Paradigmenwechsel imSelbstschutz

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Um den notwendigen Tragekomfort zu gewährleisten, sollte die Bekleidung aus Stretchmaterialien bestehen und die Oberschenkeltaschen speziell angeordnet und konstruiert sein.

Enge Vernetzung Begonnen wurde vor mehr als 3 Jahren am LRZ Kempten mit einem Meeting am „Round-Table“. Man erkannte schnell, dass für ein solches Projekt weitere externe Fachkompetenz notwendig war. Nur durch eine enge Vernetzung verschiedener Experten, wie dem textilen Forschungs- und Prüfinstitut „Hohenstein Laboratories“, dem Spitzenverband der deutschen gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) und eines sehr erfahrenen Schutzbekleidungsproduzenten wie der Fa. „PFANNER Schutzbekleidung“ erschien dies realisierbar. Weiter waren auch das LRZ Traunstein, das LRZ Kassel, die Fa. EVG und die Bundespolizei Fliegergruppe involviert. Das anfängliche Ziel war die so genannte „eierlegende Wollmilchsau“ — eine Bekleidung, die im Sommer kühlt, im Winter wärmt, wasserdicht ist und allen Gefährdungspotenzialen im Luftrettungsdienst trotzt. Zudem sollte man damit natürlich auch noch aussehen wie „Gemany´s next rescue model“. Unter Einbezug dieser mannigfaltigen Faktoren kam man sehr schnell zu der ernüchternden Kenntnis, dass dies selbst mit hochwertigsten Materialien keinesfalls realisierbar ist. Nach den ersten Gesprächen der Expertengruppe zeigte sich zunächst die Notwendigkeit, eine so genannte Gefährdungsanalyse (GA) explizit für die Tätigkeit in der Luftrettung zu erarbeiten. Die GA wurde in Kooperation mit der DGUV und den Vertretern der deutschen Luftrettungsanbieter (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, DRF Luftrettung, ADAC Luftrettung) abgestimmt und erstellt. Die daraus gewonnenen Fakten dienten dann weiter als Fundament für die geforderten Leistungsparameter im Anforderungskatalog an eine neue PSA. Einen weiteren elementaren Bestandteil stellten die Anforderungen und Bedürfnisse der Mitarbeiter im Luftrettungsdienst dar. Hieraus wurde eine Vielzahl von Features und Anforderungen implementiert, wie gepolsterte und wasserdichte Knieschoner, Lüftungspassagen in Hose und Jacke, integrierte Handy und Melder-

taschen, Stifthalter, Intercomclip-Halterung und die Kompatibilität zum Sicherungsgurt. Die wichtigsten Anforderungen im Anforderungskatalog: • höchster ergonomischer Tragekomfort • klimaaktive Eigenschaften durch „Zwiebelschalenprinzip“ • Warnschutz DIN EN 471 Klasse 3 • GUV R 2106, TRBA 250, EN 340 • EWG Richtlinie für PSA mit CE Konformität • Kompatibilität mit dem Flugbetrieb, (VFR-Night tauglich, keine Spiegelung) • Kompatibilität mit der Gefährdungsbeurteilung Ein Konfektionär mit 20-jähriger Erfahrung im Bereich Arbeitsschutzkleidung für extreme Ein-

Einsatz am Bergetau.

sätze ist die Fa. PFANNER Schutzbekleidung aus Hohenems/Österreich mit ihrer Spezialisierung auf Anwendungen bei Forst, Feuerwehr, Bergrettung, Rettungsdienst, Polizei und Industrie. Gemeinsam mit dem LRZ Kempten wurden nun verschiedene Prototypen entwickelt.

Entwicklungsarbeit In der folgenden Phase wurden ausgiebige Trageversuche und verschiedene Waschtests absol-

BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 3|2011

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