT MODERATEM VERBRAUCH Unser Testwagen, übrigens für 48.332 Euro inklusive Steuern zu haben, ist in der Power Edition die Luxusklasse der Baureihe. Mit dem 2,3-Liter-Turbodiesel von Renault ausgerüstet, zieht die ausgeglichene Sieben-Gang-Automatik den 2,3 Tonnen schweren Leiterrahmen in rund zwölf Sekunden auf Tempo 100 km/h. Dabei ent-
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Wer ein SUV erwartet, hat im falschen Katalog geblättert. Die Kriterien im Segment heißen eigentlich Zuglast, Geländetauglichkeit und Zuverlässigkeit. Wenn jedoch Daimler das Konzept in Cavansitblau Metallic taucht, den Schmuck anlegt und die Brust anschwellen lässt, wird ein robuster Pritschenwagen vielleicht zum parfümierten Restaurantbegleiter.
Das bewegte Mobil
Moteur d'automobiles: Der kräftige Selbstzünder stammt – wie auch die Automatik – aus dem Hause Renault.
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INNEN HAT STUTTGART RENOVIERT
steht dank den 190 Diesel-PS keine Müdigkeit im Fahrersitz. Ist der Selbstzünder erst einmal warm gefahren, glänzt er durch ausgeglichenes Drehmoment, Laufruhe und einen Aha-Effekt an der Ampel. Unser Testwagen fährt spritzig und lässt sich mit 10 Litern Diesel dafür angemessen entlohnen. Bei zügiger Fahrt oder kurzen Strecken kann sich der Verbrauch bis auf 12 Liter erhöhen. Dem Vortrieb werden bei knapp 180 km/h physikalische Grenzen gesetzt, die sich ab 155 km/h durch zunehmende Windgeräusche hinter der Kabine lautstark ankündigen. Wer die X-Klasse wirklich als Alltagsauto verwendet, kommt um den Kauf eines Hardtops nicht herum.
Im Innenraum weht ein moderner Mercedes-Wind. Einige Elemente sind aus dem Nissan-Regal zwar erhalten geblieben, aus dem Konzept haben die Stuttgarter aber eine neue Wohnwelt erschaffen. Die runden Lüftungsdüsen mit X-förmigen Gittern und der sportlich skulpturierte Instrumententräger bringen Abwechslung in die robuste Nutzfahrzeug-Kabine. Auch das Armaturenbrett mit braunem Kunstleder und Konstrastziernähten, sowie die nussbraunen elektrisch verstellbaren und beheizbaren Lederstühle geben dem „Lifestyle-Pickup“ (wie Mercedes ihn nennt) ein angenehmes Ambiente. Die Verarbeitung ist gut, die Materialanmutung zeigt leichte Schwächen. So reagieren besonders die Sitzflächen der beheizten Ledersitze empfindlich auf Körperkontakt und zeigen nach wenigen tausend Kilometern erste Spuren der Abnutzung.
Das bewegte Mobil
Der Griff ins Weiche: Auch wenn das Lenkrad sportlich-direktes Lenkverhalten signalisiert, ist gleitendes Manövrieren gefragt.
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Heute ein König: Bei der Neugestaltung der Fahrgastzelle haben die Stuttgarter ganze Arbeit geleistet.
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NAVI, SERVICE UND ÜBERWACHUNG IN EINEM Das Navigationssystem Comand bietet auch in der X-Klasse mehr als reines Infotainment mit Navigation. Gesteuert über einen Drehregler in der Mittelkonsole – oder gar über das darüber liegende Touchpad – ist es für die Generation Smartphone eine Sonderdisziplin. Weil von anderen Herstellern gewohnt, schwebt der Finger immer wieder in Richtung des Displays – nur dass „Die digitale dort kein Kontakt erPlattform stellt wünscht ist. Wer sich ein umfassendes aber einmal eingefunServiceangebot den hat, entlockt dem System alle notwendar, mit dem der digen Informationen Kunde neben und Funktionen, ohne Fahrzeugdaten den Verkehr zu verauch E-Commercenachlässigen.
