MQ ESPRIX 2014

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ESPRIX-FINALISTEN 2014

ten führen, weil eine kostenstellenübergreifende Zusammenarbeit nicht in jedem Fall möglich ist. So kann es vorkommen, dass verschiedene VEBO-Kostenstellenleiter innerhalb kurzer Zeit mit dem gleichen Kunden Akquisitionsgespräche führen und diesen damit verunsichern, wie das Assessoren-Team schreibt. Direktor Plüss ist sich dieses Nachteils bewusst, doch die Autonomie im Unternehmen hat für ihn einen höheren Stellenwert.

Persönliches Handbuch Seit die VEBO vor 25 Jahren ein pädagogisches Leitbild entwickelt hat, stehen die Qualität und die Selbstleitung im Zentrum. Qualität sei der wichtigste Erfolgsfaktor seiner Organisation, gefolgt von der Zufriedenheit der Anspruchsgruppen und an dritter Stelle folge die Selbstleitung, sagt Plüss bestimmt. Anders als in anderen Unternehmen arbeite die VEBO nicht mit nur einem Managementhandbuch. Weil die Autonomie derart wichtig sei, orientiere sich jeder Leiter an seinem persönlichen Managementhandbuch, so Plüss. Damit würden diese Führungspersonen die Verantwortung für ihr Tun und Lassen selbst übernehmen – jeder Leiter mit seinen Leuten sei ein

eigenes KMU innerhalb der «Holding» VEBO. Die Leiter würden dadurch die bereits zitierte «Wertschätzung durch Wertschöpfung» erfahren. Ein Prozess, der gleichbedeutend sei für das zentrale Anliegen: die Förderung der Eingliederung in die Gesellschaft. Das persönliche Managementhandbuch enthält alle zertifizierten Prozesse, seien das Umweltmanagement, Lebensmittelsicherheit und andere mehr. Somit ist sichergestellt, dass das Handbuch in Korrelation zu den sieben VEBO-Managementthemen steht: Wachstum, Finanzierung, Rentabilität, Gesellschaft und Umwelt, Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, Sicherheit/Risikomanagement sowie eine ständige Verbesserung des Qualitätsmanagements.

Moderne Technik Die VEBO-Werkstätten sind wie erwähnt Zulieferer der Industrie und Dienstleistung. Das bringt es mit sich, dass die Genossenschaft über eine zeitgemässe Infrastruktur und einen Werkzeugmaschinenpark mit modernster Steuerungstechnik verfügt. Doch wie kommen handicapierte Menschen damit zurecht?

Martin Plüss schmunzelt: «Wir beschäftigen beispielsweise einen Mann in der Schreinerei, der zwar nicht lesen und schreiben kann, doch er hat die Fähigkeit, die Hightechgeräte zu programmieren.» Die Produktionsbetriebe der Organisation gehen mit der Zeit und investieren immer wieder in neue Technologien: So bietet die VEBO beispielsweise anspruchsvolle Verpackungsarbeiten mit spezieller Reinraum-Infrastruktur für den Lebensmittel- und Pharmabereich an (u.a. Lebensmittelsicherheit ISO 22000 zertifiziert, Richtlinien HACCP und GMP). An den Werkplätzen werden oft kreative Hilfseinrichtungen installiert: Der hier tätige Mensch soll möglichst selbstständig seine Arbeit bewältigen können. Ein wichtiger Aspekt, damit die Beschäftigten mit Stolz und Freude ihre Arbeit erledigen können. Und: Je unabhängiger sie in dieser Institution arbeiten und leben können, desto geringer der Betreuungsaufwand. Das reduziere letztlich die sogenannten Solidaritätskosten der Gesellschaft, sagt Plüss. Im Wertesystem der VEBO sind Menschenwürde und Autonomieanspruch als Hauptpunkt festgelegt,

Die Managementarchitektur der VEBO.

