Punkt3 Ausgabe 07/12 vom 05.04.2012

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punkt 3 – Ausgabe 07/2012 – 5. April

punkt 3 – Ausgabe 07/2012 – 5. April

Mit der nach Erkner

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Der Bahnhof Erkner 1842 wurde Erkner Station der Berlin-Frankfurter Eisenbahn. Bereits ein Jahr später gab es zweimal wöchentlich für die Berliner ermäßigte Ausflugsfahrten mit

3 Ostkreuz

dem Zug. Schon im 19. Jahrhundert war die Strecke so gefragt, dass sie viergleisig ausgebaut wurde. 1928 wurde der Bahnhof ans elektrische S-Bahn-Netz angeschlossen. Im gleichen Jahr entstand die Triebwagenhalle, das spätere S-BahnBetriebswerk. Im Mai 1945 wurden die beiden S-Bahn-Gleise als Reparationsleis-

Erkner 3

tungen in die Sowjetunion gebracht. Nach dem Wiederaufbau fuhren ab 2.11.1948 S-Bahnen nach Erkner. An der Station hält auch der RE 1.

Ein schnüffelnder Hauptmann und

wunderliches „Spreetreiben“

Ausflug ab Endstation: Erkner und seine außergewöhnlichen Offerten Nach Klein Afrika geht es zu Fuß. Teerdestille und Seidenraupenzucht sorgten einst für Lohn und Brot. Ein Konzertflügelfabrikant und ein Nobelpreisträger trugen zum Ruhm der Kleinstadt am Rande der Großstadt bei. Ein verrückter Wassersportwettbewerb und viel Natur tun heute ein Übriges. Wir fahren nach Erkner! Keine Panik wegen der S 3. Auch wenn man wegen der Ostkreuz-Bauarbeiten einmal umsteigen muss, braucht man ab Hauptbahnhof nur eine Dreiviertelstunde. Am Wochenende fahren die S-Bahnen sogar im 10-MinutenTakt. Auch in Erkner hat der Alte Fritz Existenzgründerspuren hinterlassen. 1752 ließ er eine Maulbeerplantage mit 1500 Bäumen anlegen, mit deren Hilfe sich Seidenraupen fett futtern und Seidenweber ihre Familien halbwegs ernähren konnten. Der letzte Maulbeerbaum – ein Prachtstück – ziert noch heute die Friedrichstraße. Ein halbes Jahrhundert später gaben aber

Fotos: David Ulrich

Der letzte Maulbeerbaum vor der Blumenuhr

Die dritte Erwerbsquelle produzierte gleichzeitig eine vierte und einen Irrtum. 1880 entstand die erste große kontinentaleuropäische Teerdestillation und 1909 die weltweit erste industrielle Kunststoffproduktion (Bakelite). Weil damals die Abgase der

Teerfabrikation für gesundheitsfördernd gehalten wurden, nannte sich Erkner „Luftkurort“ und versuchte so, den Fremdenverkehr zu fördern.

Die kulturelle Adresse Erkners: das Gerhart Hauptmann-Museum die meisten Erkneraner „Schiffer“ als Beruf an. Günstig gelegen an den Wasserwegen zwischen Oder, Spree, Havel und Elbe bestimmten Massentransporte von Kalk, Kohle und anderen Rohstoffen nach Berlin das Leben.

Der Kinderbauernhof Erkner: Spaß mit Wassja, Bujax und Babe y 2. Juni: Festumzug auf

Ziegenboß Wassja, Esel Bujax,

Wissenswertes über die Pflege

Wildschwein Babe und die

und Haltung von Haustieren;

vielen anderen Tiere sind

können sie toben, spielen

laute Fröhlichkeit gewöhnt,

oder sich in einem großen

leben sie doch auf dem

Stall mit unzähligen

Kinderbauernhof Erkner

Kinderbauernhof Erkner.

Kaninchen und Meerschwein-

Wiesenweg 5, 15537 Erkner

Seit 15 Jahren gibt es diese

chen anfreunden. Auch

mobil 0162 1753555

„Begegnungsstätte“

Reitunterricht und

www.kinderbauernhof-

zwischen Mensch und Tier.