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Funktionen nutzen kann. “
Im System integriert ist auch Mercedes Me. Die digitale Plattform stellt ein umfassendes Serviceangebot dar, mit dem der Kunde neben Fahrzeugdaten auch E-Commerce-Funktionen nutzen kann. So lassen sich per Smartphone Fahrzeugdaten wie Flüssigkeitsstände, der Standort, aber auch Diagnose-Funktionen nutzen. Die X-Klasse lässt sich sogar über NFC per Smartphone öffnen und starten. Ein interessan-
Kaum zu glauben: Die Details im Innenraum sind auf hohem Pkw-Niveau.
tes Portfolio, das auch in puncto Marketing ein modernes Instrument der Stuttgarter ist: Leasingverträge, Finanzierungen, gar ganze Fahrzeugkäufe lassen sich über das System abwickeln. Ganz zu schweigen davon, dass die Überwachung des eigenen Fuhrparks über Mercedes Me auch eine Wartungs- und Routenplanung ermöglicht. Um das System ausgiebig zu testen, blieb im straffen Redaktionsalltag leider keine Zeit. Ein Blick lohnt sich jedoch für alle, die entweder digitale Lifestyle-Services in Anspruch nehmen möchten oder alle aktuellen Kennzahlen zum Fahrzeug jederzeit griffbereit brauchen.
Auch mit digitalem Fußabdruck: Der X 250d 4Matic ist kein Pkw. Das Fahrwerk, das an der Hinterachse über Schraubenfedern an die Straße geführt wird, fällt im unbeladenen Zustand durch Zittern auf. Bei engen Bodenwellensequenzen wird man in der X-Klasse durchgeschüttelt. Bei über einer Tonne Zuladung ist das zwar ein typischer Effekt, aber im Alltag und besonders auf der Autobahn nervig. Die indirekte Lenkung verhält sich dazu wie der Löffel im Puddingtopf und gibt gepaart mit den weichen Reifenflanken ein verschwommenes Bild der Fahrsituation wieder. Im Grenzbereich schaukelt sich der Koloss auf, wird
Das bewegte Mobil
Verkehrte Welt: Die Tachoskala im X250 4Matic weckt übergroße Erwartungen.
105 Ausgabe #5 – April 2019
HANDWERKER BLEIBT HANDWERKER
106  Nutzfahrzeuge Magazin Das bewegte Mobil
Das bewegte Mobil
DIE GANZE PALETTE:
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DIE X-KLASSE IST DAS EINZIGE NAVARA-DERIVAT, BEI DEM EINE EUROPALETTE QUER DRAUF GEHT.
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Gipfelstürmer: Rutschige Untergründe und Kuppen beeindrucken den Allradantrieb nicht.
dann vom ESP aber rasch wieder in die Spur geführt. Das geschieht nicht so subtil, wie vom Pkw gewohnt, funktioniert aber gut. Der Fairness halber muss man sagen, dass das Handling beim Urmodell Navara und auch bei der Renault-Interpretation Alaskan nahezu identisch ist. Mercedes-Benz hat das Fahrwerk allerdings markentypisch etwas komfortabler abgestimmt. Auch die Geräuschdämmung wurde merklich verbessert. IM GELÄNDE IST DER X NICHT AUFZUHALTEN Aspekte, die im Gelände wiederum keine so große Rolle spielen. Denn hier ist der Stuttgarter Riese
mit zuschaltbarem Allradantrieb und Hinterachs-Sperre ein Garant für Spaß: Die maximale Steigfähigkeit beträgt 100 Prozent, erst ab knapp 50 Grad Schräglage muss der Fahrer aus der umgekippten X-Klasse durchs Seitenfenster rausklettern. Das sind beachtliche Werte für einen Pick-up, die SUVs im Vergleich wie Kinderspielzeug aussehen lassen. Dass die X-Klasse wie auch seine Brüder aus Frankreich und Japan auf der Straße nur mit Heckantrieb unterwegs ist, ist schade. Unbeladen verlieren die Hinterräder dadurch schnell den Grip. Auf sandigem Untergrund kann das ein zusätzlicher Fahrspaß sein, bei der Arbeit hindert es jedoch. Dafür stehen Allradfahrprogramme zur Verfügung, die nur auf rutschigem Untergrund und bis maximal
Ab diesem Punkt ist die X-Klasse eine Frage der Perspektive. Wer den Stuttgarter als Update seines Urahnen Navara wahrnimmt, wird von der mächtigen Optik, dem schön gestalteten Innenraum und der verbreiterten Ladefläche begeistert sein. Wer einen luxuriösen Pkw als Pritsche sucht, schwelgt auch bei der X-Klasse in einer Illusion. Als reines Arbeitstier taugt
ein durchschnitt- luxuriösen Pkw lich ausgestatteter als Pritsche Nissan Navara oder sucht, schwelgt Renault Alaskan auch bei der ebenso gut. Allrad, X-Klasse in einer 3,5 Tonnen AnhänIllusion.“ gelast, zuverlässige Technik – das können sie alle. Die Stuttgarter ziehen der kostspieligen Power Edition dazu ein edles Abendkleid mit neuen Details an. Bedürfnis und Begeisterung können damit gleichermaßen der Grund für ein Rendezvous mit dem X sein. Stabiler Typ: Erst bei 50 Prozent Schräglage heißt Aussteigen Rausklettern.
