Nr 4 1930

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lesen konnte, flitzen sie am Auge des Zuschauers im I O O km-Tempo vorüber, um leider beim Übergang in die Ebene meistens nicht liochzukommen und nach einigen Dutzend Ubersclilägen irgendwo in oder nebeii der Piste im Scl-inee zu landen. Ganz abgesehen von den gemessenen Resultaten, die ergaben, dass die sclinellsten Fahrten die 100 km-Grenze erlieblich überschritten, l-iinterliessen die Fahrten ohne Ausnahme einen pl-iantastischen Eindruck. In dem Tempo wareii noch nie Mei-isclieii, die nicht auf irgend einem motorbewegten Vehikel sasseii, an meinem Auge vorübergeeilt. Kaum dass der Fahrer an der Horizontlinie erschien, rückte er in unheimlichem Tempo auch schon in nächste Nähe. Ein Heulen und Zischen zerriss die Luft. So wird es sein, wenn scl-iwereArtillerie ihre eisernen Grüsse auf einen Verteidigungsabschiiitt iiiederprasselii lässt. Angstiich verfolgte man jeweilen nach dem Sturz das I<ollen und Rollern des Körpers. Aber aucli die uriglaublichsten Stürze endeten für die Betroffenen harmlos. Bindungen und Skier allerdings gingen gelegeiitlicl-i in die Brüche, aber das nahm jeder in Kauf, wenn nur die Knochen heil blieberi. Jede einzelne Fahrt eingelieiid zu schildern, würde zu weit füliren. Das ist auch nicht der Zweck dieser Arbeit. Weiideii wir uns vielmehr den teclinischei-i Ergebiiisseii uiid der Frage zu : Was hat uns dieser erste Kilometer lance gezeigt? Nicht alle Fragen, die icli eingangs stellte, sind beantwortet worden, niclit im entferntesten. Ein einziger, noch dazu unvollkommerier Versuch kann unmöglich genügend Licht in das ganze Problem der Skigescliwii-idigkeit bringen. Aber einige Anhaltspunkte, die für das weitere Studium der Materie und als Grundlage für spätere Untersuchungen wichtig sind, haben sicli eben doch ergeben. Einmal hat es sicli gezeigt, dass alle früher aufgestellten Behauptungen, in Abfahrtsrennen seien Geschwindigkeiten von über 120 oder sogar über I30 km erreicht worden, von nun an ins Reich der Sport-Fabel zu verweisen sind. Nur über ganz kurze Distanzen kann der Skifahrer eine Geschwindigkeit von über I O O km erzielen und auch durchstelien, wenigstens mit den zur Zeit zur Verfügung stehenden Skiern. Damit soll nicht gesagt sein, dass es nicht möglich wäre, das am Kilometer laiic& in St. Moritz erreichte Mittel, resp. von Lantsch~iergefahrene Maximum zu schlagen. 111Adelboden wurde kurze Zeit nach dem ersten Ski-Lance ebenfalls ein ähnliches Rennen durchgeführt, an dem die St. Moritzer-Ergebnisse allbereits übertroffen worden sein sollen 1). Sobald es nämlicli gelingt, noch steilere und längere Hänge ausfindig zu machen, um reine Gescl-iwindigkeitsrennen durchzuführen, sobald ferner schwere Spezialskier, vom doppelten Gewicht der gebräuclilichen Sprungbretter verwendet werden, dürfte die Stundengeschwindigkeit schätzungsweise auf 120 km steigeii. Dass nämlicli die gewöhnlicl-ien Tourenskier den Rennskiern nicht gewachsen waren, hat der erste Kilometer lance ebenfalls klar bewiesen. Vermöge ihrer bessern Eigenfülirung 1) In hdelboden wurde allerdings nur eine effektive Messtrecke von IOO hletern zu Grunde gelegt, in St. hloritz 150 hleter. Die Differenz im Resultat ist einzig hierauf zurückzuführen. Sch~iftleiturig.

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