Foto: Victoria Herndl
Am Hauptplatz strahlt das frisch renovierte Schloss Pöggstall.
ment und untermauert somit diese Theorie. Auch die Bauhölzer des Bergfrieds, die in den 1250-er Jahren gefällt wurden, liefern entscheidende Hinweise zum Alter des Schlosses. Doch erst durch eine Erbteilung, die dazu führte, dass Pöggstall Konrad von Maissau zufiel, nahm die Bedeutung der Burg und der Herrschaft der Maissauer zu, was sich auch in baulichen Erweiterungen zeigte. Nach dem Tod von Konrads einflussreichem und vermögendem Sohn Otto IV. von Maissau ging Pöggstall um 1440 für relativ kurze Zeit in die Herrschaft der Brüder Christoph II. und Georg IV. von Liechtenstein-Nikolsburg über. Altes neu entdeckt Im Jahre 1450 erwarb der Wiener Konrad II. Hölzler das Schloss. Hölzler war Rat, Stadtrichter und Bürgermeister von Wien sowie Hubmeister in Österreich, eine damalige Spitzenposition in der Finanzverwaltung. Die Familie Hölzler trieb vor allem die wirtschaftliche Entwicklung des Schlosses sowie der Gemeinde voran. Die Hölzler erhielten das Recht, einen Jahrmarkt und später auch Wochenmärkte abzuhalten. Diese Rechte führten einerseits zur Wertsteigerung ihres Besitzes, andererseits auch zum wirt-
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SCHLOSSSEITEN
schaftlichen Aufstieg Pöggstalls zur Marktgemeinde. Im Zuge der Voruntersuchungen zur Sanierung stieß man auf eine bislang unentdeckte hölzerne Stube, eine Kammer sowie einen Saal. Diese in Teilen noch erhaltenen Räume gewähren einen guten Einblick in das historische Burgleben im Spätmittelalter. Pöggstall wird zur Adelsresidenz 1478 ging Schloss Pöggstall nach der Belehnung von Kaspar Rogendorf für mehr als 120 Jahre in den Besitz dieser Familie über. Die Rogendorfer wurden nicht nur mit den Posten militärischer Oberbefehlshaber betraut, sondern repräsentierten das Haus Habsburg auch in diplomatischen Angelegenheiten an den wichtigsten Höfen Europas. Kaspar begann mit dem Ausbau des Schlosses und ergänzte die mittelalterliche Burg um eine Schlosskapelle, die schon damals eine wahrlich kaiserliche Anmutung hatte. Doch erst unter Kaspars Söhnen Wilhelm, Wolfgang und Georg stieg die Familie aufgrund ihres großes Engagements rasch auf und baute Pöggstall zu einer modernen Residenz aus. Von ihren Reisen in die Kulturzentren Oberitaliens und der Niederlande brachten die Brüder internationale zeitgenössische Bauideen nach Pöggstall.