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100 Kilometer pro Stunde (4H) verwendet werden dürfen. Ansonsten droht ein kapitaler Schaden der Differentiale. Besonders das zuschaltbare Hinterachsdifferential ist im Gelände enorm hilfreich und gemeinsam mit der kurzen Untersetzung ein kaum zu stoppender Antrieb.
Das bewegte Mobil
„Wer einen
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FACTS Mercedes-Benz X250 4Matic Power Edition Abmessungen in mm (L x B x H) | 5,34 x 1,92 x 1,82 m Radstand | 3,15 m Motor | Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2298 ccm Leistung | 140 kW / 190 PS bei 3750 U/min Max. Drehmoment | 450 Nm bei 1500–2500 U/min Höchstgeschwindigkeit | 176 km/h Beschleunigung 0-100 km/h | 11,8 Sekunden Getriebe | Sieben-Gang-Automatik Testverbrauch | 10 Liter (Innenstadt) CO2-Emissionen | 207 g/km Leergewich | 2300 kg Zuladung | 1016 kg Ladefläche Länge x Breite | 1,58 x 1,56 m Bodenfreiheit | 223 mm k.A. Max. Anhängelast | 3500 kg Wendekreis | 13,4 m Basispreis Power Edition | 47189 Euro
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Testwagenpreis | 48 630 Euro
Wüstenfön: Ohne Allradprogramm wird’s in der X-Klasse schnell rutschig.
Das bewegte Mobil Glanzstück: Mit edlen ChromDetails hat Mercedes-Benz seine X-Klasse stadtfein gemacht.
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Fahrbericht
Flinker Kasten unter
NISSAN ENV200
112 Nutzfahrzeuge Magazin
Stromkasten
Text & Fotos DENNIS GAUERT
Saubermann: Der eNV200 erlaubt sich keine Patzer und ist dazu lokal emissionsfrei.
braust er lautlos um die Ecke: der eNV200.
Nissans preisgünstiger Kastenwagen mit Elektroantrieb
Das bewegte Mobil
Da
startet schon bei 28.600 Euro netto. Gepaart mit 4,2 Kubikmetern Ladevolumen und einer Reichweite von 200 Kilometern (nach WLTP-Norm) wollen die Japaner den schnellen Sprung in die letzte Meile schaffen. Ob das gelingt, zeigt unser Fahrbericht.
„Knuffig“ lautet das Attribut, das dem Nissan eNV200 gerne verliehen wird. Mit der rundlichen Front ohne Kühlergrill verzichtet der kleine Kastenwagen auf den strengen Blick, den seine europäischen Brüder so häufig auf die Straße werfen. Ab der Fahrgastzelle wird er dann zum Würfel, was ihm den Namen Stromkasten eingebracht hat.
Der Nutzwert spielt bei Nissan die erste Geige. So sind trotz Elektroantrieb noch 664 Kilogramm Nutzlast übrig geblieben, die bis zu 200 Kilometer transportiert werden können. Mit einer Länge von 4,56 Metern, einer Breite von 1,75 Metern und 1,86 Meter Höhe kommt » Je zwei verblechte der eNV200 in jedes Parkhaus und schnappt sich problemlos die Pkw-Parklücke. Je zwei verblech- seitliche Schiebetüren te seitliche Schiebetüren und Hecktüren mit und Hecktüren 180-Grad-Öffnungswinkel ermöglichen ein spie- mit 180-Gradlendes Be- und Entladen. Bremsassistent, BergÖffnungswinkel anfahrassistent und Bordcomputer sind serienermöglichen ein mäßig dabei.
spielendes Be- und Entladen. «
Fahrerisch gibt sich der eNV200 als flinker Geselle. Durch die niedrige Einbauhöhe des aus dem Nissan Leaf stammenden Wechselstrom-Synchronmotors und die unterflur angebrachten Akkus erhält der Kastenwagen einen niedrigen Schwerpunkt. Dieser verleiht ihm
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MIT ELEKTROANTRIEB UNGEWOHNT WENDIG
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Das klappt: Der eNV200 verfügt über Zugänge von allen Seiten. Das vereinfacht das Be- und Entladen.