B est B oard PPractice ractice ((*seit *seit 22008) 008) Best Board A ssessment vvon on Corporate Corporate G overnance Assessment Governance (für dden en Verwaltungsrat) Verw waltungsrat) (für •N trategisch • FFinanzwirtschaftlich inanzwirtschaftlich • PPersonell ersonell • FFührungsmässig ormativ • S ührungsmässig • K ommunikativ Normativ Strategisch Kommunikativ Rentabilität Rentabilität

S tändige V erbesserung Ständige Verbesserung des Qualitätsmanagements d es Q ualitätsmanagements

Sicherheit Gesellschaft Gesellschaft ArbeitsSicherheit Arbeitssicherheit Umwelt Umwelt Risikobzw. R isikosicherheit und und ((bzw. Gesundheitsmanagement) anagement) G esundheits- m sschutz chutz

S Statistiken tatistiken

S wiss-GAAP FFER Swiss-GAAP ER 2211 ((Fachempfehlungen Fachempfehlungen dder er R echnungslegung, sseit eit 22004) 004) Rechnungslegung,

IISO SO 226000 6000 ((Gesellschaftl. Gesellschaftl. V erantwortung) Verantwortung)

IISO SO 110014 0014 (Optimierung ddes es ffinanziellen inanziellen (Optimierung uund nd öökonomischen konomischen N utzens) Nutzens)

IISO SO 114001 4001 ((UmweltUmweltm anagement management **seit seit 11999) 999)

((*zertifiziert) *zertifiziert)

MQ Management und Qualität Spezialausgabe ESPRIX 2014

OHSAS O HSAS 118001 8001 ((*seit *seit 22008) 008)

IISO SO 331000 1000 O NR 449000 9000 ONR ((RisikoRisikom anagement) management) IISO SO 222000 2000 ((LebensmittelLebensmittelssicherheit icherheit 008) **seit seit 22008)

«

Finanzierung Finanzierung

« « « « « «

Wachstum Wachstum

eit 22002) 002) EEFQM FQM 22013 013 ((Excellence, Excellence, sseit IISO 996), 99004 004 ((*seit *seit 22002) 002) SO 99000, 000, 99001 001 ((*seit *seit 11996), *seit 22000) 000) B SV-IV 22000 000 ((*seit BSV-IV seit 22008) 008) G BM ((Betreuung, Betreuung, **seit GBM EEDUQUA DUQUA ((Weiterbildung, Weiterbildung, **seit seit 22005) 005) C H-Q ((Kompetenzmanagement) Kompetenzmanagement) CH-Q IISO SO 110015 0015 ((Schulungen) Schulungen) IISO SO 229990 9990 ((Lerndienstleistungen) Lerndienstleistungen)

was in Einklang mit der UNO-Konvention zum Schutz der Rechte von Menschen mit Behinderungen ist.

Istzustand festgehalten Der Mensch ist ein wichtiger, wenn nicht gar der wichtigste Wettbewerbsfaktor. Deshalb stellt sich für viele Unternehmen die Frage, wie man gewinnbringend in diese «Ressource» investiert. Für seine Organisation laute die Antwort Aus- und Weiterbildung, sie sei ein weiterer, wichtiger Erfolgsfaktor, sagt Plüss. Nicht zuletzt deshalb habe die VEBO seit dem Jahr 2000 eine firmeninterne Universität – eine Kaderschule, die primär für das Fachpersonal gedacht sei. Die Uni sei ein wichtiger Teil des prozessorientierten Managementsystems und biete den Mitarbeitenden mit Berufsabschluss vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten. Interne und externe Lehrkräfte sind im Einsatz, die Kurse anbieten wie beispielsweise «Führungsverhalten und Fähigkeiten im Leiten und Lenken», «Problemlösung», «Gruppenbildung», «Kenntnis der Märkte sowie der Erfordernisse und Erwartungen der Kunden und anderer interessierter Parteien». Die interne Kaderschule trage wesentlich dazu bei, dass lebendiges und lebenslanges Lernen bei den Mitarbeitenden zur Unternehmenskultur werde, betont Plüss, der die Geschicke der VEBO seit 1989 als Direktor lenkt. Man verstehe sich als «Lernende Organisation». «Eine ständige Verbesserung unserer Personen, Produkte, Prozesse und Systeme, damit unsere Public-Privat-Partnership-Organisation nachhaltig und dadurch sinnvoll bleibt», sagt Plüss, der in wenigen Wochen in Pension gehen wird. Er hat sich 25 Jahre mit Qualitätsmanagement auseinandergesetzt. Mit der 80 Seiten umfassenden Bewerbung für den ESPRIX-Award habe er vor seinem Rücktritt den Istzustand für seinen Nachfolger festgehalten. Aufgrund des wichtigen FeedbackBerichts der Assessoren werde er jetzt aber nichts mehr ändern, das sei Sache des Nachfolgers.

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