Reiterferien werden

erkner.de

Kinder aus Kitas, Schulen,

angeboten.

geöffnet täglich 8-18 Uhr

Fördereinrichtungen und

Veranstaltungstipps:

Anfahrt:

Vereinen, aber auch

y 8. April: Ostereiersuche

Ab Bf Erkner Bus (424 o. 428)

ungezählte Familien besuchen jährlich den Kinderbauernhof. Hier erfahren sie viel

auf dem Hof y 5. Mai: Kinderbauernhofgeburtstagsfest

dem Heimatfest Erkner y 5. August: Sommerfest

bis Erkner/Schönschornstein oder ca. 35 Minuten Fußweg.

Hauptmann-Jahr mit vielen Veranstaltungen Auch der Schriftsteller Gerhart Hauptmann „schnüffelte“ auf Anraten seines Arztes, mietete sich eine Villa und hat nach eigenem Bekunden „…vier Jahre in Erkner gewohnt, und zwar für mich grundlegende Jahre. Mit der märkischen Landschaft aufs innigste verbunden, schrieb ich dort ‚Fasching‘, ‚Bahnwärter Thiel‘ und mein erstes Drama ‚Vor Sonnenaufgang‘. Die vier Jahre sind sozusagen die vier Ecksteine für mein Werk geworden.“ In diesem Jahr feiert die Stadt den 150. Geburtstag Gerhart Hauptmanns und den 100. Jahrestag der Verleihung des Literaturnobelpreises an ihn. Zahlreiche Veranstaltungen im Gerhart Hauptmann-Museum

begleiten die beiden Jubiläen. Eine Fahrradtour stellt eine Auswahl von kleinen, meist unbekannten Orten vor, die sich in verschiedenen Werken Gerhart Hauptmanns wiederfinden oder die mit seiner Person in Verbindung stehen. Bei kurzen Pausen werden diese Orte erläutert, es wird aus den dazugehörigen HauptmannWerken vorgelesen oder erzählt. Die Tour führt durch Erkner, Grünheide, Kagel und Kienbaum (ca. 20 Kilometer) und wird am 19. Mai, 16. Juni, 21. Juli, 18. August und 15. September angeboten. Start ist jeweils um 14 Uhr am Gerhart Hauptmann-Museum, Anmeldung erbeten (m siehe InfoBox), 5 €. Die zweite repräsentative Villa der Stadt ließ sich der berühmte Konzertflügelfabrikant Carl Bechstein am Dämeritzsee bauen. Heute residieren hier Bürgermeister und Stadtverwaltung. Der Name Bechstein bleibt jedoch bei jeder Tasse Kaffee in Erinnerung, die die Erkneraner und ihre Gäste im gleichnamigen neuen Caféhaus gegenüber dem Gerhart Hauptmann-Museum trinken.

zahlreicher werden die Waghalsigen, die sich am Ostersonnabend um 13 Uhr an der Spreebrücke in Neu Zittau ins sehr kalte Wasser stürzen und von der Spree und mit Hilfe der kuriosesten Schwimmhilfen fünf Kilometer bis zum Strandbad in Erkner treiben lassen. Schaulustige verfolgen das schaurige Vergnügen vom Ufer aus, zum Beispiel in Klein Afrika – warm angezogen.

Spreetreiben mit skurrilen Schwimmhilfen

i

Foto: Stadtverwaltung

Auskünfte, Informationsmaterial, Verzeichnis von Gastgebern und touristischen Anbietern Rathaus der Stadt Erkner Friedrichstraße 6-8

t 03362 795-0

Kuriose Schwimmhilfen treiben auf der Spree Nach Erkner fährt man aber auch – und vor allem – zum Wandern und „Wassern“. Mehrere Seen, die Spree, die Löcknitz und viele Nebenarme und Kanäle bilden ein Wasserparadies, das sowohl Freizeitkapitäne als auch die Berufsausflugsschiffer zu schätzen wissen. Ziemlich bizarre Wassersportgelüste befallen die Erkneraner jährlich zu Ostern. „Spreetreiben“ nennen sie das wunderliche Spektakel. Immer

Mo, Mi, Fr 9-13 Uhr, Di 9-19 Uhr, Do 9-18 Uhr Gerhart Hauptmann-Museum Gerhart-Hauptmann-Straße 1-2,

t 03362 3663, Fax: 03362 7000141 Di-So 11-17 Uhr Weiterer Ausflugstipp: Heimatmuseum Erkner Museumshof am Sonnenluch Heinrich-Heine-Straße 17/18,

t 03362 22452, www.heimatverein-erkner.de


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