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dank des kurzen Radstands ein Pkw-typisches Fahrverhalten mit geringer Wankneigung und eine Wendigkeit, wie man sie bei einem Kastenwagen mit Verbrennungsmotor so jedenfalls noch nicht kannte. Gewöhnungsbedürftig ist nur das intermittierende Annäherungssignal, das im Rückwärtsgang seinen Dienst aufnimmt und einem geflüsterten Piepsen ähnelt. 200 KILOMETER REICHWEITE IN DER STADT
Der konstant übersetzte Elektrotransporter erzielt mit den 109 PS, die ihm aus dem Elektromotor zur Verfügung stehen, eine Höchstgeschwindigkeit von 123 km/h. In 14 Sekunden spurtet der eNV200 von 0 auf Tempo 100. Das gelingt dank der 254 Newtonmeter Drehmoment solide. An der Ampel startet der knuffige Kastenwagen damit flink los.
» In 14 Sekunden spurtet der eNV200 von 0 auf Tempo 100. «
Unser Testverbrauch mit Überland, Innenstadt und einigen typischen Anstiegen in der hügeligen Landschaft lag auf dem Niveau der WLTP-Angabe von 25,9 Wattstunden pro Kilometer. So ergab sich eine Reichweite von knapp 200 Kilometern. Dafür wurde der eNV200 meist im Eco-Modus gefahren; Geschwindigkeiten über 100 km/h wurden vermieden.
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Wer mehr vom Ladezyklus haben will, nutzt den Eco-Modus. Der nimmt etwas Drehmoment aus dem Antriebsstrang und sorgt für eine gesteigerte Rekuperation. Letztere kann mit dem Fahren in Fahrprogramm B statt D nochmal gesteigert werden. Hier bremst der eNV200 bei der Gaswegnahme stärker ab, was mehr zurückgewonnene Energie bedeutet.
Das bewegte Mobil
200 Kilometer Hochspannung: Der 109 PS starke Elektromotor zieht gut an und gibt sich sparsam.
SCHLECHTE LADEINFRASTRUKTUR MIT WALLBOX ERSETZEN
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Ist der Strom aufgebraucht, stehen mehrere Lademöglichkeiten zur Verfügung. Der aufpreispflichtige Chademo-Schnellladeanschluss vorn, der bis zu 50 Kilowatt Gleichstrom aufnehmen kann, empfiehlt sich vor allem für Nutzer von Schnellladestationen. An einer mit zehn Ampere abgesicherten Haushaltssteckdose lädt der eNV200 mittels EVSE-Kabel gut zehn Stunden. An Schnellladestationen mit Chademo geht es in einem Drittel der Zeit. Nur waren die zum Testzeitpunkt im Umkreis defekt – ein in Deutschland aktuell häufig anzutreffendes Problem, das den Kauf einer heimischen Wallbox auf dem Land zu einem Muss werden lässt. Aufpreispflichtig ist übrigens die Batteriekühlung beim eNV200, die zugunsten der Flexibilität beim Aufladen mitbestellt werden sollte. PRAKTISCHE FAHRGASTZELLE MIT SCHWÄCHEN
Zurück in den eNV200: In der Fahrgastzelle geht es aufgeräumt und recht praktisch zu. Zwischen den Sitzen gibt es eine kleine Ablage für Smartphone und Becher, im Getränkehalter außen im Armaturenbrett können ganze Flaschen stehen. Großzügige Ablagefächer gibt es leider nicht. Das
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Schnellzapfhahn: Der Chademo-Anschluss empfiehlt sich als aufpreispflichtiges Extra für Schnellladestationen.
Das bewegte Mobil
Simpel, aber nett: Der Arbeitsplatz am Volant ist intuitiv gestaltet und erinnert an die verspielte Kleinwagenklasse.
aufpreispflichtige Multifunktionslenkrad ist aus der Kleinwagen-Sparte von Nissan bekannt und bietet Sprachsteuerung, Anrufentgegennahme sowie Tempomat und Zugriff auf das Multifunktionsdisplay. Insgesamt ist der Arbeitsplatz für den Fahrer intuitiv gestaltet, aber klassentypisch auf einem niedrigen Materialniveau. Drollig ist der digitale Tacho gestaltet, der simpel und leicht ablesbar die wichtigsten Daten zu Batteriekapazität, Reichweite und Geschwindigkeit anzeigt.
