kmu Rundschau 02 2014

Page 97

Unternehmen unterwegs Bei solchen neunen Technologien spielt der Einsatz von Big Data eine zentrale Rolle. Schon heute produzieren Steuereinheiten für Funktion und System für das Anti-Schleuder-Programm ESP viele Daten. Kritisch wird es bei der Einbeziehung personenbezogener Daten, zum Beispiel bei der vernetzten Navigation, wenn sich Fahrzeuge gegenseitig über Staus und Hindernisse informieren. Das ist sehr praktisch. Wenn die Daten der Fahrer oder der Fahrzeughalter offen liegen, führt das aber sicher nicht nur bei Datenschützern zu Schweissausbrüchen. Allerdings könnten – und das wäre eine erste Forderung – die Daten auch anonymisiert werden. Das Beispiel eCall Bei eCall (emergency call) handelt es sich um ein von der Europäischen Union geplantes automatisches Notrufsystem für Kraftfahrzeuge, das ab Oktober 2015 verpflichtend in alle neuen Modelle von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen, die in der EU zugelassen sind, eingebaut werden muss. Im Fahrzeug montierte Geräte sollen einen Verkehrsunfall automatisch an die einheitliche europäische Notrufnummer 112 melden und durch die rascher initiierten Rettungsmassnahmen helfen, die Zahl der Verkehrstoten zu senken und die Schwere von Verletzungen im Strassenverkehr zu reduzieren. Skeptiker befürchten, dass von eCall gesammelten Daten, beispielsweise zu Geschwindigkeit, Fahrweise oder Bremsverhalten, gegen den Nutzer verwendet werden können. Einige EU-Abge-

ordnete wollen daher eCall als «schlafendes System» einführen. Es soll nur nach einem Unfall Daten senden. Kontrolle behalten Nicht nur diese Beispiele machen deutlich, dass hier noch viele Diskussionen vor uns liegen. Wir geniessen gerne die neuen Technologien, wenn das Auto nicht zur unersättlichen Datenkrake wird. Auf jeden Fall sollten Fahrzeughalter und Fahrer in der Lage sein, den Datentransfer transparent zu kontrollieren und wenn sie wollen, auch zu stoppen. Auch aus versicherungstechnischen Gründen wird sich nicht jede Technologie, die auf dem Markt ist durchsetzen. Nach Unfällen drohen Rechtsstreitigkeiten, deren gesetzlichen Grundlagen von staatlicher Seite erst noch zu schaffen sind.

Georg Lutz ist Chefredaktor von kmu RUNDSCHAU. www.youngculture.com

utopistisch. Es dreht sich gleichmässig im Kreis. Alle fünf Milliardstel Sekunden scannt ein Laserstrahl dabei die Umgebung – bis zu einer Entfernung von 50 Metern. Daraus entstehen dreidimensionale Bilder. Der Grossrechner dazu befindet sich im Kofferraum. Der Fahrer muss sich bald nur noch in das Auto setzen und ein Ziel eingeben. Neue Technologie wie Augmented Reality Es gibt aber auch Zwischenschritte. Mit den sich ständig erweiternden Fähigkeiten von Sensorik, Mechatronik und Datenverarbeitung können dem Fahrer eines Automobils zahlreiche Assistenzfunktionen bereitgestellt werden, welche die Fahrt im Strassenverkehr sicherer und komfortabler ablaufen lassen. Ein erster Schritt zum autonomen Fahren sind Fahrerassistenzsysteme, die beim Einparken helfen, die Spur halten oder den Abstand zum Vordermann regeln. BMW forscht an der computergestützten Erweiterung der Realitätswahrnehmung. Das geht in Richtung der neuen Datenbrillen, die jetzt auf den Markt kommen. Das zentrale Stichwort heisst hier Augmented Reality. So kommt die klassische Windschutzscheibe zu ganz neuen Aufgaben. Sie kann als zusätzliches Bedienfeld und Bildschirm eingesetzt werden.

Neue Technologien im Auto bringen mehr Komfort, bringen aber auch mehr Gefahren mit sich.

Ausgabe 1_2014 // Seite 95


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.