Münzen Journal 2/2012

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Zur Beförderung des Patriotismus

Zur Beförderung des Patriotismus König Ludwig I. regierte Bayern von 1825 bis 1848 und ließ während dieser Zeit zahlreiche Geschichtstaler prägen.

schon bei den alten Römern und

hunderts zu machen. Mit vielfältigen

dann nach langer Pause ab dem

Staatsbauten und Denkmalstiftungen

wurden

bleibt der König bis heute als großer Bau-

Münzen zu Propaganda-

herr und Förderer von Kunst und Wissen-

Ein prächtiges Reiterdenkmal ehrt in

und Erinnerungszwecken

schaft im Gedächtnis und als einer, dem

München den bayerischen Kurfürsten

geprägt. Sie hatten ähnliche

kriegerischer Sinn fehlte.

Maximilian I., der dazu passende Ge-

16.

Jahrhundert

schichtstaler trägt die Jahreszahl 1835.

Aufgaben wie die Medaillen, die in der Zeit der Renaissance

In diesem Denken und Handeln erhielten

modisch wurden und gute

die Geschichtstaler einen wichtigen Platz

Dienste zur Verherrlichung

in der Kulturpolitik des Königs. Sie schön

von fürstlichen und anderen

und angemessen zu gestalten war für ihn

Personen sowie von wich-

ein großes Anliegen, viele Ausgaben gehen

tigen geschichtlichen und

auf seine Ideen zurück. Interessant ist in

anderen Ereignissen taten.

dem Zusammenhang eine Debatte zwischen dem König und seinem Münzdirek-

Zur Beförderung des Patriotismus Warum König Ludwig I. von Bayern Geschichtstaler prägen ließ

Der Konservator des königlichen

tor Heinrich Joseph von Leprieur über das

Münzkabinetts in München, Franz Ignatz

Für und Wider von lateinischen Inschrif-

von Streber, interessierte schon 1806 den

ten. Leprieur favorisierte das Latein, weil

politische und kulturelle Aktivitäten Lud-

die Münchner nicht länger gewillt waren.

an Kunst, Architektur und der Numismatik

diese Sprache bestimmte Sachverhalte viel

wigs I. in klassisch-kühler Form und stets

In die Enge getrieben und einer erregten

interessierten Kronprinzen Ludwig, der

treffender zum Ausdruck bringe als die

mit einem sinnigen Spruch versehen publik

Menschenmenge gegenüber stehend, sah

1825 als Ludwig I. den Thron bestieg, für

deutsche Sprache und überall verstanden

machen. Ob die 38 Ausgaben bayerischen

sich Ludwig I. gezwungen, seine Krone

die Ausgabe von bayerischen Konventi-

wird. Das fand Ludwig I. zwar einleuch-

Patriotismus beförderten und die Bindung

niederzulegen, nicht ohne zu betonen, er

onstaler als Gedenkmünzen. Doch Ludwig

tend, doch da die Geschichtstaler Teil eines

der Untertanen an das Herrscherhaus fe-

habe für Bayern nur das Beste gewollt. Der

sah vorerst keine Notwendigkeit, auf die

pädagogischen Programms waren, um das

stigten, bleibt dahin gestellt. Als diese zu

Regierungswechsel ganz im Zeichen der

Münzpolitik seines Vaters Maximilian I.,

Nationalbewusstsein der Bayern und ihre

Beginn des Revolutionsjahrs 1848 von den

1848er Revolution war mit einigen schnel-

der 1806 König von Bayern wurde, Ein-

Bildung zu heben, entschied er, einem

Eskapaden ihres für damalige Verhältnisse

len Zugeständnissen wie die Aufhebung

fluss zu nehmen. Außerdem befand man

Trend der damaligen Zeit folgend, die Le-

schon recht alt gewordenen Monarchen

der Zensur und Neuwahlen für ein Lan-

sich im Zusammenhang mit den damaligen

genden auf deutsch abzufassen, allerdings

genug hatten, vermochten auch die

desparlament verbunden. Der auf die Über-

Kriegen in einer überaus schwierigen Zeit,

mit einer schönen lateinischen Schrift.

schönsten Geschichtstaler und roman-

gabe der Krone an Maximilian II. am 20.

in denen Gestaltungsfragen von Münzen

Bilder und Inschriften sollten eine Einheit

tischsten Gedichte dessen Abdankung

März 1848 geprägte Geschichtstaler ist die

deplatziert waren. Nach dem Regierungs-

bilden und für jedermann verständlich

nicht mehr aufzuhalten. Auslöser der Un-

seltenste Münze aus der ganzen Serie. Der

wechsel im Jahr 1825 war der neue König

sein.

ruhen waren amouröse Abenteuer, die der

Ex-König lebte noch 20 Jahre, überlebte

Ludwig I. geneigt, „größere Sorten der ge-

Zwischen den Geschichtstalern von 1825

König mit der zur Gräfin Landsfeld „erho-

gar seinen Sohn Maximilian II. und wid-

genwärtigen Courrent Münzen (z. B. Du-

und 1848 stets mit dem Königskopf auf der

benen“ Tänzerin Lola Montez hatte und

mete sich als Privatmann der Vollendung

katen und Thaler) in historische Denkmün-

Vorderseite liegen prächtige Gepräge, die

die hinzunehmen die Bayern und speziell

seiner Bauten.

zen zu verwandeln“, wie es in einer Denkschrift von Streber heißt. Ludwig I.

Schaut man deutsche Münzen des 19.

leistete sich Bayern eine geradezu üppige

verkündete, er wolle nicht für Jahrhun-

Gedenktaler mit den Köp-

Jahrhunderts an, fällt ihre Gleichförmig-

Folge von Geschichtstalern. Die Serie be-

derte, sondern für Jahrtausende bauen. Er

fen von Reichenbach und

keit, ja manchmal Langeweile auf. Gedenk-

ginnt mit einem Konventionstaler von

plante, München in einen Ort zu verwan-

Fraunhofer (1826) sowie

und Preismünzen sind eine Ausnahme und

1825 anlässlich des Regierungsantritts von

deln, „der Teutschland zur Ehre gereichen

anlässlich der Gründung

kommen vor allem in Sachsen, Hannover,

Ludwig I. und endet 1856 mit einem Dop-

soll, dass keiner Teutschland kennt, wenn

der Hochschule zu Erlan-

Baden und Bayern vor, während die Kö-

peltaler auf die Weihe eines Denkmals

er nicht München kennt“. Der Monarch

gen (1843), mit dem Dür-

nige von Preußen wenig Neigung hatten,

Maximilians II. in Lindau.

setzte alles daran, um das weitgehend

erdenkmal in Nürnberg

agrarisch geprägte, zudem noch in unter-

(1840) und dem Denkmal

durch solche Ausgaben zu glänzen. Unter der Regentschaft von König Ludwig I. zwi-

Mit der Ausgabe von Geschichtstalern

schiedliche Kultur- und Kirchenlandschaf-

von Maximilian I. Joseph

schen 1825 und 1848 und seines Sohns

knüpfte der kunstsinnige und baufreudige

ten zerfallene Bayern zu einen und fit für

in München (1839).

und Nachfolgers Maximilian II. bis 1864

Ludwig I. an eine alte Tradition an, denn

die Herausforderungen des neuen Jahr-

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