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» Insgesamt ist der Arbeitsplatz für den Fahrer intuitiv gestaltet, aber klassentypisch auf einem niedrigen Materialniveau.«
FAZIT
Insgesamt funktioniert der eNV200 überraschend einfach und bietet viel Nutzwert. Der Elektroantrieb lässt den wendigen Kastenwagen seicht durch die Straßen gleiten und bietet Fahrspaß durch die hohe Querdynamik. In der 2.Zero Edition, in der unser Testwagen ausgeliefert wurde, sind alle wichtigen Extras inbegriffen. Sie ist für 32.490 Euro inklusive Batterie erhältlich. Wer das Leben ohne schlecht gewartete öffentliche Ladestationen gestalten möchte, kauft bei Nissan noch eine Wallbox dazu. In Kooperation mit Energieanbieter Eon kostet sie 1.865 Euro brutto inklusive zwei Mauerdurchbrüchen, 15 Meter Kabel und Montage.
Das bewegte Mobil Mäusekino: Die leicht ablesbare Digitalanzeige versprüht den Charme früherer Cockpitstudien.
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Die Modi kommen: Mit einem Griff sind die Fahrstufen „D“, „B“ (erhöhte Rekuperation), sowie Eco aktiviert.
Das bewegte Mobil
FACTS Nissan eNV200 Kastenwagen 2.Zero Edition Abmessungen in mm (L x B x H) | 4.560 x 1.755 x 1.858 mm Leergewicht inkl. Fahrer | 1.556 kg Zulässiges Gesamtgewicht | 2.220 kg Radstand | 2.725 mm Ladevolumen | 4,2 Kubikmeter Motor | Wechselstrom-Synchronmotor Leistung | 80 kW (109 PS) bei 3.008 bis 10.000 U/min Maximales Drehmoment | 254 Nm bei 0 bis 3.008 U/min Batteriespannung | 240 bis 406 Volt (nominal 350 Volt) Batteriekapazität | 40 kWh Energieverbrauch | 25,9 Wh/km (WLTP) Effizienzklasse | A+ Reichweite | 200 km (nach WLTP) Höchstgeschwindigkeit | 123 km/h Wartungsintervall | 30.000 km/12 Monate Versicherungstypklassen KH/VK/TK | 19/18/19 Basispreis inkl. Batterie | 28.660 Euro netto
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Testwagenpreis inkl. Batterie | 32.490 Euro netto
Das bewegte Mobil 121 Ausgabe #5 – April 2019
Knollnase: Der Verzicht auf einen traditionellen Kühlergrill verleiht dem eNV200 ein knuffiges Äußeres.
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Fahrbericht
VW AMAROK CANYON 3.0 V6 TDI
Das bewegte Mobil
Text & Fotos DENNIS GAUERT
Wenn 2,3 Tonnen Leergewicht auf 224 DieselPS und eine Acht-Gang-Automatik treffen, kann von einem Nutzfahrzeug kaum mehr Hannover ist als Canyon mit dem 3.0-V6Glanz und Gloria: Die Canyon-Variante ist mit hochwertigen Designelementen und sportlicher Beklebung stadtfein gemacht.
TDI-Motor kaum aufzuhalten. Gute acht Sekunden vergehen, bis Tempo 100 Kilometer pro Stunde erreicht sind, bis 188 km/h wird die Reise kraftvoll fortgesetzt. Neben seiner Geländetauglichkeit beweist der Amarok damit, dass er auch auf der Autobahn etwas zu melden hat.
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die Rede sein. Volkswagens Pick-up aus
Das bewegte Mobil
Alleine die Vorstellung, über diesen Pick-up im traditionellen Sinne zu berichten erscheint absurd. Ein bisschen verrückt muss man schon sein, um die 56.614 Euro zu investieren, die unser Testwagen kostet. Davon entfallen alleine 10.521 Euro auf die Sonderausstattung. Das Ergebnis ist ein Blickfang in Honey Orange Metallic, der dank der neu designten mattschwarzen Sportsbar und Canyon-Dekorfolien keinen Hehl aus seinem Anspruch macht. Neben der optischen Erscheinung bietet der Amarok weiter guten
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Prinzessin auf der Erbse: Den Nutzfahrzeug-Charakter konnte VW dem Amarok auch auf der Autobahn gut abtrainieren.
