Entrüstet
Entsorgt
Schluss mit dem ewigen Masochismus, fordert Politologe Fjodor Lukjanow von Russen und Polen.
Er sah ein Licht, und es ward grün. Roman Sablin lehrt die Moskauer, Müll zu trennen, und geht mit gutem Beispiel voran.
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REUTERS/VOSTOCK-PHOTO
Die deutsche Ausgabe von Russland HEUTE erscheint exklusiv als Beilage in: Für den Inhalt ist ausschließlich die Redaktion von Rossijskaja Gaseta, Moskau, verantwortlich
MITTWOCH, 4. MAI 2011
Tag der russischen Einheit
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CHEFREDAKTEUR
Verbundenheit der Generationen: Die Enkelin eines Veteranen umarmt ihren Großvater und zupft an seinem „Held der Sowjetunion“-Orden, der einst höchsten Auszeichnung des Landes.
Kostenlose Medizin wird wieder kostenlos
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Hat die Machtvertikale ausgedient?
„Wozu man gedenkt? Wenn ich m ich von einer sch lim men Krankheit erholt habe, werde ich mich daran immer mit Freude erinnern. Ich würde aber nicht gedenken, wenn ich immer noch krank wäre“, hat Leo Tolstoj gesagt und wird so von Alexander Solschenizyn im „Archipel Gulag“ zitiert. 1941 zog auch er in den Krieg, dessen Traumata er später literarisch verarbeitete. Wenn Russland am 9. Mai den „Tag des Sieges“ feiert, begegnen seine Menschen diesem Fest mit großer Ehrfurcht. Ihren Stolz nutzt die Politik für sich, indem sie Panzer über den Roten Platz rollen lässt, die westliche Journalisten für eine Machtdemonstration des Kreml halten. Was in den Medien jedoch wenig Raum einnimmt, ist die Trauer der Russen, die sich an diesem Tag ihrer Väter, Mütter, Geschwister und Kinder erinnern. Man gedenkt der Opfer, freut sich des Lebens und hofft, dass beide Nationen, die 66 Jahre später Partner sind, ein für alle Mal geheilt sind.
INHALT Korruption Der Mittelstand nimmt den Kampf auf WIRTSCHAFT
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Woronesch Diesel und Lebensfreude
PHOTOXPRESS
REISEN
ANATOLI SERGEJEV_KOMMERSANT
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AFP/EASTNEWS
aber eine Verkrustung des politischen Systems, wenn die unter Putin errichtete „Machtvertikale“ nicht aufgebrochen werde. Ein Jahr vor den Präsidentschaftswahlen sucht das Land nach Alternativen: Gibt es einen dritten Mann im Kreml?
Die Erwartungen an die anlaufende Gesundheitsreform sind groß. 20 Milliarden Euro werden bis 2013 in die Modernisierung der Krankenhäuser investiert, die Gehälter der Angestellten steigen um bis zu 35 Prozent. Ein wichtiger Schritt ist schon getan: Seit 2011 gilt eine landesweite Krankenversicherung, so dass Russen ihre Wunschklinik frei wählen können. Die Gründe für die Reform liegen auf der Hand: Die in Sowjetzeiten eingeführte kostenlose medizinische Versorgung aller Bürger ist nicht mehr gewährleistet: Laut russischer Verfassung hat zwar jeder das Recht, in einer der Polikliniken behandelt zu werden. Aber viele Russen kennen die Realität: Wer wirklich gesund werden will, schiebt dem Doktor besser einen Schein über den Tisch. Die Ärzte verweisen auf ihre miserablen Gehälter.
Medwedjew oder Putin? Die Gesellschaft ist der Ikonen müde.
Russische und westliche Medien berichten nach den Umstürzen in Tunis und Kairo über den Geist der Revolution, der angeblich auch um die Mauern des Kreml streife. Nahrung bekommen die Umsturzszenarien von Expertenberichten einiger Institute, die bisher als kremlnah galten. Sie prophezeien zwar keine Revolution,
Eine Heilung für zwei Nationen Alexej Knelz
AFP/EASTNEWS
Nelken für die Veteranen, Militärparaden in den Städten, Volksfeste im ganzen Land und zu später Stunde atemberaubende Feuerwerke. Kein Feiertag eint die Russen zwanzig Jahre nach dem Ende der Sowjetunion so sehr wie der „Tag des Sieges“, den die Bürger des Landes alljährlich am 9. Mai begehen. 66 Jahre nach dem Ende des „Großen Vaterländischen Krieges“, in dem insgesamt über 27 Millionen Sowjetbürger ihr Leben ließen, haben sich die Gedenkriten geändert. Im letzten Jahr marschierten neben Russen erstmals polnische, amerikanische, britische und französische Soldaten über den Roten Platz. Zwischen Wladimir Putin und Dmitri Medwedjew stand Bundeskanzlerin Angela Merkel. Wie groß das Vertrauen gegenüber dem Feind von damals ist, zeigen die engen wirtschaftlichen Beziehungen der beiden Länder. Städtepartnerschaften (S. 5), gegenseitige Besuche und kultureller Austausch bringen die Versöhnung zwischen Deutschen und Russen voran.
POINTIERT
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Straßenkunst Böse und provokant – die Art-Gruppe Wojna Russische Kliniken werden modernisiert und neu ausgestattet.
FEUILLETON
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