Zur Beförderung des Patriotismus
Zur Beförderung des Patriotismus König Ludwig I. regierte Bayern von 1825 bis 1848 und ließ während dieser Zeit zahlreiche Geschichtstaler prägen.
schon bei den alten Römern und
hunderts zu machen. Mit vielfältigen
dann nach langer Pause ab dem
Staatsbauten und Denkmalstiftungen
wurden
bleibt der König bis heute als großer Bau-
Münzen zu Propaganda-
herr und Förderer von Kunst und Wissen-
Ein prächtiges Reiterdenkmal ehrt in
und Erinnerungszwecken
schaft im Gedächtnis und als einer, dem
München den bayerischen Kurfürsten
geprägt. Sie hatten ähnliche
kriegerischer Sinn fehlte.
Maximilian I., der dazu passende Ge-
16.
Jahrhundert
schichtstaler trägt die Jahreszahl 1835.
Aufgaben wie die Medaillen, die in der Zeit der Renaissance
In diesem Denken und Handeln erhielten
modisch wurden und gute
die Geschichtstaler einen wichtigen Platz
Dienste zur Verherrlichung
in der Kulturpolitik des Königs. Sie schön
von fürstlichen und anderen
und angemessen zu gestalten war für ihn
Personen sowie von wich-
ein großes Anliegen, viele Ausgaben gehen
tigen geschichtlichen und
auf seine Ideen zurück. Interessant ist in
anderen Ereignissen taten.
dem Zusammenhang eine Debatte zwischen dem König und seinem Münzdirek-
Zur Beförderung des Patriotismus Warum König Ludwig I. von Bayern Geschichtstaler prägen ließ
Der Konservator des königlichen
tor Heinrich Joseph von Leprieur über das
Münzkabinetts in München, Franz Ignatz
Für und Wider von lateinischen Inschrif-
von Streber, interessierte schon 1806 den
ten. Leprieur favorisierte das Latein, weil
politische und kulturelle Aktivitäten Lud-
die Münchner nicht länger gewillt waren.
an Kunst, Architektur und der Numismatik
diese Sprache bestimmte Sachverhalte viel
wigs I. in klassisch-kühler Form und stets
In die Enge getrieben und einer erregten
interessierten Kronprinzen Ludwig, der
treffender zum Ausdruck bringe als die
mit einem sinnigen Spruch versehen publik
Menschenmenge gegenüber stehend, sah
1825 als Ludwig I. den Thron bestieg, für
deutsche Sprache und überall verstanden
machen. Ob die 38 Ausgaben bayerischen
sich Ludwig I. gezwungen, seine Krone
die Ausgabe von bayerischen Konventi-
wird. Das fand Ludwig I. zwar einleuch-
Patriotismus beförderten und die Bindung
niederzulegen, nicht ohne zu betonen, er
onstaler als Gedenkmünzen. Doch Ludwig
tend, doch da die Geschichtstaler Teil eines
der Untertanen an das Herrscherhaus fe-
habe für Bayern nur das Beste gewollt. Der
sah vorerst keine Notwendigkeit, auf die
pädagogischen Programms waren, um das
stigten, bleibt dahin gestellt. Als diese zu
Regierungswechsel ganz im Zeichen der
Münzpolitik seines Vaters Maximilian I.,
Nationalbewusstsein der Bayern und ihre
Beginn des Revolutionsjahrs 1848 von den
1848er Revolution war mit einigen schnel-
der 1806 König von Bayern wurde, Ein-
Bildung zu heben, entschied er, einem
Eskapaden ihres für damalige Verhältnisse
len Zugeständnissen wie die Aufhebung
fluss zu nehmen. Außerdem befand man
Trend der damaligen Zeit folgend, die Le-
schon recht alt gewordenen Monarchen
der Zensur und Neuwahlen für ein Lan-
sich im Zusammenhang mit den damaligen
genden auf deutsch abzufassen, allerdings
genug hatten, vermochten auch die
desparlament verbunden. Der auf die Über-
Kriegen in einer überaus schwierigen Zeit,
mit einer schönen lateinischen Schrift.
schönsten Geschichtstaler und roman-
gabe der Krone an Maximilian II. am 20.
in denen Gestaltungsfragen von Münzen
Bilder und Inschriften sollten eine Einheit
tischsten Gedichte dessen Abdankung
März 1848 geprägte Geschichtstaler ist die
deplatziert waren. Nach dem Regierungs-
bilden und für jedermann verständlich
nicht mehr aufzuhalten. Auslöser der Un-
seltenste Münze aus der ganzen Serie. Der
wechsel im Jahr 1825 war der neue König
sein.
ruhen waren amouröse Abenteuer, die der
Ex-König lebte noch 20 Jahre, überlebte
Ludwig I. geneigt, „größere Sorten der ge-
Zwischen den Geschichtstalern von 1825
König mit der zur Gräfin Landsfeld „erho-
gar seinen Sohn Maximilian II. und wid-
genwärtigen Courrent Münzen (z. B. Du-
und 1848 stets mit dem Königskopf auf der
benen“ Tänzerin Lola Montez hatte und
mete sich als Privatmann der Vollendung
katen und Thaler) in historische Denkmün-
Vorderseite liegen prächtige Gepräge, die
die hinzunehmen die Bayern und speziell
seiner Bauten.
zen zu verwandeln“, wie es in einer Denkschrift von Streber heißt. Ludwig I.
Schaut man deutsche Münzen des 19.
leistete sich Bayern eine geradezu üppige
verkündete, er wolle nicht für Jahrhun-
Gedenktaler mit den Köp-
Jahrhunderts an, fällt ihre Gleichförmig-
Folge von Geschichtstalern. Die Serie be-
derte, sondern für Jahrtausende bauen. Er
fen von Reichenbach und
keit, ja manchmal Langeweile auf. Gedenk-
ginnt mit einem Konventionstaler von
plante, München in einen Ort zu verwan-
Fraunhofer (1826) sowie
und Preismünzen sind eine Ausnahme und
1825 anlässlich des Regierungsantritts von
deln, „der Teutschland zur Ehre gereichen
anlässlich der Gründung
kommen vor allem in Sachsen, Hannover,
Ludwig I. und endet 1856 mit einem Dop-
soll, dass keiner Teutschland kennt, wenn
der Hochschule zu Erlan-
Baden und Bayern vor, während die Kö-
peltaler auf die Weihe eines Denkmals
er nicht München kennt“. Der Monarch
gen (1843), mit dem Dür-
nige von Preußen wenig Neigung hatten,
Maximilians II. in Lindau.
setzte alles daran, um das weitgehend
erdenkmal in Nürnberg
agrarisch geprägte, zudem noch in unter-
(1840) und dem Denkmal
durch solche Ausgaben zu glänzen. Unter der Regentschaft von König Ludwig I. zwi-
Mit der Ausgabe von Geschichtstalern
schiedliche Kultur- und Kirchenlandschaf-
von Maximilian I. Joseph
schen 1825 und 1848 und seines Sohns
knüpfte der kunstsinnige und baufreudige
ten zerfallene Bayern zu einen und fit für
in München (1839).
und Nachfolgers Maximilian II. bis 1864
Ludwig I. an eine alte Tradition an, denn
die Herausforderungen des neuen Jahr-
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Münzen | Journal 2/2012
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