Nutzwert. 3,5 gebremste Tonnen dürfen an die Anhängerkupplung gehängt werden, etwa 600 Kilogramm Zuladung sind erlaubt. Das nimmt dem Amarok im Vergleich zu Navara, X-Klasse und Alaskan zwar ein paar hundert Kilogramm an Argumenten ab, führt aber zu etwas, das keiner der genannten Konkurrenten bieten kann, Komfort: Während die Leiterrahmen des Japan-Pick-up Navara und dessen Derivaten mit Schraubenfedern an der Hinterachse unterwegs sind, fährt der Amarok traditionell auf Blattfedern. Durch die geringere Zuladung sind die aber deutlich entspannter abgestimmt. So sind
lange Autobahnfahrten mit dem Hannoveraner kein Problem. Windgeräusche sind ebenfalls kaum wahrnehmbar. Damit ist der Amarok eher ein Cruiser nach amerikanischem Vorbild. Unverständlich ist, weshalb VW bei allem Verständnis für angenehmes Fahren die Ladeklappe immer noch nicht mit Dämpfern versieht. Gerade erst hat Renault es beim Alaskan doch vorgemacht. Ein richtiger Dynamiker ist der schwere Amarok selbstverständlich nicht, lässt sich durch die gute Gewichtsverteilung aber zielge-
nau durch den Verkehr manövrieren. Dazu trägt auch die Lenkung bei, die mit zunehmendem Lenkwinkel straffer wird. Das ist erst einmal gewöhnungsbedürftig, erhöht das Sicherheitsgefühl und die Spurtreue im Vergleich zur Konkurrenz aber merklich. Die Bremsen packen beherzt zu und gebieten dem Riesen auch bei hohen Geschwindigkeiten schnell Einhalt. Und dann ist da noch das blitzschnell schaltende Acht-Gang-Automatikgetriebe, das dem Amarok Canyon zusammen mit den 550 Newtonmetern Drehmoment schon ab 1400 U/
Das bewegte Mobil
nach amerikanischem
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– e in C ruiser V orbild
Das bewegte Mobil 126 Nutzfahrzeuge Magazin
Nüchterne Perfektion: In puncto Verarbeitung und Bedienbarkeit stiehlt der Amarok seinen Konkurrenten die Show. Aufregend geht aber anders.
min zu einer ungewohnten Leichtigkeit verhilft. Um an der Ampel mit zu halten, schaltet sich mancher Kombifahrer die Finger wund – und bleibt trotzdem hinten. Im Innenraum geht es hochwertig, aber dezent zu. Das Armaturenbrett und die Türverkleidungen der Hannoveraner Pick-up-Sünde sind als Hommage an die deutsche Geradlinigkeit und Ordnungsliebe zu deuten. Akkurat tritt auch das mittig angeordnete Navigationssystem „Discover Media“ mit 6,33-Zoll-Touchscreen hervor.
Es lässt sich intiutiv und bequem bedienen. Durch seine geringen Abmessungen wirkt es in dem ansonsten großzügigen Interieur aber etwas verloren. Von ungeahnter Schönheit sind hingegen die bequemen Sitzbezüge in Alcantara. Die gut führenden Seitenwangen der beheizten und elektrisch verstellbaren Stühle sind mit Kunstleder im Carbon-Look abgesetzt und werten den Innenraum ebenso auf, wie die titanschwarze Armaturentafel und die schwarzen Fußmatten mit Canyon-Schriftzug. Nach modernen Assistenzsystemen muss man im Amarok nicht lange suchen. Durch die Servotronic sind hier nur eine
S itze
mit
Crew Love: Auch auf den hinteren Rängen geht es bequem zu.
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die
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Geniestreich: Die titanschwarzen Alcantara-Sitzbezüge werden mit Carbon-Look-Elementen aufgewertet.
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der Kraft aus dem Chaos: Beim Amarok verzichtet VW auf eine Motorabdeckung und gibt den Blick auf moderne Dieseltechnik frei.
