nobilis - Ausgabe 11 2020

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Live im Studio Das Album mit den selbstgeschriebenen Songs wurde, etwas gewagt, produziert, während das Crowdfunding noch lief, und unmittelbar vor dem Corona-Lockdown fertiggestellt. Binnen einer Woche spielte die Band zehn Titel in den re­ nommierten Peppermint-Park-Studios ein, und zwar im OneTake-Verfahren: „Wir wollten möglichst so etwas wie eine Live-Atmosphäre bewahren.“ Die Texte sind durchweg auf Deutsch gehalten – ist das in diesem Genre nicht eher eine schwierige Übung? „Man muss schon daran arbeiten, der Sprache eine gewisse Eleganz ab­

Tinatin Tsereteli live am 19. August 2020 im B­ iergarten der Location „cavallo königliche ­reithalle“ Hannover

Foto: Petra Reichelt-Seelig

Hier ist sie auf breiter Front aktiv, unterrichtet unter anderem am Music College und knüpft Netzwerke, etwa im Rahmen von „Music Women Hannover“, einer Initiative, bei der sie mit lokalen Größen wie Tokunbo Akinro oder der auch als Schauspielerin bekannten Denise M‘Baye zusammen­ arbeitet. Vor zwei Jahren reifte der Entschluss, sich als Sängerin/ Songwriterin mit eigener Band einen Namen zu machen. Was schnell zu Erfolgen führte: Die fünfköpfige Truppe wurde von der internationalen Jury der „Unesco Cities of Music“ ausgewählt, Hannover bei Festivals in Italien und Tschechien zu vertreten. Vor Ort, nämlich im Astor Grand Ci­ nema, soll sie das nächste Mal am 3. Dezember zu hören sein.

zugewinnen. Bei englischen Texten ist das sicher einfacher, kann dann aber auch schnell oberflächlich werden.“ Teutonische Analysierfähigkeit ist Tinatin eben mittler­ weile zur zweiten Natur geworden und mischt sich mit geor­ gischem Temperament, das sie selbst als „feurig“ bezeichnet. Fliegen bei ihr auch schon mal die Fetzen, Fäuste oder Teller? „Das nicht, aber ich kann richtig laut werden.“ Und was ruft solchen Ärger hervor? „Ungerechtigkeiten aller Art.“ Beruflich am Ball zu bleiben, erfordert gerade in diesen Wochen viel Energie, und außerdem gilt es, sich angemes­ sen dem achtjährigen Sohn Ilia zu widmen, weshalb die Fra­ ge nach Hobbys zurzeit nicht gar zu ausufernd beantwor­ tet werden kann. Tinatin liest gern, hatte schon mal mit der Übersetzung von georgischen Autoren angefangen und schätzt bei den deutschsprachigen besonders Max Frisch: „Er hat die Menschen sehr genau beobachtet und auch entlarvt.“ Zukunftspläne umfassen unter anderem, Tango und Segeln zu lernen, außerdem bekennt die Sängerin Interesse an Ku­ linarik: „Da entdecke ich immer wieder gern etwas Neues.“ Und das klingt doch schon fast wie ein Lebensmotto.  W

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