Multikollisionsbremse, eine Geschwindigkeitsregelanlage, ESP, Offroad-ABS und ein Berganfahrund Bergabfahrassistent an Bord. Manche Zusätze wären hier schön gewesen, in Hannover konnte man vor ein paar Jahren aber noch nicht wissen, dass der Amarok über die Jahre noch zu einem echten Autobahnhochsitz wird. Ein kleines Wunder ist der Verbrauch: Im Durchschnitt sind es zehn Liter Testverbrauch, die auch bei beherztem Gasfuß nicht überschritten werden. Bis auf
acht Liter lässt sich der Durst des V6-Turbodiesels eindämmen. Die kleinen Brüder mit den Vierzylindern langen da nicht weniger zu. Eine so große Sünde ist der Amarok Canyon im Klassenvergleich also gar nicht. Auch zeigt er mit einer zuschaltbaren Allraduntersetzung und einem sperrbaren Hinterachsdifferential geländetaugliche Tugenden. Für Volkswagen selbst ist er allerdings eine Sünde: Die Verkäufe des Amarok blieben hinter den Erwartungen zurück, bei jedem
Schade, dass der Amarok mit dem V6-Diesel einen letzten Gruß auf der Wolfsburger Plattform schickt. Mit etwas innerem Willen und Schöngeist ist er nun nämlich eine echte Alternative zu einem SUV. Mit etwas geringerer Langstreckentauglichkeit und weniger Luxus aber sicher mit dem größeren Fahrspaß. Wie viel Sinn ein
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solcher Power-Pick-up tatsächlich macht, steht auf einem anderen Blatt. Vergönnt bleibt er im Betrieb mit einem derart hohen Kaufpreis wohl nur dem Chef. Ohnehin ist der Amarok aktuell nur noch mit V6-Dieselmotoren zu bekommen. Der ehemals günstige Einstiegspreis von gut 25.000 Euro für die Doppelkabine ist damit passé, eine Lkw-Zulassung als Doppelkabine ohnehin kaum mehr möglich. Da bleibt nur, für sich den Sinn im Unsinn zu sehen. Und das geht im Amarok Canyon jetzt sogar noch leichter: Der Nachfolger mobilisert ganze 258 PS aus dem gleichen Hubraum.
Viel Platz für leichtes: Mit rund 600 Kilogramm Nutzlast ist die Ladefläche zumindest bei der Zuladung begrenzt.
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gekauften Exemplar zahlt Volkswagen Nutzfahrzeuge bis heute drauf. So wird erwartungsgemäß wenn überhaupt nur ein Nachfolger auf Ford-Ranger-Basis kommen, der Amarok als VW-Eigenentwicklung aber wohl eingestampft. Das lassen die aktuellen Gespräche mit US-Automobilhersteller Ford erahnen, mit dem Volkswagen im Nutzfahrzeugbereich voraussichtlich eine Allianz bilden wird.
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Abmessungen in mm (L x B x H) | 5191 x 1878 x 1954 Motor | V6-Turbodiesel (TDI) Leistung | 224 PS (150 kW)
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Volkswagen Amarok Canyon 3.0 V6 TDI
Max. Drehmoment | 500 Nm bei 1250 – 2750 U/min Höchstgeschwindigkeit | 188 km/h Beschleunigung 0-100 km/h | 8,1 Sekunden Abgasnorm | Euro 6 CO2-Ausstoß (NEFZ) | 212 g/km Verbrauch (NEFZ) | 8,1 Liter Testverbrauch | 9,5 Liter Getriebe | Acht-Gang-Automatikgetriebe Leergewicht mit Fahrer | 2331 Kg Zulässiges Gesamtgewicht | 2920 Kg Zulässige Anhängelast (gebremst) | 3500 Kg Nutzlast | 589 Kg Radstand | 3090 mm Wendekreis | 12,95 m Basispreis | 46.092 Euro
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Testwagenpreis | 56.614 Euro
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NUTZFAHRZEUGE Magazin Ausgabe #5
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Wolf Aschemann Fotos Dennis Gauert, Lutz Odewald , Ford, Opel, Fiat, VWN, SE-LogCon, Spanset, Wistra, Würth, Citroen, Daimler, Citroen, Dekra, MAN, VW Erscheinungsweise Vier Ausgaben im Jahr Webseite www.nutzfahrzeuge-magazin.de Facebook facebook.com/nutzfahrzeuge
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Text Dennis Gauert, Lutz Odewald, Torsten Hamacher
133 Ausgabe #5 – April 2019
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